Vergangenes Jahr warb die Stadt mit einem Flashmob für die Gartenschau-Bewerbung. Foto: factum/Granville/Simon Granville/factum

Ludwigsburg will 2034 Gartenschaustadt werden. Dass bis dahin ein Tunnel über die B 27 gebaut wird, ist unwahrscheinlich. Dennoch hofft die Stadt auf eine erfolgreiche Bewerbung.

Ludwigsburg - Es klingt wie ein Traum: In der Ludwigsburger Innenstadt sollen 50 000 Quadratmeter Betonflächen in Grünland verwandelt werden. Eine Landesgartenschau für die ganze Bürgerschaft, die City mit Blühendem Barock und Bärenwiese von einem grünen „U“ umrankt, auch die Stadtteile und der Neckar sollen mit eingebunden werden. Mit dieser Vision hat sich Ludwigsburg 2018 schon einmal beworben – und hat bei der Auswahlkommission knapp gegen Ellwangen verloren.

Doch in den Kreisen der Bewertungsjury galt die Ludwigsburger Bewerbung als exzellent. Bei deren Besuch im April des vergangenen Jahres erwartete die Mitglieder ein Schüler-Flashmob auf der B 27 und eine Geigenspielerin im Salonwald. Die Stadt will sich nun erneut bemühen – für den Zeitraum von 2031 bis 2036.

Das Konzept geht vom Jahr 2034 aus. Mit einem entscheidenden Unterschied: Der B-27-Tunnel ist nur noch „additives Element“ der Bewerbung, wie der Baubürgermeister Michael Ilk (Freie Wähler) am Donnerstag im Technikausschuss des Gemeinderates erklärt. Sprich: Wenn sich Geldgeber in Bund oder Land finden, könnte der 150 Millionen Euro teure Tunnel noch für die auf 2034 avisierte Gartenschau gebaut werden.

Noch gibt es Hoffnung auf den Tunnel

„Wir denken den Tunnel immer mit“, sagt Michael Ilk, „aber die Bewerbung funktioniert auch ohne ihn.“ Überzeugend sollen die Schlagworte Klimaschutz, Erhalt der biologischen Vielfalt und nachhaltige Mobilität sein. So wird zum Beispiel das Stadtklima erwähnt. Eine Wärmekarte der Innenstadt zeigt, dass sich Ludwigsburg in den kommenden 15 Jahren durch den Klimawandel immer weiter aufheizen wird – hier kann die Gartenschau mit Grün für Abkühlung sorgen.

„Ziel ist ein grünes Verbundsystem für die ganze Stadt als Lebensraum“, heißt es in den Unterlagen der Stadt. Gerade entlang des Wassers sollen Lebensräume für Tiere entstehen. Das Grüne „U“, das die Stadt durchziehen soll, soll für Fußgänger und Radfahrer einfache Möglichkeiten bieten, in die Innenstadt oder in andere Stadtteile zu gelangen. Sollte der B-27-Deckel doch noch kommen, würden 400 neue Bäume auf 40 000 Quadratmetern eines grünen Stadtboulevards entstehen.

Die Stadt muss 8,5 Millionen Euro zahlen

Die Vorbereitung der Gartenschau kostet die Stadt rund 12,5 Millionen Euro, davon soll gut die Hälfte durch Zuschüsse finanziert werden. Weitere zwölf Millionen Euro fallen für die Umsetzung an, durch Eintrittsgelder und Sponsoring sollen zehn Millionen Euro wieder herein kommen. „Das ist im Vergleich mit anderen Gartenschauen realistisch“, sagt Ilk, der aus seiner Zeit in Bamberg eine ähnliche Schau entwickelt hat. Die Stadt müsste also zusammen 8,5 Millionen Euro tragen.

Noch sind viele Fragen offen. So kritisiert der Grünen-Stadtrat Frank Handel das geplante Parkkonzept: „Wir brauchen keine zusätzlichen Parkhäuser am Rande der Stadt, die dann später leer stehen.“ Die Stadträte interessiert auch die geplante „Bimmelbahn“ entlang der Grünzonen, die ein Klassiker auf Landesgartenschauen ist. Der CDU-Rat Armin Klotz macht sich Sorgen, dass die Stadtteile nicht richtig eingebunden werden: „Poppenweiler sieht auf der Karte der Gartenschau ziemlich abgelegen aus.“

Kommen wirklich 1,3 Millionen Besucher?

Der Freie-Wähler-Rat Andreas Rothacker hat Zweifel, dass die Kosten nicht zu niedrig kalkuliert sind. Die FDP-Rätin Stefanie Knecht hält die kalkulierten 1,3 Millionen Besucher für „sehr sportlich“. Vor allem weil nicht immer und überall zur Kasse gebeten werden können. In der Innenstadt, die mit Grünzonen auch Teil des Konzepts ist, kann kein Eintritt verlangt werden. Die Stadt will dies etwa durch Sonderveranstaltungen oder eingezäunte Bereiche regeln – für die dann Eintrittsgeld verlangt werden kann.

So ganz aufgeben wollen auch die Stadträte den B-27-Tunnel noch nicht. „Wir müssen mit dem Bund klären, in welcher Größenordnung Fördermittel möglich sind“, sagt die SPD-Fraktionschefin Margit Liepins. Bislang hat die Stadt vor allem bei der Landesregierung eine Absage erhalten – weil ein Tunnel für die Bundesstraße zwar eine „optische Aufwertung“ sei, wie der Baubürgermeister Michael Ilk erklärt, aber verkehrlich keine Verbesserung. Darüber sei er schon etwas enttäuscht. Allerdings hat der CDU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Steffen Bilger einen möglichen Lösungsweg aufgezeigt: Die Bundesregierung plant, den für die Städte so wichtigen Fördertopf des Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungsgesetzes (GVFG) deutlich auszuweiten und die Hürden abzusenken.

Bis 2028 kann man noch aussteigen

Ob das allerdings noch bis 2034 umgesetzt werden kann, bleibt offen. Wenn der Gemeinderat der offiziellen Bewerbung zustimmt, kommt im nächsten Frühjahr wieder eine Bewertungskommission. Erhält Ludwigsburg den Zuschlag, könnte man bis sechs Jahre vor dem Zeitraum noch aussteigen, also bis 2028. Für Diskussion ist also noch reichlich Zeit.