Zugewuchert: Die Villa Berg droht zu verfallen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Und noch ein Bauprojekt mit Verspätung: Statt 2022 dürfte die Villa Berg erst 2023 fertig werden. Noch ist aber nicht einmal entschieden, wie die Sanierung vonstatten gehen soll.

Stuttgart - Die Villa Berg soll eine Art Geschenk für alle Stuttgarter werden. Aber wann klappt das endlich? Bisher sollte sie im Jahr 2022 saniert und um ein Nebengebäude ergänzt sein. Inzwischen wird eine Verzögerung nicht mehr ausgeschlossen. Man hoffe zwar nach wie vor, Ende 2022 fertig zu werden, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) unserer Zeitung, vielleicht werde der Termin aber auch ins Jahr 2023 fallen.

Noch ist unklar, wie stark man in die Gebäudesubstanz eingreifen und wie viele zusätzliche Flächen man in einem Nebengebäude hinzufügen will. Nach Informationen unserer Zeitung liegen die geschätzten Kosten, je nach Variante, bei 25 bis 38 Millionen Euro samt Umgestaltung des unmittelbaren Umfeldes, aber ohne Rückbau anderer Bau- und Parkpflegemaßnahmen im weiteren Umfeld.

Was wird aus den Ankündigungen des OB?

Die Bevölkerung wird bereits ungeduldig. Ob denn über die Pläne zur Sanierung der altehrwürdigen Villa wieder Gras gewachsen sei, wie in den vergangenen Jahren schon über einige Stellen auf dem Dach des leer stehenden Kulturdenkmals, wollen Leser unserer Zeitung wissen. Und was denn aus den vollmundigen Ankündigungen von OB Fritz Kuhn (Grüne) geworden sei, das nach dem Krieg zuerst vom Süddeutschen Rundfunk und dann vom Südwestrundfunk genutzte Gebäude der Allgemeinheit zurückzugeben.

Bürgermeister Pätzold beruhigt: Die Verwaltung habe die Machbarkeitsstudie für den Umbau geprüft, deren Grundzüge im Dezember 2017 bekannt wurden. Man arbeite mit Hochdruck an der Vorlage für den Grundsatz- und Projektbeschluss des Gemeinderats. Die Umsetzung könne bald in Gang kommen. Und die Realisierung solle sich direkt nach dem Ergebnis der Bürgerbeteiligung richten, obwohl diese immer als „informell“ deklariert gewesen war. Gewollt ist ein „Haus für Musik und mehr“: mit Gastronomie, mit einem großen Saal und einem kleinen Saal für Konzerte, für Bankette und für sonstige Veranstaltungen, mit Räumen für Vereinssitzungen und Musikproben und für Theaterarbeit, die keine große Technik erfordert.

Ob Künstler in der Villa übernachten dürfen, ist offen

Doch erst mit dem Gemeinderatsbeschluss werden die Eckwerte für den Umgang mit dem Kulturdenkmal festliegen – und im Moment gibt es innerhalb der Stadtverwaltung offenbar noch keine klare Empfehlung. Auf dem Tisch liegen drei Varianten. Diese unterscheiden sich vor allem durch das künftige Fassungsvermögen des vormaligen Sendesaals, durch die Größe der Gastronomie und durch das Ausmaß der Nebenräume. Fraglich ist zum Beispiel, wie viele Büros die Verwaltung braucht und ob tatsächlich Übernachtungsmöglichkeiten für Künstler vorgesehen werden sollen. Außerdem ist dem Vernehmen nach noch nicht entschieden, ob man für die Führung und Vermarktung des Hauses auf einen städtischen Eigenbetrieb setzt oder lieber auf die Zuständigkeit im Kulturamt.

Der Zeitplan ist schon konkreter. Im Herbst soll in den städtischen Gremien über den Projektbeschluss abgestimmt werden. Dieser wäre dann der Startschuss für erste Planungen, bei denen eine europaweite Ausschreibung nötig sein wird und bei dem die genauen Baukosten bestimmt werden. Im Dezember 2019 soll der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen über die Bereitstellung der Gelder ab dem Jahr 2020 entscheiden.

Die Nebenprojekte könnten früher fertig werden als das große Ganze

Die Stadträte werden dem Projekt, wie immer es aussehen wird, wohl zustimmen. Denn seit der SWR seine Gebäude im städtischen Park der Villa Berg zunächst an den Projektentwickler Rudi Häussler abgab, die Gebäude aus der Insolvenzmasse der Häussler-Gruppe dann an einen anderen Projektentwickler gingen und nach zähen Verhandlungen im Jahr 2015 schließlich von der Stadt erworben wurden, sind der Leerstand und der Substanzverlust der Villa oft beklagt worden.

Die Begleitmaßnahmen könnten schon früher in Schwung kommen. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt prüft zurzeit den Rückbau der seit 2012 ebenfalls leer stehenden Fernsehstudios im Park. Die Kosten dafür und für das Wiederanlegen von Parkflächen in diesem Abschnitt werden noch einmal auf 9,3 Millionen Euro geschätzt. Sogar 13,8 Millionen Euro könnten notwendig werden, wenn man wünschenswerte Maßnahmen wie die Neugestaltung größerer Parkflächen sowie die Anbindung an das Mühlraingelände und das Grüne U in den Jahren 2020 bis etwa 2025 umsetzt. Die Sanierung der Tiefgarage, die die Stadt ebenfalls gekauft hat, könnte bis zu 19 Millionen Euro kosten.