Der Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen punktet nicht nur mit hoher Aufenthaltsqualität und einem vielfältigen Programm. Es ist für viele ein Ort für soziale Kontakte.
„Im MiT ist es viel besser als allein in der Wohnung herumzusitzen. So habe ich viel Abwechslung und treffe andere Leute“, sagt Melina Schmidt. Seit 32 Jahren engagiert sich die mittlerweile 73-Jährige in Wendlingen ehrenamtlich: Zunächst im Vorgängerhaus „Treffpunkt im Keim“ (TiK) im ehemaligen Hotel Keim am Bahnhof, seit 2009 im Stadt- und Kulturhaus Treffpunkt Stadtmitte in der Begegnungsstätte „Menschen im Treffpunkt“ (MiT). Ein bis zwei Mal pro Woche steht Schmidt hinter der Theke im MiT-Café, schenkt Kaffee aus oder bedient beim Mittagstisch. Obendrein ist sie oft bei der „Maschenplauderei“ am Start – dabei treffen sich regelmäßig begeisterte Strickerinnen, um ihr Hobby auszuüben und, der Name verrät es schon, um sich auszutauschen.
Warteliste für den Mittagstisch
Solche niederschwelligen und kostenlosen Angebote gibt es viele – und sie sind der langjährigen MiT-Leiterin Heike Hauß sehr wichtig: „Es geht um Teilhabe und darum, der Einsamkeit entgegenzuwirken.“ Deswegen gebe es auch keinen Verzehrzwang im MiT-Café, das Montag bis Donnerstag durchgängig von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat, mittwochs gibt es um 12 Uhr einen Mittagstisch für kleines Geld. Das Angebot kommt an: „Für den Mittagstisch müssen wir sogar eine Warteliste führen“, sagt Hauß. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. „Um den Café-Betrieb am Laufen zu halten, brauchen wir ein verlässliches Team“, betont die Leiterin. Aktuell sind es 17 Menschen, die den Laden schmeißen. Es kommen immer wieder neue Gesichter dazu – erst neulich habe sich ein Ehepaar gemeldet, das jetzt in Rente sei und neue Aufgaben sucht.
Eigenverantwortlichkeit ist selbstverständlich im Team: „Wenn mal jemand nicht kann, kümmert er oder sie sich selbstständig um einen Ersatz.“ Das System funktioniert: Stolz betont Hauß, dass das MiT-Café in all den Jahren lediglich ein Mal einen Nachmittag geschlossen hatte: „Das war der Grippewelle geschuldet.“ Ein großer Einschnitt war die Corona-Pandemie: „Aber alles was ging, haben wir gemacht.“ Denn Hauß weiß, dass das MiT als zentrale Anlaufstelle für viele Menschen wichtig ist.
Schwerpunkt ist die Seniorenarbeit
Inzwischen sind weitere Gäste im Café eingelaufen – sie kommen regelmäßig auf einen Kaffee nach ihrem B.U.S.-Training, das jeweils mittwochs bei gutem Wetter vor dem Treffpunkt Stadtmitte auf dem Marktplatz, bei Regen innen, stattfindet. B.U.S. steht für „Bewegen – Unterhalten – Spaß haben“ und ist ein Bewegungsangebot speziell für ältere Menschen. Auch hierfür ist weder eine Anmeldung nötig, noch entstehen Kosten. Vier Kursleiter betreuen die Gruppe – alles im Ehrenamt. „Der Schwerpunkt im MiT liegt auf der Seniorenarbeit“, sagt Hauß, die unter anderem in der Stadt für die Altenhilfeplanung zuständig ist. Dennoch sind auch jüngere Generationen willkommen – so gehören Filzkurse für Schulkinder, der ProJuFa-Elterntreff in Zusammenarbeit mit dem Landkreis oder Yoga-Kurse für Erwachsene fest zum Angebot. Auch Krabbelgruppen gab es schon, das richte sich nach dem jeweiligen Bedarf, erklärt die Leiterin.
Der Englisch-Stammtisch ist ein Saurier
Kommen dürfe jeder, betont sie, allerdings seien die Öffnungszeiten etwa des Mit-Cafés eher ungünstig für Menschen, die noch im Arbeitsleben stehen. Ein Dinosaurier im Angebot des MiT ist etwa der „Englisch-Stammtisch“. Den gab es bereits im TiK, sagt Hauß. Dabei treffen sich immer dienstags Interessierte im MiT-Café um auf Englisch zu plaudern, ein Einstieg ist jederzeit möglich, die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere niederschwellige Angebote sind diverse Selbsthilfegruppen zu Themen wie „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“, „Sucht“, „Schlaganfall“ sowie das Trauercafé, das von einer ausgebildeten Trauerbegleiterin geleitet wird. Ebenfalls im Treffpunkt Stadtmitte untergebracht sind die Musikschule Wendlingen/Köngen und die Volkshochschule (VHS). Hier gibt es immer mal wieder Berührungspunkte: „Mit der VHS pflegen wir seit Jahren eine enge Zusammenarbeit“, sagt Hauß. Viel frequentiert ist auch das zumeist kostenlose Vortragsangebot: Die Themenpalette ist breit gefächert und reicht von Reiseberichten, dem Thema Ernährung bis hin zu praktischen Dingen, wie etwa die „Komoot-App“ genutzt werden kann.
„Das Herz des Angebots ist aber das MiT-Café“, sagt Hauß. Bei diesem Satz kommt ein zustimmendes Nicken von der Tafel mit den B.U.S.-Teilnehmern. Und Melina Schmidt, die nebenbei Besteck und Servietten für den bald beginnenden Mittagstisch austeilt, ergänzt: „Dieser Ort ist einfach sehr wichtig für uns alle.“