Dorothee Ensinger und Eckhard Fischer haben rund 20 Jahre lang Touristen durch Marbach geführt. Foto: Werner Kuhnle

Adieu sagen Dorothee Ensinger und Eckhard Fischer nicht nur in ihrer Funktion als Stadtführerin und Stadtführer in Marbach (Kreis Ludwigsburg), die beiden sagen auch der Region überhaupt Lebewohl.

Mit ihrem vielseitigen Programm an Stadtführungen ist die Schillerstadt gut aufgestellt. Um aber ein Programm mit Leben zu füllen, braucht es engagierte Menschen. Dorothee Ensinger und Eckhard Fischer sind dazuzuzählen. Sie haben sich das Prädikat mit ihrem Engagement für zahlreiche Aktivitäten richtiggehend verdient. Dies machte Marbachs Bürgermeister Jan Trost jüngst bei der feierlichen Verabschiedung der langjährigen Mitarbeitenden deutlich. Dorothee Ensinger, die in Beilstein lebt, ging 2006 in den Ruhestand.

 
Die Schillerhöhe in Marbach mit Foto: Werner Kuhnle

Auch beim 18. Jahrhundertfest dabei

Bei ihr wurde er tatsächlich zum Unruhestand: die lebhafte und resolute Dame, die im Umkreis auch für ihre Buchvorstellungen bekannt ist, engagierte sich nämlich – von 2007 an bis ins vergangene Jahr – 17 Jahre als Stadtführerin in Marbach. Zu ihrem Repertoire zählten klassische wie szenische Führungen, aber auch gewandete wie etwa „Schillers Schwester“ oder die Themenführung „Schillerspuren“.

Ein paar Mal hatte Ensinger auch Bustouren ins Bottwartal für die Tourismusgemeinschaft begleitet. Als Märchenerzählerin trat sie zudem beim 18. Jahrhundertfest und bei „Marbach wärmt“ in Aktion. Dass sie obendrein die Schillerstadt mit einem Freiheitszitat des Dichters bei der Sprit-Aktion von Radio Regenbogen im Jahr 2022 charmant repräsentiert hatte, das wusste der Schultes – sehr zur Verwunderung der zu Ehrenden – auch zu berichten. „Ich bin total überrascht, was Sie alles aufzählen“, meinte die 79-jährige Ensinger offen und nahm aus den Händen von Julia Essig-Grabnar, der Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal, gleich auch einen ganzen Satz von Ehrennadeln entgegen. „Die wollen wir Ihnen nicht vorenthalten“, meinte diese stolz auf die schön gestalteten Schillerfedern in Bronze, Silber und Gold.

Auszeichnungen für die Stadtführer

Die sogenannte Stadtführernadel gibt es seit diesem Jahr brandaktuell für fünf, zehn und fünfzehn Jahren Einsatz. Das feine Schmuckstück kommt auf der Kleidung gut zur Geltung. „Da Dorothee Ensinger ganze 17 Jahre für Marbach aktiv war, verdient sie alle drei“, so Essig-Grabnar schmunzelnd. Dasselbe gilt auch für Eckhard Fischer. Der 82-Jährige hat sogar 22 aktive Jahre als Stadtführer auf dem Buckel.

Sein Repertoire war ebenso vielfältig wie das seiner Kollegin: Nur hat Fischer als Gewandeter die Führungen „Nachwächter“ und „L’amour toujours“ übernommen. Ein Alleinstellungsmerkmal hatte er durch seine als Fremdsprachenlehrer ausgefeilten Kenntnisse in Französisch und Spanisch. Neben Deutsch führte er die Gäste nämlich auch auf Spanisch und Französisch durch Marbachs Gassen. Ebenso kamen die spanischen Austauschschüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums in diesen Genuss. Wie Dorothee Ensinger gab auch Fischer, der sich zudem lange Jahre im Partnerschaftskomitee für L’Isle Adam engagiert hat, sein Wissen über die Alexanderkirche mithilfe von Führungen preis.

Teils skurrile Situationen erlebt

Reich beschenkt wurden die beiden Marbachkundigen, die übrigens mit ihren jeweiligen Ehepartnern die Heimat verlassen – Ensinger wird künftig im südhessischen Heusenstamm wohnen, Fischer in Radolfzell am Bodensee – auch von Bürgermeister Trost. Der dankte ihnen für den profunden Einsatz im Touristikbereich mit überzeugenden Worten: „Sie haben nicht nur unser Programm sehr bereichert, Sie haben oft auch über das normale Maß hinaus gehandelt: indem Sie individuell auf Wünsche oder Erfordernisse eingingen oder auch eine Extrameile sowie individuelle Streckenplanungen möglich machten“. Bei diesen Worten ploppten bei Dorothee Ensinger und Eckhard Fischer rasch zahlreiche Erinnerungen und Anekdoten auf. „Zu 98 Prozent sind diese angenehm“, machte Fischer das Erfahrene in Zahlen fest. Den kreativen Einsatz als Stadtführer haben beide Senioren gut überstanden. Auch wenn es mitunter zu skurrilen Situationen gekommen sei, etwa weil die Schillerstadt mit dem Gestüt in Marbach verwechselt wurde.

Julia Essig-Grabnar indes rührte kräftig die Werbetrommel: „Wir sind weiterhin sehr an Mitmenschen interessiert, die sich der Aufgabe des Stadtführers widmen wollen“. Interessierten soll mit Einweisungen, Workshops, dem Schnuppern bei erfahrenen Kollegen sowie mit Probestadtführungen der eigene Schritt in die abwechslungsreiche Tätigkeit erleichtert werden.

Kontakt und Informationen unter: stadtführungen@schillerstadt-marbach.de