Jacopo Pontormo (1494–1557) nach Entwurf von Michelangelo Buonarroti: Venus und Amor, um 1533 Foto: Städel Museum

Das Florenz des 16. Jahrhunderts liegt derzeit am Main. Die Ausstellung „Maniera“ im Frankfurter Städel Museum zeigt 130 Werke dieses die Kunst in ganz Europa prägenden Zwischenstils.

Frankfurt/Main – Erfunden hat den Begriff des Manierismus Giorgio Vasari (1511-1574), der ganz am Ende der Ausstellung als Künstler, Architekt und jener Kunstschriftsteller vorgestellt wird, der in seinen Viten, den Beschreibungen von Leben und Werk der Florentiner Manieristen deren stilistische Einordnung und kunsthistorische Bewertung erstmals und prägend vornahm. Das geschah in den Jahren nach 1554, als Vasari endlich sein Lebensziel erreicht hatte und von Herzog Cosimo I. Medici als Hofmaler angestellt worden war. Darauf hatte Vasari über zwanzig Jahre lang warten müssen, denn mit Agnolo Bronzino (1503-1572) stand seiner Karriere ein ungleich begabterer Maler im Wege.

Der Versuch einer Ehrenrettung Vasaris als Maler kann mittels seiner gezeigten Gemälde nicht überzeugend gelingen, zu platt und ungelenk wirkt sein Porträt des Herzogs Alessandro de’ Medici von 1534 (Uffizien, Florenz), zu akademisch ist sein historisierendes Gruppenbildnis der „Sechs toskanischen Dichter“ von 1544 (Institute of Arts, Minneapolis), und selbst die als Gesamtkomposition überzeugende „Toilette der Venus“ (Staatsgalerie Stuttgart) kann es mit den Meisterwerken Bronzinos nicht aufnehmen. Diese stehen im Zentrum der Ausstellung und gruppieren sich um das meisterliche Bildnis einer „Dame in Rot“, das sich im Besitz des Städel befindet. In der Ausstellung wird die Entstehung eines neuartigen Typus des monumentalen, repräsentativen Damenporträts nachgezeichnet, der sich - ausgehend von einem um 1520/25 entstandenen Frauenbildnis Andrea del Sartos (Gemäldegalerie Berlin) – zunehmend vervollkommnet und in Bronzinos Bildnis einer Dame in Grün (Sammlung der Königin von England) seine Vollendung findet, dessen hochindividualisierte und lebensvolle Gestaltung die veristische Porträtauffassung späterer Jahrhunderte vorwegnimmt. Es sind vor allem die zahlreichen Bildnisse in der Ausstellung, die uns die Epoche des Manierismus, die vor rund 500 Jahren die Kunst in Florenz geprägt hat, auf sehr unmittelbare Weise vermittelt.

Der Jüngling mit der Laute

Dabei steht die Harmonie, wie sie etwa Jacopo Pontormo (1494-1557) in seinem Bildnis eines Laute spielenden Jünglings um 1530 auszudrücken vermochte (Privatsammlung) in scharfem Gegensatz zu einer gewalttätigen, bewegten Lebensrealität im Italien des 15. Jahrhunderts, einer Epoche der gravierenden Umwälzungen, in der in Florenz die Medici als Herren der Stadt vertrieben wurden, um schließlich doch als Herzöge wiederzukehren, als in Rom der Kampf zwischen Kaiser und Papst im blutigen Gemetzel des „Sacco di Roma“ kulminierte und in den bildenden Künsten die Hochrenaissance von einer neuen Malergeneration um Pontormo und Rosso Fiorentino (1494-1540) abgelöst wurde.