Die Stadtlücken rückten den Ort ins politische Bewusstsein. Foto: Achim Zweygarth

Der Platz unter der Paulinenbrücke im Stuttgarter Süden ist bislang ein Unort. Doch Bürger sollen die Chance bekommen, ihn nach eigenem Gusto umzunutzen – so die Gemeinderäte am Dienstag zustimmen.

S-Süd - Einfach mal machen hilft: Dank der Initiative Stadtlücken e. V. ist der triste Platz unter der Paulinenbrücke ins lokalpolitische Interesse gerückt. Eine breite Koalition aus Grünen, SPD, SÖS/Linke-plus, FDP und Stadtisten im Gemeinderat will, dass der nördliche Parkplatz unter der Brücke frei geräumt wird für Dinge, die sich Bürger wünschen.

Mission possible

„Wo ist eigentlich dieser Österreichische Platz?“ war die Aktion im vergangenen Jahr überschrieben, mit der der Verein Stadtlücken aufzeigte, wozu der Raum unter der Brücke besser genutzt werden könnte als bloß zum Parken. „Unter der Brücke ist der größte überdachte Platz der Stadt!“, hatte Sebastian Klawiter von der Initiative damals gesagt – was könnte man damit nicht alles anstellen? Die Mission der Stadtlücken ist es, Orte in der Stadt aufzustöbern, die bislang ein eher unerfreuliches Schattendasein fristen und deren Potenziale aufzuzeigen. Dabei geht es den jungen Architekten, Schreinern, Kommunikationsdesignern und Stadtplanern nicht darum, mit großartigen Entwürfen aufzuwarten, sondern um eine Art Weckruf der Stadtbewohner: Gestaltet eure Umgebung so, wie es euch gefällt! Ein Parkplatz ist weder gottgewollt noch naturgesetzlich, man kann da auch etwas anderes draus machen. Bei ihrem Projekt am Österreichischen Platz haben die Stadtlücken nur skizzenhaft angerissen, was möglich wäre.

Zur Multimedia-Reportage

Die Idee, auf dem Parkplatz an der Tübinger Straße eine Freifläche zu schaffen und mit Hilfe einer Bürgerbeteiligung eine andere Nutzung zu definieren, fand bei der Mehrheit der Gemeinderäte Unterstützung – sie wurde zur Mission possible. Die Entscheidung, den nördlichen Parkplatzbereich, der von der Firma Apcoa gepachtet ist, zu kündigen, steht allerdings noch aus. Der Parkplatzbetreiber hat mittlerweile in einem Gespräch mit der Verwaltung signalisiert, dass er bereit wäre, die 76 Stellplätze auf der nördlichen Fläche unter der Brücke freizugeben. Die 112 Plätze auf der anderen Seite aber würde Apcoa weiter bewirtschaften wollen. Es wären dann einige Baumaßnahmen fällig, unter anderem eine neue Ein- und Ausfahrt.

Parkplätze sollen verschwinden

Laut der Verwaltung besteht mit dem Parkplatzbetreiber ein Vertrag mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Ende März jeden Jahres. Um zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen, muss der Gemeinderat noch im Dezember einen Beschluss fassen. Über die Mittel zur Bespielung der Fläche unter der Paulinenbrücke durch bürgerliche Initiativen wie den Stadtlücken sowie die notwendigen Tiefbaumaßnahmen zur Umgestaltung der Parkplatzfläche zum Freiraum wird in den Haushaltsplanberatungen entschieden. Da alle offenen Fragen für geklärt seien, plädieren Grünen, SPD, SÖS/Linke-plus, FDP und Stadtisten dafür, dass der Ausschuss für Umwelt und Technik in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 12. Dezember, beschließt, den Pachtvertrag für den nördlichen Parkplatz zum 31. März zu kündigen.