Filderstadts Stadtarchivar Nikolaus Back Foto: Malte Klein

Nikolaus Back kennt die Geschichte fast jedes Hauses in Filderstadt-Sielmingen. Am Samstag bot der Stadtarchivar zum Backhausfest eine Führung durch den historischen Ortskern an. Back berichtete von der Historie des Rathauses und zeigte das älteste Haus von 1506.

Sielmingen - In Sielmingen liegen die historischen Gebäude dicht beieinander. Darum musste der Filderstädter Stadtarchivar Nikolaus Back am Samstag nur einige Hundert Meter zurücklegen, um den 24 Teilnehmern seiner historischen Führung die Stadtteilgeschichte zu erzählen. Zum Backhausfest hatte Wolfgang Pascher, der Vorsitzende des Akkordeon- und Handharmonika-Clubs (AHC) Sielmingen, den Stadtarchivar gebeten, die Führung anzubieten. „Wir möchten die Tradition an unsere Kinder weitergeben.“ Allerdings waren meist ältere Menschen gekommen.

Back startete am Backhaus in der Nähe der Kirche. Doch dabei handelt es sich nicht mehr um das historische Original. „Das echte Backhaus ist abgebaut worden und steht jetzt im Freilichtmuseum Beuren.“ Der Nachbau ist 1990 im Stil des früheren Hauses dort errichtet worden. „Die Backhäuser sind entstanden, weil die Feuergefahr in den Wohnhäusern groß war“, berichtete Back und widmete sich dem Nebengebäude. „Dieses wird von den Sielmingern Melchiors Haus genannt.“ Allerdings ist der Schmied Melchior Arnold schon 1745 gestorben. „Das hat sich so tradiert.“ Nicht mehr erhalten ist die früher quer hinter dem Gebäude stehende Scheune. „Diese L-förmige Anordnung findet man oft. Sie ist ein Zeichen für ein Gehöft eines wohlhabenden Bauern.“ Denn der Schmied Arnold war zugleich auch Landwirt.

Das älteste Haus stammt von 1506

In der Straße Im Hof steht etwas versteckt das älteste Haus Sielmingens. „Es ist 1506 gebaut worden und gehört einem Privatmann. Der baut es gerade zu einem Wohnhaus um“, berichtete Back. Das Alter eines Hauses ermittelt der Stadtarchivar sehr genau durch ein Bohrverfahren am Dachstuhl. „Durch die Jahresringe im Holz erfährt man das Baujahr eines Hauses.“

Nach den Privathäusern ging Back auf das Rathaus ein. „Eigentlich war es ein Fachwerkhaus. Doch es ist im 17. oder 18. Jahrhundert außen verputzt worden.“ Der Bürgermeister, meist ein Bauer mit viel Besitz, habe für sich und den Schreiber nur wenige Räume im Rathaus genutzt. „Es gab außerdem den Ratssaal, einen Arrestraum und ein Getreidelager unter dem Dach. Die Feuerspritze stand auch im Rathaus“, berichtete Back. Er vermutet, dass das Gebäude dort errichtet wurde, um den Verkehr, der früher über den Rathausplatz ging, über die Sielminger Hauptstraße zu leiten. Heute sind im Rathaus die Fraktionsräume und ein Bürgerbüro untergebracht.

Nach dem Blitzeinschlag gibt es eine barocke Haube

Gegenüber der Sparkasse an der Sielminger Hauptstraße stehen zwei alte Häuser. Eines sieht schmuck aus. Am anderen hat die Zeit Spuren hinterlassen. „Das rechte Haus ist in Eigenleistung renoviert worden und ist nun vermietet“, sagte Back. Rund hundert Meter entfernt deutet der Stadtarchivar auf den Kirchturm der Martinskirche. „Eigentlich hatte die Kirche ein spitzes Dach. Nachdem der Blitz eingeschlagen hatte, wurde die heutige barocke Haube gebaut.“

Die Führung endete in der Georg-Schurr-Straße. „Das hier ist der alte Kern. Hier sind Häuser mit viel Liebe renoviert worden“, sagte Back. Hier leben Brigitte und Dieter Neher. Ihr habe die Führung gut gefallen, sagt Brigitte Neher. Back gehe nicht so tief ins Detail. „Aber wenn man spezielle Fragen hat, weiß er das auch.“ Für sie war neu, wo das älteste Haus steht. Heinz Buschko bedauert, dass viele Menschen heute Auto fahren und nicht mehr beim Laufen die Häuser anschauen. Der Stadtarchivar führt immer wieder Bürger durch die Stadtteile. „Ich möchte das Bewusstsein für verlorene Schätze direkt vor der Haustür wecken“, sagte Back. Am Samstag feierte der AHC das Backhausfest mit Rahm- und Salzkuchen aus dem Backhaus und mit Musik der eigenen Orchester und durch die Gäste vom AC Bonlanden.