Seit Kurzem steht auch am Bahnhof Foto: factum/Granville

Seit Anfang Februar steht auch am Korntaler Bahnhof ein Wagen des Carsharing-Vereins Stadtmobil. In den drei Wochen ist er bereits 900 Kilometer gelaufen. 30 Mitglieder hat der Verein in Korntal derzeit.

Korntal-Münchingen - Thomas Schembera hat zwei Kinder und lebt in Münchingen. Damit entspricht der 44-Jährige nicht dem Profil des typischen Kunden von Stadtmobil. Und doch begann der 44-Jährige vor einem Jahr, in Korntal-Münchingen Werbung für Carsharing zu machen. In der Nachbarstadt Ditzingen hat der Verein Stadtmobil schon im April 2012 zwei Stellplätze am Bahnhof eingerichtet. Schembera will auf lokaler Ebene etwas fürs Klima tun – also engagierte er sich für Carsharing. Obwohl er selbst mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Stuttgart-Feuerbach fährt.

Seit Anfang Februar steht nun am Korntaler Bahnhof ein roter Wagen und ist bereits 900 Kilometer gelaufen. Der Standort ist bewusst gewählt – damit man schnell zu den Standorten Ditzingen, Leonberg oder Zuffenhausen gelangt, wenn der Wagen in Korntal ausgeliehen ist. Derzeit ist es ein Opel Corsa, eine Leihgabe von Stadtmobil aus Leonberg. Ende April soll ein Opel Astra Kombi geliefert werden.

Bald auch ein Wagen in Münchingen?

Mittlerweile ist Schembera Filialleiter in Korntal und hat 30 Mitglieder geworben. „Für den Anfang ist das nicht schlecht“, sagt er. 20 Mitglieder, so die Vorgabe von Stadtmobil, müssten es sein, damit sich ein Auto trägt. Er selbst hat den Wagen noch nicht genutzt. „Ich müsste ja erst nach Korntal zum Auto fahren“, sagt der Münchinger. Da sei der Weg in die eigene Garage kürzer. Aber der Wagen der Schemberas ist eh im Spätherbst seines Daseins. „Mittelfristig wollen wir einen Stadtmobil-Stellplatz in Münchingen“, sagt er. Wenn es den gebe, werden sich die Schemberas keinen eigenen Wagen mehr anschaffen.

In Ditzingen trägt sich die Filiale von Stadtmobil selbst. „Wir schreiben die schwarze Null“, sagt Agnes Mendel, die stellvertretende Filialleiterin. Mit rund 45 Mitgliedern ist der Verein im vergangenen Frühling gestartet, mittlerweile sind knapp 30 hinzugekommen. Manche reservieren die roten Autos nur sehr sporadisch. Ein Kreis von rund 15 Mitgliedern leiht sich die Wagen aber regelmäßig aus. Mendel ist sich sicher, dass die Nutzerzahl in Ditzingen weiter steigt. „Im vergangenen Monat haben sich fünf Interessenten bei mir informiert.“ Zwar werde nicht aus jedem Interessenten ein Mitglied. Zumal sich das Carsharing ab 10 000 Kilometern im Jahr nicht mehr rechnet. Doch dass auch jetzt, im Winter, Anfragen kommen, stimmt Mendel zuversichtlich. „Denn eigentlich werden die Autos vor allem im Frühjahr und im Sommer genutzt.“

Manche Nutzer sind arg fürsorglich

Wer in Ditzingen das Stadtmobil warum und wie nutzt, wird nicht erfasst. Aber aus Gesprächen mit Nutzern kristallisiere sich schon ein Profil heraus, so Mendel. „Zunächst einmal sind es Leute, die bereit sind, sich ein Auto zu teilen.“ Manche zeigten sich dabei sehr fürsorglich. „Einmal hat ein Nutzer angerufen und eine Schramme gemeldet. Unser Autowart musste eine Viertelstunde suchen, bis er sie gefunden hatte.“ Andererseits: ganz so sorgsam wie mit dem eigenen oder einem Mietwagen gehen die meisten mit den Stadtmobil-Autos dann doch nicht um. Im Herbst etwa überließen es manche dem Autowart, das Laub zu entfernen. Immerhin bekam der Vorstand der Stadtfiliale so Aufschluss darüber, wie die Ditzinger Stadtmobil nutzen: im Herbst in der Regel alleine. „Das Laub lag nur im Fußraum des Fahrers.“

Im Sommer vor allem Ausflüge, das gesamte Jahr über Transporte und Einzelfahrten zu weiter entfernten Zielen – dieses Nutzungsbild verrät ein Blick ins Fahrtenbuch. Ältere Nutzer haben sich vielfach kurz zuvor von ihrem Auto getrennt. „Ein neues lohnt sich nicht mehr“, sagen sich viele. Jüngere Nutzer wiederum haben, so wie Mendel selbst, nie ein Auto besessen oder ihres verkauft. „Weil sie festgestellt haben, dass es zu viel herumsteht.“