Andreas Pucher (links) ist an der Galerie Thomas Fuchs mitbeteiligt. Foto: Nina Ayerle

Die Kunsthistorikerin Susanne Kaufmann und die Bündnisgrünen führen bei einem Stadtteilspaziergang durch Galerien und Werkstätten und zeigen rund 40 Kunstinteressierten einige ausgewählte Ausstellungen mit junger, zeitgenössischer Kunst.

S-West - Vielfältig ist die künstlerische Szene im Stuttgarter Westen. Das Angebot reicht von erstklassigen und namhaften Galerien über kleine, noch junge Ateliers bis hin zu den Werkstätten im Künstlerhaus für aufstrebende Nachwuchskünstler. Mit einem Stadtteilspaziergang hat die Kunsthistorikerin Susanne Kaufmann, Mitarbeiterin in der Stuttgarter Staatsgalerie, rund 40 Kunstinteressierten einige ausgewählte Ausstellungen mit junger, zeitgenössischer Kunst gezeigt.

Die Malerei ist nicht tot

Malerei, Fotografie und Installationen hatte sich Kaufmann als Schwerpunkt für den Rundgang entlang der Reinsburg- und der Augustenstraße ausgesucht. Ziel des Rundgangs war die Vielfältigkeit der Kunstszene im Westen zu zeigen, ebenso wie jene Szene einem größeren Publikum nahe zu bringen. „Ich sehe das als Türöffner, damit die Leute sich einfach mal trauen, in eine Galerie zu gehen“, sagte Kerstin Steglich von den Grünen, die den Stadtteilspaziergang mitinitiiert hatte.

Als erste Station zeigte Kaufmann die Galerie von Thomas Fuchs in der Reinsburgstraße 68a. Die Galerie präsentierte zu diesem Anlass keine monografische Ausstellung, sondern eine Übersicht über ihr komplettes Programm. Die junge, aufstrebende Galerie war für Kaufmann ein Paradebeispiel für die Branche. So habe man dort neben dem großen Künstler Sebastian Gumpinger viele Unbekanntere im Repertoire. „Einen großen Künstler im Programm zu haben und drum herum einige, junge, die man aufbaut. Das ist die typische Art eines Galeristen“, sagte die Kunsthistorikerin. Die Galerie Thomas Fuchs konzentriert sich vor allem auf Malerei. „Daran sieht man auch sehr schön, dass die Malerei nicht tot ist, wie oft behauptet wird“, meinte Kaufmann.

Nur ein einziges Mal ist auf den Bildern ein Mensch zu sehen

Ein altes Fabrikgebäude in der Augustenstraße 87 bis 89 war die zweite Station des Rundgangs und ein Gegensatz zur ersten. Denn dort befindet sich die Galerie von Sandro Parrotta. „Er ist ein Galerist mit langjähriger Erfahrung, der sich in der Szene längst etabliert hat“, sagte Kaufmann. Dort ist derzeit eine Einzelausstellung mit Fotografien von Detlef Orlopp zu sehen. Die schwarz-weißen Landschaftsaufnahmen tragen den Titel „Im Licht des Gletschers“. „Er ist ein ganz besonderer Fotograf“, befand Kaufmann. Er konzentriere sich vor allem auf zwei Darstellungsweisen, ergänzte Anna Bews, Assistentin von Sandro Parrotta. Einerseits habe er Berge und Gletscher fotografiert, die symbolisieren sollen, wie klein der Mensch im Vergleich zur Natur sei. Zum anderen habe er immer wieder extreme Nahaufnahmen dabei, so Bews. Nur ein einziges Mal ist auf den Bildern ein Mensch zu sehen. Den muss man aber schon mit der Lupe suchen. Ganz klein versteckt er sich in einem Gletscher am oberen Rande der Fotografie.

Doch nicht nur jung und neu sowie alteingesessen und etabliert wollte Kaufmann ihren Zuhörern im Westen zeigen, sondern auch die Unterschiede zwischen kommerzieller und nicht kommerzieller Kunst. Die dritte und letzte Station war das Künstlerhaus in der Reuchlinstraße. Die staatlich geförderten Werkstätten bieten unbekannten Talenten eine Plattform. „Das Künstlerhaus hat ein besonderes kuratorisches Programm“, sagte Kaufmann. Junge Künstler aus aller Welt bekämen dort die Möglichkeit, sich mit ihren Arbeiten einen Namen zu machen. „Das zeigt, dass es auch Kunst abseits der Staatsgalerie gibt“, ergänzte Kaufmann.