Seit Monaten ein gewohntes Bild in Schmiden: Bagger hinter rot-weißen Absperrungen. Foto: Patricia Sigerist

Die Arbeiten im Zentrum von Schmiden werden vorübergehend eingestellt: Bereits ab Sonntag gibt es bei den Buslinien erste Entspannung, für den Autoverkehr verheißt die Weihnachtspause vom 20. Dezember bis 13. Januar eine freie Fahrt.

Schmiden - Halbseitig gesperrte Straßen, überraschende Umleitungen und aufgerissene Gehwege, Fußgängerampeln mit rätselhafter Schaltung und verwirrte Autofahrer auf der Suche nach dem Weg aus der Sackgasse: In den vergangenen Monaten gab’s im Zentrum von Schmiden „das geordnete Chaos“.

Die Ersatzhaltestelle „Bühnerstraße“ wird in die Gotthilf-Bayh-Straße verlegt

Doch nun dauert es nicht mehr lange, bis zumindest ein gewisser Weihnachtsfriede einkehrt. Die Arbeiten am Bauprojekt Neue Mitte Schmiden gehen in die Winterpause. Wie das Pressereferat der Stadt mitteilt, gibt es erste Entspannung bereits in wenigen Tagen im Busverkehr: Ab Sonntag, 15. Dezember, wird zu Betriebsbeginn die Buslinie 60 von Westen her kommend wieder über die Gotthilf-Bayh-Straße rechts in die Fellbacher Straße in Fahrtrichtung Fellbach geleitet. Die Linienbusse werden also nicht mehr über die Wirtembergstraße und die Gutenbergstraße fahren. Die Ersatzhaltestelle „Bühnerstraße“ wird in die Gotthilf-Bayh-Straße verlegt, die reguläre Haltestelle „Gutenbergstraße“ in der Fell-bacher Straße wieder wie gewohnt angefahren. Weiterhin bestehen bleibt allerdings die Umleitung der Buslinien 60 und 214 von Oeffingen nach Schmiden – hier geht es über die Freibergstraße, dann auf die Höhenstraße, am Schmidener Stadion vorbei auf der Tournonstraße über die Gotthilf-Bayh-Straße und schließlich in die Fellbacher Straße.

Die derzeitige Einbahnstraßenregelung in der Achalmstraße wird bestehen bleiben

Nächste erfreuliche Nachricht: Am 20. Dezember werden die ersten beiden Bauabschnitte der Neuen Mitte – im rathausinternen Fachjargon BA 1.1 und BA 1.2 genannt – abgeschlossen sein. Dem folgt, so die Presseabteilung der Stadt, „eine kurze Verschnaufpause“, in der alle Fahrtrichtungen für den Verkehr freigegeben werden – ehe am 13. Januar der Start des nächsten Bauabschnitts erfolgt.

Um den Verkehr bis dahin zu regeln, wird im Kreuzungsbereich der Fellbacher Straße mit der Gotthilf-Bay-Straße eine mobile Ampelanlage aufgestellt. Die derzeitige Einbahnstraßenregelung in der Wirtembergstraße zwischen der Achalmstraße und der Gotthilf-Bayh-Straße wird bis zum 13. Januar aufgehoben. Die derzeitige Einbahnstraßenregelung in der Achalmstraße wird bestehen bleiben.

Ab dem 13. Januar werden also die Arbeiten in der Neuen Mitte mit dem zweiten Bauabschnitt fortgesetzt. Deshalb muss die Fellbacher Straße zwischen Achalmstraße und Gotthilf-Bayh-Straße wieder für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Der Kreuzungsbereich Fellbacher-/Gotthilf-Bayh-/Jakobstraße bleibt jedoch in alle Richtungen befahrbar.

Die Bauverwaltung reagierte zunächst nicht gerade begeistert

Wie es dann, nach der mehrmonatigen Pause ab Frühjahr 2020, weiter geht im Schmidener Ortskern, ist allerdings noch offen. Erst nächstes Jahr soll mit Ladenbesitzern und Anwohnern ausdiskutiert werden, ob dem baustellengeplagten Stadtteil vielleicht etwas Ruhe gegönnt werden soll. Auslöser ist der Rat von CDU-Fraktionschef Jörg Schiller in seiner Haushaltsrede, bei den Investitionen und Bauprojekten in Fellbach generell an „noch etwas mehr Entzerrung“ zu denken. Auch eine Verschiebung in kommende Jahre könne im einen oder anderen Fall sinnvoll sein. „Gönnen wir doch zum Beispiel der Bevölkerung in Schmiden nach der Fertigstellung der Neuen Mitte mal drei, vier Jahre ohne aufgerissene Straßen und Umleitungen – und nehmen dann erst die Straßengestaltungen von der Jakobstraße bis zur Oeffinger Straße und von der Fellbacher Straße bis zur Kleiststraße in Angriff“, tat der Christdemokrat kund. „Wir sind sicher, dafür wären viele Anwohner und der Schmidener Einzelhandel dankbar“, war Schiller überzeugt.

Für die demnächst anstehende Umgestaltung (Brunnenstraße, Küfergasse) habe man bereits Förderanträge gestellt

Die Bauverwaltung reagierte zunächst nicht gerade begeistert. Die zeitliche Festlegung der einzelnen Bauabschnitte sei „sorgfältig aufeinander abgestimmt“. Für die demnächst anstehende Umgestaltung (Brunnenstraße, Küfergasse) habe man bereits Förderanträge gestellt. „Es besteht die Befürchtung, dass eine zu lange zeitliche Dehnung der einzelnen Bauabschnitte den Gesamtzeitraum der Umgestaltung in einem Ausmaß verlängert, der zu einer insgesamt negativen Wahrnehmung führt.“ Im Übrigen habe man die „zeitliche Taktung“ im Gewerbeverein Schmiden wie in der Bürgerschaft „öffentlich kommuniziert“, so die Einschätzung des Dezernats unter Leitung von Baubürgermeisterin Beatrice Soltys.

Im Gremium gab es allerdings einige Stimmen, die eher für eine längere Atempause plädierten. Jörg Schiller betonte erneut, man solle doch die Bürger fragen: „Wollt ihr eine Baustelle nach der anderen oder ein paar Jahre Ruhe?“ In Schmiden sei es im Moment „net schee", ergänzte seine Doppelspitzen-Kollegin Simone Lebherz in schwäbischer Lautmalerei. Ulrich Lenk (FW/FD) warb gar für eine Befragung der Bürger: „Wenn die sagen, man soll sechs Monate schieben, wär’s auch nicht schlecht“. Fraktionskollege Martin Oettinger, zugleich im Gewerbeverein Schmiden aktiv, betonte: „Es war allen bewusst, dass die Baustelle zu Einschränkungen und Ärger führt“. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt, aber man sollte eruieren, ob eine längere Pause als geplant sinnvoll sei. So kommt’s denn auch: Baudezernentin Beatrice Soltys wie auch Oberbürgermeisterin Gabriele Zull versprachen nach dem Jahreswechsel eine „intensive Kommunikation“ und die sorgfältige Prüfung, was tatsächlich gewünscht sei.