Der Mieterverein befürchtet, die Wohnungspläne für die Stuttgart-21-Flächen könnten abgespeckt werden. Foto: Stor

Die Diskussion um die städtebaulichen Ziele auf den bisherigen Gleisflächen in Stuttgart gewinnt an Fahrt. Der Mieterverein erinnert an die ursprünglich gehandelten Zahlen neuer Wohnungen und sieht sich nun in seinen Bedenken bestätigt.

Wie viele Wohnungen sollen einmal dort entstehen, wo heute noch Gleise in der Innenstadt liegen? Wird dem Wohnungsbau auf den Flächen, die durch Stuttgart 21 frei werden, ausreichend Bedeutung beigemessen? Entsteht dort ein isoliertes Quartier, oder sind die Verbindungen zu den bestehenden Vierteln in der Umgebung ausreichend? Diese und ähnliche Fragen werden wieder diskutiert. Anlass ist der sogenannte Rahmenplan, der nun fertiggestellt wird und die Leitplanken für die weiteren verbindlichen Bauplanungen setzt.

Mieterverein nimmt Gemeinderat in die Pflicht

Der Stuttgarter Mieterverein wünscht sich mehr Ambition seitens der Stadt. „Angesichts steigender Wohnungsnot halten wir es für dringend geboten, dass der Gemeinderat den Verlust sehr vieler ursprünglich geplanter Wohnungen nicht weiter hinnimmt“, sagt der Mietervereinschef Rolf Gaßmann. Er erinnert daran, dass ursprünglich andere Wohnungszahlen für das Areal gehandelt wurden, als jene, die nun im Raum stehen. „Die Reduzierung der zu bauenden Wohnungen von ursprünglich geplanten 7500 auf rund 5000 ist angesichts knapper Wohnbauflächen nicht vertretbar.“

Der Mieterverein lobt vor diesem Hintergrund eine Initiative aus CDU, SPD, FDP und Freien Wählern im Stuttgarter Gemeinderat, die unter anderem auch diese reduzierten Ziele nochmals diskutieren möchte. In einem ausführlichen Antrag moniert das fraktionsübergreifende Bündnis die abnehmende Zahl an Wohnungen und den Verzicht auf höhere Gebäude im Areal.

Diesen Punkt greift der Mieterbund auf. Man habe kein Verständnis dafür, „dass die zunächst vorgesehene dichtere Bebauung auch mit vereinzelten Hochhäusern zulasten der erzielbaren Wohnungszahl aufgegeben werden soll und immer mehr Flächen für Nichtwohnzwecke abgezweigt werden“.

Zweifel an der Erreichbarkeit

Zuletzt hatten auch der Verschönerungsverein Stuttgart und die Pro-S-21-Initiative „Interessengemeinschaft Bürger für Baden-Württemberg“ den Rahmenplan kritisiert. Die beiden Initiativen finden, dass das neue Viertel schlecht erreichbar sei, weil die bestehenden Höhenunterschiede nach dem Abbau der Gleise nicht ausreichend nivelliert würden.

Der Mieterverein weist darauf hin, dass er seine Kritik bereits in einer frühen Phase der Bürgerbeteiligung im Juni 2022 vorgebracht habe. Damals habe es aber vonseiten der Vertreter des Projekts geheißen, man solle die Pläne „nicht an abstrakten Wohnungsbauzahlen messen“. Für Gaßmann sind aber „fast 5000 Haushalte in der Notfallkartei der Stadt nicht abstrakt, sondern real“. Weil mit S 21 in der Stadt deutlich mehr bezahlbare Wohnungen entstehen sollten, habe der Verband das Vorhaben unterstützt. „Für viele Mieter war der Bau von Wohnungen der Hauptgrund, bei der Volksabstimmung zu S 21 mit ja zu stimmen“, sagt Gaßmann.