Fünf Häuser an der Echterdinger Hauptstraße müssten abgerissen werden. Foto: N. Kanter

Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen bringt das sensible Verfahren zur weiteren Umgestaltung der Echterdinger Ortsmitte zumindest einmal auf den Weg.

Echterdingen - Nerven von Eigentümern liegen blank. Stadträte fühlen sich zwischen Verwaltung- und Bürgerinteressen zerrieben. Trotz allem hat der Gemeinderat am Dienstag das Bebauungsplanverfahren „Westlich der Christoph-straße Nord“ zumindest einmal auf den Weg gebracht. Das betroffene Quartier liegt im Waldhorn-Sanierungsgebiet.

Lediglich die Freien Wähler enthielten sich ihrer Stimme. Die Fraktion hatte im Technischen Ausschuss (TA), der zu diesem Thema Anfang April hinter verschlossenen Türen, aber dafür umso intensiver getagt hat, noch gegen die Pläne der Stadt gestimmt. Auch die CDU-Fraktion gab nun grünes Licht. Darauf hatten die Christdemokraten im TA noch verzichtet. „Ich glaube, dass für Echterdingen etwas Gutes auf den Weg gebracht wird“, sagte der scheidende Fraktionschef Harry Sandlaß nun.

Das Ziel der Planung: Die Stadtverwaltung will im Herzen von Echterdingen drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einem sollen Bürger, „deren Grundstücke derzeit nur mit dem Hubschrauber zu erreichen sind“, wie ein Stadtrat unserer Zeitung erklärte, diese auch bebauen können. Gerade unter diesen Eigentümern soll der Unmut besonders groß sein. Sie warten dem Vernehmen nach seit Jahren darauf, dass die Sache in Gang kommt.

Zum anderen soll die Hauptstraße gegenüber dem neu gestalteten Zeppelinplatz attraktiver werden. Gewerbetreibende und Fußgänger sollen mehr Platz erhalten. An eine Art Einkaufszentrum – als Publikumsmagnet – ist gedacht. Die Baulinie wurde mehrere Meter in Richtung Quartiermitte zurückgesetzt. Dafür gab es fraktionsübergreifend Lob. „Die Situation ist sehr beengt. Wir sollten die Fußgänger runterbringen von der Straße“, sagte Ingrid Grischtschenko (Grüne).

Baubürgermeisterin Eva Noller kann sich dort ein größeres Wohn- und Geschäftshaus vorstellen, das von außen mehreren kleinen Häusern mit zur Straßen hingewandten Giebeln gleicht. Und sich damit in das historische Stadtbild einfügt. Im Erdgeschoss könnten kleinere Läden und im Obergeschoss eine große Ladenfläche untergebracht werden. Beim Sortiment gebe es einen Bedarf für Kinderschuhe, Teehandel oder auch Drogerieartikel.

Oberbürgermeister Roland Klenk sagte in der Sitzung: „Wenn es uns ernst damit ist, den Einzelhandel in Echterdingen zu stärken, dann müssen wir uns mit diesem Vorschlag sehr genau befassen.“ SPD-Stadtrat Erich Klauser sprach sich für mehrere Geschäfte auf einer großen Ladenfläche aus. „Shop in Shop: Dieses Konzept kommt bei jungen Menschen an.“

Allerdings müssten für diese städtebauliche Veränderung fünf alte Häuser weichen. Eines davon ist das Gebäude, in dem früher ein Bäcker Brötchen verkaufte. Es gehört bereits der Stadt. Eigentümer weiterer Häuser können sich, wie zu erfahren war, unter bestimmten Umständen, vorstellen ebenfalls zu verkaufen.

Nicht zuletzt will die Verwaltung ein unschönes Problem lösen. Bisher stören regelmäßig Mülltonnen das Bild der neu gestalteten Ortsmitte. Und zwar das gesamte Wochenende lang. Das Problem: Die Müllabfuhr kommt montags. Die Tonnen werden freitags hinaus gestellt. „Das ist kein gutes Bild, was die Stadt da abgibt“, sagt Eva Noller. „Die Müllabfuhr, aber auch die Feuerwehr sollten in das Quartier fahren können.“

Stadtrat Hans Huber (Freie Wähler) lobte das Engagement der Baubürgermeisterin, übte aber auch viel Kritik und erklärte so das Abstimmungsverhalten seiner Fraktion. Er bemängelte, dass Eigentümer seit 2008 hingehalten worden seien. Er hält den angedachten öffentlichen Weg durch das Quartier für überflüssig. Und wies auf das Fehlen oberirdischer Parkplätze hin. Den Bedarf an größeren Ladenflächen sieht er nicht. Vielmehr sollten bezahlbare kleinere Flächen geschaffen werden. Seine Vision: Er sieht in Zukunft junge Familien und alte Menschen gegenüber dem Zeppelinplatz wohnen.

Huber kassierte eine Breitseite von Harry Sandlaß (CDU): „Was Sie eigentlich wollen, kann ich ihren Worten nicht entnehmen.“ Wolfgang Haug (FDP) vermisste das „Zauberwort Angebotsplanung“ in der Verwaltungsvorlage. Das würde Gespräche mit Eigentümern entschärfen. Er regte an, dass Stadträte mit zu diesen Gesprächen kommen. Ein Arbeitsmodell sollte gebaut werden, damit sich Bürger eine Umsetzung der Pläne besser vorstellen können.

Was bleibt? Die erste Hürde eines sensiblen Verfahrens wurde genommen. Auch wenn die OB-Stellvertreterin am Dienstag sagte: „Wir stehen ganz am Anfang.“ Die Verwaltung hat nun eine Grundlage für Gespräche mit Eigentümern, Maklern und möglichen Investoren an der Hand. Wertgutachten können in Auftrag gegeben werden. Bürger werden erfahren, was sie dafür bekommen, wenn sie ihr Grundstück einbringen. Die Pläne sollen im Planungsamt der Stadt ausgelegt werden. Eva Noller wies aber auch wiederholt darauf hin, dass alles noch geändert werden kann.