Mit Hilfe externer Berater hat die Stadt Stuttgart die Kosten für das Rosensteinviertel ermitteln lassen. In den Milliarden noch nicht enthalten: die eigentlichen Gebäude.
Diese Zahl dürfte für erneute Diskussionen über den geplanten Städtebau bei Stuttgart 21 sorgen: 1,2 Milliarden Euro könnte allein die Erschließung der drei auf den Gleisflächen geplanten Viertel Europaquartier, Rosensteinquartier und Maker City sowie des sogenannten Gleisbogenparks kosten. Diese Summe nennt die Stadtverwaltung und stützt sich auf Erkenntnisse des Beratungsunternehmens Drees&Sommer.
Weil die Bebauung sich bis zu 20 Jahre hinziehen könnte, hat Drees&Sommer auch hochgerechnet, wie hoch die Schlussrechnung ausfällt, wenn sich Preise wie in den zurückliegenden Jahren entwickeln. Dann lautet die Prognose bereits 1,6 Milliarden Euro. Nicht enthalten sind jene umgerechnet 459 Millionen Euro, die die Stadt Ende 2001 für den Erwerb der gut 100 Hektar Land ausgegeben hat.
Wird das Rosensteinviertel abgespeckt?
Es könnte gut sein, dass die bisherigen Pläne abgespeckt werden müssen. In einem am Dienstag den Gemeinderäten im Stuttgart-21-Ausschuss präsentierten Papier kommt die Stadtverwaltung zum Schluss: „Es ist absehbar, dass nicht alle Ideen und Vorschläge aus dem Rahmenplan finanzierbar sind“. Der gründet auf einem aus einem Wettbewerb aus dem Jahr 2019 siegreich hervorgegangen Entwurf der Stuttgarter Büros ASP Architekten und Köber Landschaftsarchitektur.
Wohnungen für 10.000 Menschen sollen entstehen
„Das sind sehr große Zahlen. Aber wir sprechen auch von einem sehr großen Gebiet“, sagt Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) zu den vorgelegten Prognosen. „Das ist die größte Stadterweiterung der vergangenen 100 Jahre“. Es sollen zwischen 4700 und 5700 Wohnungen für rund 10.000 Einwohner entstehen. Das entspreche der Größe der Stadtbezirke Wangen oder Hedelfingen. „Wir werden das Stück für Stück entwickeln“, so Pätzold, der von einer „einzigartigen Gelegenheit in zentraler Lage“ spricht. Mustafa Kösebay von Drees & Sommer betätigt, dass die Kosten für Vorhaben im Rahmen vergleichbarer Projekte liege.
Die detaillierte Aufstellung, mit der die Stadt auf eine Antrag der Gemeinderatsfraktionen von SPD/Volt, CDU, Grünen und Freien Wählern, reagiert, schlüsselt die Aufwendungen für die Erschließung der verschiedenen Teilflächen auf. Mit 418 Millionen Euro ist das Rosensteinquartier auf der bisher mit B bezeichneten Fläche des Abstellbahnhofs am teuersten. Das Europaquartier auf der Fläche A2 im Bereich zwischen den heutigen Bahnsteigen und den Bahnbrücken über die Wolframstraße folgt mit 313 Millionen Euro. Der Gleisbogenpark, der den heutigen Bahndamm entlang der Rosensteinstraße nachzeichnet, kostet demnach 273 Millionen Euro. Für die C-Flächen im Bereich des Nordbahnhofs werden 106 Millionen Euro fällig. Ein renaturiertes Gleisareal, wo heute noch Züge entlang des Unteren Schlossgartens fahren und mit dem Eingriffe in die Natur ausgeglichen werden sollen, ist auf 67 Millionen Euro taxiert.
Viele Teile der Verwaltung arbeiten am Milliardenprojekt
Auch wenn es sich vorderhand um ein städtebauliches Vorhaben handelt, so gibt es kaum einen Bereich der Stadtverwaltung, der bislang nicht in die Planungen einbezogen worden ist. Die Spanne reicht vom Liegenschaftsamt bis hin zum Garten-, Friedhofs und Forstamt. Insgesamt 16 Ämter listet das städtische Papier auf. 57 Stellen sind in der Vergangenheit für die Aufgaben zusätzlich geschaffen worden.
Angesichts der Milliardenbeträge, die nun zur Erschließung der Flächen im Raum stehen, nehmen sich die Haushaltsansätze, mit denen das Projekt in den Jahren 2026 und 2027 bedacht werden soll, vergleichsweise bescheiden aus. Auf 11,4 Millionen Euro im Jahr 2026 sollen 15 Millionen Euro im Jahr 2027 folgen. Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) nennt die Erschließung der Flächen in Zeiten leerer Kassen der Stadt eine „große Herausforderung“. Die Stadt müsse sich finanziell darauf vorbereiten, wenn die großen Batzen fällig werden. „Das wird ein langer Prozess“. Wann tatsächlich Geld im nennenswertem Umfang für das Vorhaben fällig wird, ist noch Gegenstand von Überlegungen. „Ein Konzept für den Gesamtablauf und grober Rahmenterminplan wird im Rahmen der ämterübergreifenden Arbeitstreffen für Stuttgart Rosenstein erarbeitet“, heißt es in dem Papier der Verwaltung.