In Karlsruhe wird das Prinzip Park & Schlaf bereits praktiziert Foto: dpa

Der Wirtschaftsausschuss im Gemeinderat diskutiert über zwei sogenannte Carloft-Hotels mit 158 und 246 Zimmern im Neckarpark, samt Tankstelle und McDonald’s. Die Mehrheit im Gemeinderat ist dagegen – was auch mit dem Namen Wolfgang Schuster zu tun hat.

Stuttgart - Eine der letzten Amtshandlungen des ehemaligen OB Wolfgang Schuster (CDU) soll gewesen sein, die Option für die Hotelinteressenten im Cannstatter Neckarpark zu verlängern. Ohne diese Hilfe würde heute schon gar nicht mehr über ein Hotel in diesem Gebiet diskutiert, heißt es im Rathaus. Diese „Altlast“ hat die Stadträte des Technischen und des Wirtschaftsausschusses am Dienstag beschäftigt – gilt es doch, nun Entscheidungen zu treffen, wie das Gebiet insgesamt zu entwickeln ist.

Präsentiert wurden den Gremien zwei sogenannte Carloft-Hotels mit 158 und 246 Zimmern für ein Areal an der Mercedesstraße. Der Clou: das Auto wird nicht in der Tiefgarage geparkt, man nimmt es stattdessen mit auf die Etage. 64 solcher Wohn-Parken-Suiten würden im Neckarpark angeboten, 331 Stellplätze sind insgesamt eingeplant. Als Termine für den Baubeginn werden Mitte und Ende des kommenden Jahres genannt, die Fertigstellung könnte 2016 und 2017 erfolgen, und das Investitionsvolumen würden sich auf insgesamt 90 Millionen Euro belaufen. Im Erd- und im Obergeschoss sind andere Nutzungen geplant, konkret sind am Dienstag ein Show-Room für Elektrofahrzeuge genannt worden sowie eine Total-Tankstelle (auch für batterie- und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge) und ein Schnellimbissrestaurant von McDonald’s.

Kritik an den Untermietern

Die Beschreibung benötigt den Konjunktiv, denn es zeichnet sich im Gemeinderat eine Mehrheit von Grünen, SPD und SÖS/Linke gegen das Projekt ab – und, wie man hört, nicht allein deshalb, weil es noch von Wolfgang Schuster angeschoben wurde. Der grundsätzliche Bedarf an Hotelbetten ist nach StZ-Informationen nicht bezweifelt worden; allerdings hat man darauf hingewiesen, dass gerade auf dem Gelände hinterm Hauptbahnhof eine große Herberge entstehe.

Weitere Argumente gegen das Projekt betreffen weniger das Hotel als die Beimischung: Die Tankstelle ziehe viel Individualverkehr an, und das in einem Gebiet, das doch eigentlich weitgehend autofrei geplant werden solle. Die Grünen formulierten aber auch Bedenken gegen die Kombination von Tankstelle und Schnellrestaurant, die trinkwütigen Jugendlichen einen idealen Ort zum „Vorglühen“ bei Veranstaltungen in den Hallen, im Stadion sowie auf dem Cannstatter Wasen böten. Insgesamt wird das Projekt als wenig innovativ bewertet.

CDU, Freie Wähler und FDP finden Carloft gut

Das sehen CDU, Freie Wähler und FDP offenbar ganz anders. Sie halten die Carloft-Idee für innovativ und sehen durchaus auch einen Bedarf für Parken und Schlafen auf einer Etage. Sie zeigten sich für Begriffe wie „Leuchtturmprojekt für die Energiewende“ und „Showbühne der Elektromobilität“ empfänglich.

Die ökosoziale Mehrheit lehnt das Projekt aber vor allem ab, weil sie an dieser Stelle gerne das Sportbad realisieren möchte – mit oder ohne Zuschüsse von Land und Bund. Eine Machbarkeitsstudie von Drees & Sommer soll diesen Standort als den geeignetsten ermittelt haben. Die von den Bäderbetrieben in Auftrag gegebene Expertise ist in der gestrigen Sitzung allerdings nicht präsentiert worden. Befragte Stadträte sagten, sie seien nicht einmal über deren Existenz informiert.

Sportbad in der Mercedesstraße?

Die bürgerlichen Parteien und Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) favorisieren einen anderen Standort für das Sportbad: das ehemalige SSB-Areal an der Mercedesstraße, da dann das Neckarpark-Areal an die Hotelinvestoren samt Untermieter vergeben werden könnte. Kämmerer Föll hat bekanntlich ein großes Interesse daran, die einst viel zu teuer erworbenen Grundstücke zu versilbern. Allerdings ist die fürs Sportbad ausgewählte Ecke derzeit mit einem Küchenstudio belegt, das noch einen Mietvertrag bis 2020 haben soll. Außerdem würden dort für ein stark frequentiertes Bad zu wenige Parkplätze zur Verfügung stehen. Wegen der Nähe zu Haltestellen ist ein 70-prozentiger Abschlag von der Norm einzukalkulieren, so dass nur mit 44 Stellplätzen gerechnet werden könnte.

Die Debatte wird am 9. April fortgesetzt. Dann wird über die Kosten des Sportbads diskutiert. Das auf 27 Millionen Euro taxierte Projekt sollte mit Hilfe von Land und Bund finanziert werden. Die Leiterin der Bäderbetriebe, Anke Senne, hatte mit einem Drittel gerechnet, tatsächlich ist nicht ein Cent gewährt worden. Das Bad für Wasserballer, Schwimmer und Schüler soll das alte Stadtbad Cannstatt ersetzen, das abgerissen würde, sowie die im Winter aufgestellte Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad. Ein Zuschuss sei nie fest eingeplant gewesen, heißt es nun im Gemeinderat. Und: Kämmerer Fölls Aussage, ohne Zuschüsse sei das Bad nicht finanzierbar, sei nur so zu verstehen, dass er dem Verkauf der Grundstücke an die Hotelinvestoren Priorität einräume.