Die Stadtwerke Stuttgart haben in der Region nur zwei konkrete Windrad-Vorhaben. Die Bernhartshöhe, der Grüne Heiner und der Kernenturm gelten als unrealistisch. Foto: dpa

Der ehemalige Müllberg Bernhartshöhe bei Vaihingen galt längere Zeit als wohl bester Stuttgarter Standort für eine Windkraftanlage. Jetzt musste er aussortiert werden. Auch sonst tun sich die Stadtwerke Stuttgart schwer mit Windradprojekten in der Region.

Stuttgart - Auf der Bernhartshöhe bei Stuttgart-Vaihingen wird es wahrscheinlich nie eine Windkraftanlage geben. Dieser Standort werde sich wohl nicht halten lassen, sagte Anton Lutz vom Unternehmen Windenergie Baden-Württemberg, das den Stadtwerken Stuttgart bei der schwierigen Entwicklung von Windradstandorten als Lotse dient, im Rathaus. Die Flugsicherung habe ganz erhebliche Bedenken angemeldet, berichtete Lutz dem Ausschuss für Umwelt und Technik. Das Regierungspräsidium hat bereits abgewinkt.

Dass es Sorge um die Hubschrauber geben könnte, die manchmal über der Autobahn fliegen, hatte man schon früher vermutet. Jetzt geht es aber auch um Flugzeuge im An- und Abflug vom Flughafen Stuttgart, um Ausweichrouten und Radarprobleme, wenn direkt beim Autobahnkreuz Stuttgart ein rund 200 Meter hohes Windrad entstünde.

Der Böblinger Vize-Landrat setzt sich noch dafür ein, dass eine in der Nähe von Leonberg vorgesehene Windkraftanlage von der Flugsicherung erlaubt wird. Sozusagen im Windschatten würden auch die Stadt und die Stadtwerke Stuttgart gern vorankommen. Doch die Hoffnungen sind gering.

Zerschlagen haben sie sich auch im Fall des Grünen Heiner bei Weilimdorf. Hier wollten die Stadtwerke eine größere und wirksamere Anlage errichten. Der Betreiber des gegenwärtigen Windrads, eine private Genossenschaft, wolle nicht, sagte Lutz.

Alle Hoffnungen ruhen auf Tauschwald bei Weilimdorf

Ein weiterer Standort im Bereich Kernenturm nordöstlich von Rotenberg ist politisch nicht opportun. Stuttgarts Stadträte hatten sich bei früherer Gelegenheit kritisch damit auseinandergesetzt – wie mit einem Projekt nebenan auf Fellbacher Gemarkung. Die Landeshauptstadt meldete deshalb gegenüber dem Verband der Region Stuttgart erhebliche Bedenken an. Tenor: Die herausragende Kulisse der Grabkapelle auf dem Württemberg würde beeinträchtigt.

Ein geplantes Windrad im Gewann Hohe Warte in Feuerbach wurde mangels ausreichendem Abstand zu einer Wohnung aufgegeben. So lasten alle Hoffnungen, im Stadtgebiet Windenergie nutzen zu können, allein auf dem Tauschwald bei Weilimdorf. Der Antrag, hier einen 99 Meter hohen Mast für Windmessungen errichten zu dürfen, ist bei den Behörden schon gestellt. Bis Ende August erhoffen sich Lutz und Stadtwerke-Chef Michael Maxelon die Genehmigung. Mindestens ein Jahr möchte man Windgeschwindigkeiten ermitteln, damit man die Wirtschaftlichkeit einer Anlage beurteilen kann. Eine optische Beeinträchtigung in nahen Wohnvierteln oder für Betrachter beim Schloss Solitude würde sich durch die geplanten zwei Windräder nicht ergeben, sagte Lutz. Auch das Vogelvorkommen spreche nach bisheriger Erkenntnis nicht gegen sie. Allerdings ist die Kartierung noch nicht vollendet. Zudem muss Ähnliches für die Haselmaus und die Amphibien stattfinden.

Am Ende, warnte Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD), tauche vielleicht doch noch ein Baumfalke auf.

Grüne: Energiewende trotz Furcht vor Landschaftsverschandelung vollziehen

Der Naturschutz könnte das Ziel der Stadtwerke, von Frühjahr 2015 an mit den Anlagen im Tauschwald rund 1000 Haushalte mit Strom zu versorgen, gefährden. Vielleicht klappe es auch erst ein Jahr später, sagte Lutz. Für die Stadtwerke geht es auch um Prestige. Sie wollen in Stadt und Region vorexerzieren, dass sie an der Energiewende arbeiten. Ziel ist es, bei der Windkraft ein Drittel eigene Projekte zu verfolgen, zwei Drittel Gemeinschaftsprojekte auch außerhalb der Region. Man sei, sagte Maxelon, gut unterwegs – nicht zuletzt dank eines Projekts im Welzheimer Wald. Ergänzend will man die Solarstromerzeugung ausbauen.

An Unterstützung in Stuttgarts Gemeinderat fehlt es nicht. Die öko-soziale Mehrheit wünscht sich sogar einen verlässlicheren Zeitplan und mehr Nachdruck. Die Energiewende müsse auch hier ungeachtet der Furcht vor Landschaftsverschandelung vollzogen werden, aber mit Augenmaß, sagte Peter Pätzold (Grüne). Wenn im Tauschwald 0,6 bis ein Hektar Wald im Landschaftsschutzgebiet für die Windräder abzuholzen sei, müsse man darüber aber reden, urteilte Alexander Kotz (CDU). Fürs gute Gewissen brauche man die zwei Windräder wahrscheinlich, sagte Joachim Fahrion (Freie Wähler).