1948 eine der ersten größeren Aktionen des Stadtjugendring Stuttgart: ein Seifenistenrennen Foto: SJR-Archiv

Der Vorreiter der organisierten Jugendarbeit in Stuttgart ist 70 geworden. Seinen runden Geburtstag feierte der Stadtjugendring am Montagabend im Beisein von OB Kuhn.

Stuttgart - Nur wenige Monate nach dem Kriegsende in Deutschland gab die amerikanische Militärverwaltung ihr Okay dafür, dass sich vier Jugendbewegungen in Stuttgart zusammentun konnten. So gründeten die katholische und die evangelische Jugend, der Bund für Sport- und Körperpflege und die Schwäbische Volksjugend am 12. Oktober 1945 den Stadtjugendausschuss, der neun Jahre später dann in Stadtjugendring umbenannt wurde. „Es war ein mutiger Schritt des US-Militärs, so schnell wieder Eigenverantwortung zu übertragen. Aber sie unterstützten natürlich den Prozess der Neuorientierung der deutschen Jugend nach der NS-Zeit“, sagt Jörg Titze, seit 2008 der 1. Vorsitzende des Stadtjugendrings.

Die Amerikaner brachten sich zu Beginn durchaus auch selber ein. „Regelmäßig einmal die Woche wurde der Sprecher des Stadtjugendausschusses von der US-Verwaltung zum Rapport bestellt“, fand Titze bei den Recherchen zur 70-Jahre-Feier aus alten Schriftstücken heraus. Und auf besonderen Wunsch des US-Kommandanten Hoover hatte der neue Jugendbund am 25. Juli 1948 das erste Seifenkistenrennen in Stuttgart durchzuführen.

Dachorganisation von knapp 130 000 Personen

„Der Stadtjugendring Stuttgart kann als der wohl älteste Zusammenschluss der Jugendverbände nach dem Krieg bezeichnet werden“, ist Geschäftsführer Christian Mayerhoffer stolz auf die Ursprünge, aber noch mehr auf das, was sich im Lauf von sieben Jahrzehnten entwickelt hat. Aus den vier Verbänden des Gründungstages sind bis heute 56 geworden. Der Stadtjugendring ist damit die Dachorganisation von 1932 Jugendgruppen und knapp 130 000 Personen. Die Spanne ist groß und reicht vom Jugendrotkreuz, über die Musik-Initiative Rock, den Bund der Pfadfinder, die Sportkreisjugend, verschiedene Kulturgruppierungen, politische Vereinigungen und Freundeskreise bis hin zu den Jungen Humanisten.

Schon 1980 hat der Stadtjugendring systematisch begonnen, sich auch für Jugendorganisationen mit ausländischen Wurzeln zu öffnen. „Damals hieß es noch Ausländerarbeit, heute haben wir 21 Verbände von Migranten-Gruppen vollintegriert im SJR und sorgen bei Veranstaltungen auch immer wieder für Vermischung“, sieht Mayerhoffer die Integration in den eigenen Reihen weit vorangeschritten.

Seit sich der Stadtjugendring 1993 von der Durchführung eigener Jugendfreizeiten zurückzog, konzentriert er sich in seiner Arbeit in erster Linie auf Beratung,Vernetzung und Interessenvertretung seiner Mitgliedsverbände sowie die Qualifizierung deren Mitarbeiter. Dafür steht dem Stadtjugendring mit seinen acht Hauptamtlichen und mehr als 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern ein Jahresbudget von zuletzt 1,15 Millionen Euro zur Verfügung. Ein knappes Drittel davon kommt von der Stadt, ein weiteres Drittel aus Mitgliedsumlagen, der Rest aus Teilnehmerbeiträgen, Zuschüssen, Spenden, Stiftungs- und Projektmitteln.

Drei Urgesteine für ihr „Lebenswerk“ ausgezeichnet

Im Rahmen der Jubiläumsfeier im Rathaus wurden im Beisein von Oberbürgermeister Fritz Kuhn drei Urgesteine der SJR-Bewegung (Ulrike Würth, Gökay Sofuoglu, Michael Klemm) für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Kuhn ehrte zudem fünf junge Mitarbeiter für ihre besonders engagierte Jugendverbandsarbeit: Max Bezold, Christian Storch, Robin Utz, Tobias Schenk und Tobias Groner.

Bis zum 5. November werden im Erdgeschoss des Rathauses 36 historische Bilder aus 70 Jahren Stadtjugendring ausgestellt.