Bis Ende April konnte das Esslinger Stadtticket für beliebig viele Fahrten am Tag durch die Stadt erworben werden – inzwischen ist es abgeschafft worden. Foto: Roberto /Bulgrin

Ende April ist das Esslinger Stadtticket abgeschafft worden. Ein Einbruch der Fahrgastzahlen nach dem Aus des beliebten Einzelfahrscheins ist aber ausgeblieben: Nach Angaben der Stadt ist keine Änderung der Fahrgastzahlen zu erkennen.

Die Entscheidung war umstritten. Viele Stadträte stimmten nach eigenen Angaben nur mit Bauchschmerzen der Abschaffung des Esslinger Stadttickets zu. Diese war mit einem dringend notwendigen Sparzwang begründet worden. Seit Ende April gehört der Fahrschein der Vergangenheit an. Größere Auswirkungen auf die Zahl der Fahrgäste in den Esslinger Bussen hat das Aus des Stadttickets aber offenbar nicht.

 

Laut Johannes Müller, technischer Werkleiter des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE), ist die Situation im Mai stabil geblieben: „Eine Änderung von Fahrgastzahlen ist nicht erkennbar.“ Nach dem Wegfall des beliebten Stadttickets habe sich die Anzahl der verkauften Tagestickets sowie der Einzelfahrscheine erhöht, auch bei den Mehrfachfahrkarten sei eine Steigerung zu verzeichnen. Gut denkbar, dass die bisherigen Nutzer des Stadttickets auf andere Tarifangebote umgestiegen sind.

Zahlen zum Verkauf des 49-Euro-Tickets und des VVS-Zehnertickets in Esslingen, die von der Stadtverwaltung als gute Alternativen zum Esslinger Stadtticket bezeichnet worden waren, kann man beim SVE jedoch nicht nennen. Denn der Verkauf dieser Fahrscheine laufe über den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), heißt es. Doch auch beim VVS bekommt man keine Verkaufszahlen für Esslingen. Aber grundsätzlich gehe man davon aus, dass viele Fahrgäste, die bisher mit einem Stadtticket unterwegs waren, auf das Deutschland-Ticket oder das Zehner-Tagesticket umgestiegen seien oder noch umsteigen werden, heißt es vom VVS. Direkte Beschwerden über den Wegfall des Esslinger Stadttickets habe es kaum gegeben, berichtet Müller. Es habe aber einige Fahrgäste gegeben, die ein Stadtticket kaufen wollten, weil sie dessen Abschaffung nicht mitbekommen hatten. „Die waren natürlich nicht erfreut“, so Müller.

Kaum direkte Beschwerden über Ticket-Abschaffung

Im jüngsten Mobilitätsausschuss des Esslinger Gemeinderats war das Stadtticket, das zu einem Preis von 3,50 Euro beliebig viele Fahrten an einem Tag durch Esslingen erlaubte, noch einmal Thema gewesen. Anlass war ein Antrag des Jugendgemeinderats, günstigere Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene für den öffentlichen Nahverkehr zu prüfen. Unter anderem wurde vorgeschlagen, das Stadtticket zumindest für junge Menschen beizubehalten – oder für diese alternativ ein subventioniertes Monatsticket nach dem Vorbild der Stadt Heidelberg einzuführen. Zwar sehe man, dass die Stadt Esslingen knappe Haushaltsmittel habe, hieß es vom Jugendgemeinderat. Doch anders als das Stadtticket seien Monats- und Jahrestickets für Vielfahrer konzipiert. Und für die meist finanzschwachen Jugendlichen sei es ein Kraftakt, den Monats- oder Jahresbetrag zu zahlen – zumal sich die Abos für Gelegenheitsfahrer oft nicht lohnten. Für eine gelingende Mobilitätswende aber sei es wichtig, gerade auch die kostensensiblen Gruppen mitzunehmen.

Ticket-Abos als finanzieller Kraftakt

Die Stadträte im Mobilitätsausschuss zeigten zwar Verständnis für die Argumentation des Jugendgemeinderats. Dennoch verwiesen die meisten auf aus ihrer Sicht zumutbare Ticket-Alternativen. Auch Finanzbürgermeister Ingo Rust, der zudem argumentierte, dass es wichtig sei, aus Gelegenheitsfahrern Stammkunden zu machen – und das gelinge vor allem über Abos. Zudem handle es sich nur um Jugendliche und junge Erwachsene ab 15 Jahren. Denn Kinder bis sechs führen kostenlos, bis zum Alter von 14 Jahren zahle man den halben Preis. Im Übrigen sei nicht die Stadt, sondern der VVS zuständig für Tarife. Der Antrag wurde für erledigt erklärt.