Das Bild zeigt die Jägerhof-Kaserne im Jahr 1902 mit württembergischen Truppen. Noch bis 1996 wurde das Areal auch später militärisch genutzt. Foto:  

Im Jahr 1996 sind die letzten Soldaten abgezogen, lange wurde sie für Aussiedler genutzt. Jetzt soll in der Jägerhof-Kaserne in Ludwigsburg ein neues Stadtquartier entstehen.

Ludwigsburg - Vor gut 20 Jahren sind die letzten Soldaten aus der Jägerhof-Kaserne an der Hindenburgstraße abgezogen. In den 90er Jahren wurde sie als Übergangswohnheim für Aussiedler genutzt, seit etlichen Jahren steht sie leer. Nun will die Stadt das 1,2 Hektar große Areal neu beleben, die Wohnungsbau Ludwigsburg könnte bis zu 170 Wohnungen dort schaffen, davon wären 90 für sozial Schwache. Der Gemeinderat soll noch in diesem Jahr einen Ideenwettbewerb ausloben. Zudem hofft man, die schleppenden Kaufverhandlungen mit dem Bund nach zwei Jahren abschließen zu können.

Zähe Verhandlungen mit dem Bund

„Die Mühlen mahlen langsam“, sagt der Wohnungsbau-Chef Andreas Veit dazu, betont aber: „Wir werden die Kaserne kaufen.“ Die Kommune hat das Zugriffsrecht. Wenn dieses nicht wahrgenommen wird, würde die Immobilie bundesweit ausgeschrieben. Bei der Bundesanstalt bestätigt der Sprecher Tobias Kerschke: „Wir haben uns grundsätzlich mit der Stadt über den Kaufpreis geeinigt.“ Über die Höhe bewahren beide Seiten Stillschweigen, der Kaufvertrag wird noch ausformuliert und „zeitnah“ abgeschlossen.

Errichtet das städtische Wohnungsbau-Unternehmen in der Kaserne Sozialwohnungen, bekommt sie für jede 25 000 Euro Zuschuss. Daher ist schon jetzt eine fixe Zahl von 90 dafür festgelegt worden. Die restlichen Wohnungen sollen auf dem freien Markt verkauft oder vermietet werden – das bringe genug Geld, um die Sozialwohnungen zu finanzieren. Gleichzeitig soll dies auch eine Gettoisierung verhindern. „Wir wollen keine einseitige Sozialstruktur“, sagt der Stadtplaner Martin Kurt: Das schicke Penthouse eines Managers solle vis-à-vis vom einfachen Heim einer Supermarkt-Kassiererin liegen.

Der Innenhof soll „verdichtet“ werden, wie es in der Planungssprache heißt, also neu bebaut. Im Erdgeschoss und im ersten Stock der historischen Gebäude könnten Büros oder ein Café entstehen. „Wir denken da an kreative Berufe aus Film, Kunst oder Kultur“, sagt Martin Kurt.

Ein Café, aber kein Supermarkt ist möglich

Nur Einzelhandel ist an dieser Stelle grundsätzlich ausgeschlossen. Klappt alles, entsteht in der Jägerhof-Kaserne eine völlig neue Siedlung, die auch das östliche Ende der historischen Altstadt markieren würde. „Wir sind froh, dieses Areal wieder zur Verfügung zu haben“, sagt Kurt. Die Nachfrage nach Wohnungen sei enorm hoch, und die jahrelange Brache an dieser zentralen Stelle werde endlich beseitigt.

Spannend ist bei alledem die Frage, wie historisch wertvoll die Jägerkaserne ist. Sie steht nicht unter Denkmalschutz, im vergangenen Herbst wurde sogar noch über einen Abriss diskutiert, um das gesamte Gelände mit neuen Häusern zu überziehen. Nicht nur im Rathaus gab es dazu allerdings verschiedene Meinungen.

Inzwischen hat man sich darauf geeinigt, zumindest einen Kern der historischen Gemäuer zu erhalten. Das betrifft je zwei ursprünglich aus Backstein errichtete Gebäude an der Hindenburgstraße und an der Jägerhof-Allee. „Sie wurden 1894 gebaut und können architektonisch mit dem Hotel Nestor, dem Film- und Medienzentrum oder dem Firmensitz von Mann und Hummel mithalten“, erklärt der Stadtplaner Martin Kurt. Zur Disposition stehen möglicherweise die Mittelbauten und später aufgesetzte Stockwerke.

Auch ist noch offen, ob die unter dem Putz liegenden Backsteinmauern restauriert werden müssen. Denn der Wohnungsbau-Chef Andreas Veit berichtet davon, dass diese in den 30er Jahren durchlöchert wurden, als die Kaserne im großen Stil aufgestockt wurde. Daher soll für den Architektenwettbewerb frei bleiben, wie damit umgegangen wird. Andreas Veit hält sie für „nicht wiederherstellbar“, der Stadtplaner Martin Kurt für restaurierbar.