Bürgergärten als Treffort für die Einwohner: Nina Born, Stadtverwaltung (2. von links.) und die Ehrenamtlichen (von links) Hans Gruber, Georg Grundmann, Ursula Ehrhardt und Elke Bretschneider.Fotos: Peter Stotz Foto:  

Ehrenamtliche pflegen die „Traumfelder“ auf dem ehemaligen Gartenschaugelände im Scharnhauser Park in Ostfildern. Gemeinschaftsgärten dienen als Treffpunkte für Einwohner.

Seit mehr als 20 Jahren pflegen Ehrenamtliche mit tatkräftiger Unterstützung und fachlicher Beratung der Experten bei der Stadtverwaltung auf dem früheren Gelände der Landesgartenschau im Scharnhauser Park „Traumfelder“ genannte Themengärten, kümmern sich um Streuobstwiesen, Blumen, Gemüsebeete und Gewürzpflanzen, Sträucher und Bäume. Ein mediterraner Garten und ein Bibelgarten, ein Rosengarten und ein Staudenfeld sind entstanden, zwei Parzellen widmen sich den Städtepartnerschaften mit Montluel und Mirandola.

 
Das ehemalige Gartenschaugelände ist heute noch grün. Foto: pst

„Es ging immer auch darum, dass die Menschen in den Gärten zusammen kommen“, sagt Hans Gruber, der sich seit vielen Jahren um die Pflanzen in den Traumfeldern kümmert. Schließlich könne man sich beim gemeinsamen Gärtnern kennenlernen, sich austauschen und sich gegenseitig helfen. „Nicht jeder hat einen Garten oder einen Balkon, wo man etwas anpflanzen kann.“ Dazu biete das Areal noch eine weitere, nicht zu unterschätzende Möglichkeit. „Man muss nicht nur arbeiten. Man kann einfach kommen, sich hinsetzen, schauen und genießen“, sagt Gruber.

Kommen, sich setzen und einfach da sein

Dies unterstreicht auch Georg Grundmann, der sich zusammen mit einigen Mitstreitern um den Bibelgarten kümmert, dort die Pflanzbeete hegt, die Olivenbäume gießt und immer wieder auch Kleinmüll aufsammelt. „Im Bibelgarten kommen die Menschen zusammen. Religion spielt dabei überhaupt keine Rolle. Jeder kann kommen, sich setzen und einfach da sein“, erklärt Grundmann, und das sei sehr oft zu beobachten. Für die Ehrenamtliche Ursula Ehrhardt ist dies ein prägendes Merkmal der grünen und blühenden Oase am Rand des Stadtteils. „Die Bürgergärten und ihre Besucher sind ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt sie.

Interessierte können sich vernetzen

Für Nina Born von der Koordinierungsstelle Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Ostfildern liegt darin der Charme und gleichzeitig die große Chance für die Zukunft des Areals. „Die Bürgergärten bieten eine tolle Gelegenheit, sich kennenzulernen und nach den eigenen Möglichkeiten etwas zu tun“, beschreibt sie. Um dies und die Ehrenamtlichen zu unterstützen, bietet sie zweimal pro Jahr vor Ort in der Kinderaktivwerkstatt ein Austausch- und Vernetzungstreffen für die Aktiven und für Neugierige an. Zudem hat sie, vermittelt über ihre Tätigkeit bei der Stadt, ein offenes Ohr für Menschen, die auf der Suche nach einem sinnvollen Engagement sind. „Persönliche Ansprache ist wichtig“, erlebt Born immer wieder.

Kinder wollen mithelfen

Dies bestätigt die Ehrenamtliche Elke Bretschneider, die sich seit vielen Jahren für das Gebiet engagiert. Der große Spielplatz im Süden des Areals werde sehr gut genutzt, viele Kinder und ihre Eltern würden die Gartenarbeit beobachten. „Die Kinder wollten auch mal gießen oder Gemüse pflanzen, und so sind schon manche Familien dazu gekommen“, erzählt sie. Das sei auch dringend nötig, sagen die Ehrenamtlichen, denn sie würden nicht jünger und so manches Mal sei Unterstützung nötig, sagt etwa Gruber, der mit seinen 86 Jahren nicht mehr alles selbst erledigen könne und wolle.

So sei es zwar erfreulich, dass sich immer wieder auch Schulklassen in den Bürgergärten engagieren, doch „wir haben mit dem allgemeinen Problem zu tun, dass sich weniger junge Leute finden, die verbindlich Verantwortung übernehmen wollen“, sagt Elke Bretschneider. Das bestätigt auch Ursula Ehrhardt. „Hier bildet sich ein gesellschaftlicher Trend ab, hin zu einer kurzfristigen Projektorientierung“, sagt sie.

Ein neues Projekt: Hochbeete. Foto: pst

Ehrenamt beleben

Als Perspektive für die Bürgergärten „als Ort der Begegnung und des Austauschs“, wie die Stadt Ostfildern dies formulierte, wurde ein Konzept entwickelt, das das ehrenamtliche Engagement mit neuem Elan versehen und damit insgesamt wieder beleben soll. Im Bereich des früheren, seit längerer Zeit schon brach liegenden mediterranen Gartens wurden Hochbeete aufgebaut, in denen nun zunächst bis Oktober gemeinsam gegärtnert werden kann. In diesem „Pop-up-Gemeinschaftsgarten“ genannten Bereich wurden bereits Blumen und Gemüse gepflanzt. Schulkinder und eine Kindergartengruppe waren zugange, und die Ehrenamtlichen sind guten Mutes, dass die erhoffte Belebung der Bürgergärten eintreten wird. Nina Born sagt, dass das Angebot im Herbst ausgewertet werde und dann über eine Fortsetzung nachgedacht werden würde. Hans Gruber ist da recht optimistisch. „Eine Gruppe hat sich schon gemeldet und gesagt, dass sie weitermachen will“, erzählt er.