Renate Beigert an ihrem Arbeitsplatz im Hauptbahnhof. Foto: Annina Baur

„Seelsorge to go“ ist das Thema der fünften Auflage der Reihe Cannstatter Passion. In drei Gottesdiensten sind die Leiterin der Bahnhofsmission, der Airport-Seelsorger und ein Autobahn-Pfarrer zu Gast in der Stadtkirche.

Bad Cannstatt - Ob das Geld gestohlen ist oder die Fahrkarte verloren, der Anschlusszug von dannen ist oder unterwegs eine schlechte Nachricht Reisende aus der Bahn wirft: Die Bahnhofsmission ist für alle großen und kleinen Sorgen auf Reisen Ansprechpartner. „Wir haben den Auftrag, für alle Menschen am Bahnhof da zu sein“, sagt Renate Beigert, die ökumenische Leiterin der Stuttgarter Bahnhofsmission.

Die neun Hauptamtlichen und zahlreiche Ehrenamtliche helfen nicht nur beim Ein-, Aus- und Umsteigen, sondern haben auch immer ein offenes Ohr, ein Plätzchen im Warmen und eine Tasse Tee. Wechselkleidung, Babynahrung und Windeln gehören ebenso zum blauen Container an Gleis 16. 50 bis 100 Kontakte zählt die Stuttgarter Bahnhofsmission am Tag. Vorbei kommen Flüchtlinge auf dem Weg zur Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe, demente Menschen und Reisende in persönlicher Krise: „Einmal kam ein Mann Anfang 40 völlig aufgelöst herein“, erzählt Beigert. Von der Partnerin verlassen und aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, dachte der Mann an Selbstmord, bevor er in die Bahnhofsmission kam. Einige Wochen später traf Beigert den Mann am Bahnhof wieder – mit neuem Lebensmut.

Drei Gottesdienste mit besonderen Gästen

Eine solche zweite Begegnung ist die Ausnahme: „Meist erleben wir nur einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben eines Menschen und wissen nicht, was wir bewirken“, sagt die Diplomsozialpädagogin. Bei ernsthaften körperlichen oder psychischen Problemen vermittelt sie die Person an entsprechende Beratungsstellen weiter. Denn der nächste akute Fall steht wahrscheinlich schon vor der Tür des blauen Containers.

Seelsorge to go“, das Motto der diesjährigen Cannstatter Passion, passt deshalb zur täglichen Arbeit in der Bahnhofsmission, bei der jeder Tag neue Herausforderungen bereit hält. Über die Begegnungen und Menschen, die sie täglich trifft, spricht Beigert am Sonntag, 1. März, bei der fünften Auflage der Gottesdienst-Reihe in der Stadtkirche. Am 8. März erzählt der Airport-Seelsorger Dieter Kleinmann von Begegnungen inmitten des Trubels am Flughafen, von der Begleitung von Mitarbeitenden und Gesprächen mit Reisenden, die im Flughafen den Raum der Stille aufsuchen. Am 29. März führt Pfarrer Martin Brändl die Gottesdienstbesucher in die seelsorgerliche Arbeit am Rand der Autobahn ein. Er erzählt von den Lastwagenfahrern, die über Tage und Wochen kreuz und quer durch Europa unterwegs sind, von denen, die es zur riesigen Brücke über das Kochertal zieht, weil sie ihres Lebens müde sind. Die Gottesdienste beginnen immer um 10 Uhr in der Stadtkirche.