Das Industriegelände soll Teil des Sanierungsgebietes „Wiener Straße“ werden Foto: Friedel

Die Stadt rückt das Gebiet „Feuerbach – Wiener Straße“ in den Fokus der Stadterneuerung. Es stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Feuerbacher Bahnhof und der Ortsmitte dar.

Feuerbach - Die Verwaltung hat in der Stadt 20 sogenannte Sanierungsverdachtsgebiete ausgewählt. Alle zehn bis fünfzehn Jahre stellen die zuständigen Mitarbeiter im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung den kommunalpolitischen Entscheidungsträgern Vorranggebiete für die Stadterneuerung (SVG) vor. Sie bilden die Richtschnur, um künftige Sanierungsgebiete festzulegen. Das Ziel ist es, sich einen Überblick über diejenigen Bereiche und Quartiere zu schaffen, die Missstände aufweisen.

Anhand von 27 Kriterien wurden die SVG untersucht. Überall dort, wo Missstände und Defizite festgestellt wurden, erfolgte eine vier- bis sechsstündige Begehung. In der vergangenen Sitzung der Bezirksbeiräte Zuffenhausen und Feuerbach stellten Matthias Bertram vom Stadtplanungsamt und Thomas Sippel von der mit der Untersuchung beauftragten Bürogemeinschaft „Netzwerk für Planung und Kommunikation“ aus Stuttgart die Fortschreibung der SVG und die Ergebnisse des Fachgutachtens vor.

Eines der Gebiete ist das rund 21 Hektar große Areal „Feuerbach – Wiener Straße“. Es war schon 1999 auf der Liste als Vorranggebiet eingestuft und stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Bahnhof Feuerbach und der Ortsmitte Feuerbach dar. Im Norden wird die Fläche durch die Steiermärker Straße, im Osten durch den Gleiskörper der Stadtbahn und im Süden durch die Stuttgarter Straße begrenzt. Ein wichtiges Ziel für diesen Bereich ist es, das Schoch-Areal beim Bahnhof zu sanieren und neu zu bebauen. Das frühere Metallveredelungswerk der Gebrüder Schoch an der Dornbirner und Kremser Straße galt in den 1950er und 1960er Jahren als deutschlandweit führendes Unternehmen dieser Branche. Ende der 1970er Jahre war die Blütezeit vorbei. Vor ungefähr fünf Jahren endete die Produktion. Zurück blieben eine Industriebrache in zentraler Feuerbacher Lage und ein stark mit Chromat und Chlorkohlenwasserstoffen belasteter Untergrund. Auch die Bausubstanz ist betroffen.

Zu den Altlasten gesellten sich neue Ideen und Pläne sowie ein juristisches Tauziehen. Die Stadt machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch; gleichzeitig bemühte sich eine Investorengruppe um den mittlerweile als OB kandidierenden Jens Loewe darum, das Gelände einer neuen Nutzung zuzuführen. Inzwischen hat sich die Stadt als Eigentümerin durchgesetzt und die Weichen für eine Bebauung gestellt. Ein städtebaulicher Wettbewerb läuft, an dem sich 24 Büros beteiligen. Zudem existiert ein Altlastensanierungsplan.

Der Boden muss großflächig saniert werden; das Grundwasser ist betroffen, und auch die Gebäude sind kontaminiert. Die Kosten für die Beseitigung liegen nach Schätzung der Stadt bei 7,2 Millionen Euro. Für die Altlastensanierung gibt es von Bund und Land Fördermittel, allerdings nur dann, wenn das Schoch-Areal selbst Teil eines Sanierungsgebietes wird. „Die Voraussetzung ist, dass der betroffene Bereich mit Mitteln des Städtebaus gefördert wird“, sagte Martin Holch vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Doch soweit sind die Planer noch lange nicht. Die jetzige Einstufung sei lediglich ein Arbeitsprogramm, sagte Matthias Bertram, der Leiter der Abteilung Stadterneuerung und Bodenordnung. Einen Anspruch auf Fördermittel gibt es beim derzeitigen Stand nicht. Um in ein solches Förderprogramm aufgenommen zu werden, wären weitere Schritte nötig, zum Beispiel vorbereitende Untersuchungen. Der SPD-Bezirksbeirat Robert Thurner beantragte, auch das ehemalige Fahrion-Gelände in das SVG aufzunehmen. Die Stadt hätte die Möglichkeit, um ihre Sanierungsziele zu verfolgen, wie beim Schoch-Areal ein Vorkaufsrecht auszuüben, wenn es der Eigentümer verkaufen will. Der Bezirksbeirat stimmte dem SPD-Antrag einstimmig zu.