Kunstrasenplätze sind pflegeleicht und kostengünstig – doch das darauf verstreute Gummi-Granulat ist ein Problem. Foto: dpa

Sportvereine und Kommunen schätzen pflegeleichte Kunstrasen-Plätze. Doch sie sind umweltschädlich und könnten in ihrer jetzigen Form verboten werden. Das würde hohe Kosten verursachen.

Stuttgart - 5000 Sportplätze mit Kunstrasen in Deutschland könnten von einem drohenden Verbot eines Granulats aus Plastik betroffen sein, das die EU von 2022 erlassen könnte. Das Granulat wird auf den Rasen gestreut, um Verletzungen zu vermeiden und sorgt für eine bessere Dämpfung des Bodens. Da es mit Niederschlägen in Bäche und Flüsse gespült wird, trägt es aber zur Belastung der Weltmeere mit Mikroplastik bei. Die Europäische Chemikalienagentur bereitet deshalb offenbar ein Verbot ab dem Jahr 2022 vor, was Vereine sowie Kommunen hart treffen würde.

„Sicher gibt es einen messbaren Abtrag von Gummi und plastikbasiertem Füllmaterial. Zugleich haben die Kommunen ihre Investitionen dafür auf Jahrzehnte getätigt“, teilt der baden-württembergische Gemeindetag mit. Insgesamt wäre ein Verbot des Materials „ein Fiasko für den Sport in der Fläche, denn im Winter kann oft nur auf Kunstrasen trainiert werden“. Es müsse eine Lösung gefunden werden, sonst werde der Breitensport vor die Existenzfrage gestellt.

Interessen der Sportler versus Umweltschutz

Mehrere Hundert Kunstrasenplätze gibt es im Land, allein die Stadt Stuttgart hat 56, vier sind noch im Bau. Granulat werde dort „flächendeckend“ eingesetzt, sagt ein Sprecher der Stadt. „Wir wollen die Interessen der Sportler und den Schutz der Umwelt in Einklang bringen.“ Man prüfe Alternativen.

Der Freie-Wähler-Politiker Bernd Barutta, der beim DFB arbeitet, fordert für die Plätze eine Übergangsphase von sechs Jahren: „Wenn plötzlich 5000 Plätze gesperrt würden, hätte das schlimmste Folgen für den Spielbetrieb.“ Der Tübinger OB Boris Palmer hat Kunstrasenplätze als „schweren Irrtum“ bezeichnet, er spricht sich gegen eine Übergangsfrist aus: „Wir sollten die Mehrkosten ermitteln und möglichst bald das Granulat auf allen Plätzen austauschen.“