Das Milaneo ist ein gewinnträchtiges Projekt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Immobilienprojekt Milaneo erweist sich immer mehr als lukrativ für Investoren, Anleger und Bauherren. Nachdem die mehr als 400 Wohnungen bereits gewinnbringend an drei Fondsgesellschaften veräußert wurden, sollen nun die Büroflächen sowie das Hotel zum Verkauf stehen.

Stuttgart - Das Milaneo ist ein gewinnträchtiges Projekt – derzeit offenbar speziell abseits des Shoppingcenters. Der Gebäudekomplex im Europaviertel ist eines der größten Immobilienprojekte im Südwesten. Neben einem der größten Einkaufszentren in einer deutschen Großstadt (rund 43 000 Quadratmeter Handelsfläche und mehr als 200 Ladengeschäfte) wurden nördlich des Hauptbahnhofs mehr als 415 Wohnungen, 7400 Quadratmeter Bürofläche sowie ein Hotel mit 165 Zimmern gebaut. Alles auf dem Dach der Ladenstraßen. Nachdem die Wohnungen bereits in drei Paketen überaus lukrativ veräußert wurden, wird nach Informationen dieser Zeitung aktuell über den Verkauf der Büro- und Hotelflächen verhandelt. In Immobilienkreisen wird noch im Lauf des Jahres mit einem Vertragsabschluss gerechnet.

550 Millionen Euro. Das ist die offizielle Summe, die stets als Investitionsvolumen für das Gesamtprojekt Milaneo genannt wurde. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass die Finanzierung des Bauvorhabens recht kompliziert ist. Zunächst ist das Projekt zweigeteilt – unten das Einkaufszentrum, oben Hotel, Büros und Wohnungen. Beide Teile wurden von getrennten Bauherren verantwortet.

Fonds sollen 6 bis 7 Prozent Rendite bringen

Die Kosten allein für das Einkaufszentrum lagen bei knapp 396 Millionen Euro. Diese haben sich die ECE und der Anlagespezialist Hamburg Trust geteilt. 22 Prozent verblieben beim Betreiber des Centers, 78 Prozent gingen an den Investor. Der Geldgeber hat die Mittel großteils über zwei Immobilienfonds mit den Namen Shopping Edition 3 und 3.2 von insgesamt 1689 Anlegern eingesammelt. Speziell in Zeiten niedrigster Zinsen eine offenbar lohnende Investition. Die Hamburg Trust schreibt auf ihrer Internetseite: „Die Auszahlungen für den Fonds sind von 6 Prozent auf 7 Prozent ansteigend geplant bei einer gleichzeitigen hohen Liquiditätsreserve, die zusätzlich Sicherheit bietet.“ Auf Anfrage will der Investor jedoch nicht über Details der Finanzierung oder erzielte Gewinne sprechen.

Zieht man von den 550 Millionen Euro nun die 396 Millionen für die Shoppingmall ab, bleiben als Invest für Wohnungen, Büros und Hotel 154 Millionen Euro übrig. Der Bauherr dieses Abschnitts des Immobilienprojekts war der Projektentwickler Bayrische Hausbau. Bereits im Sommer 2014 hat das Unternehmen die insgesamt 415 Wohnungen in drei Paketen an Großanleger verkauft. Dabei handelt es sich um die Real I.S. mit 150 Einheiten, die Patrizia mit 131 Einheiten und Aberdeen mit 134 Einheiten. Über die Identität einzelner Käufer sowie über die bezahlten Preise wurde eigentlich Stillschweigen vereinbart. Doch nach Informationen aus Immobilienkreisen soll mit den Verkäufen ein Gewinn von rund 130 Millionen Euro erzielt worden sein. Allein mit diesen Abschlüssen hat die Bayrische Hausbau ihre Investition also fast wieder hereingeholt – die Mieten für Hotel und Büroflächen, die inzwischen zu mehr als 80 Prozent vermietet sind, gar nicht hinzugerechnet.

Es zeichnen sich gewinnbringende Verkäufe ab

Doch wie verschiedene Quellen nun berichten, soll aktuell der Verkauf des Hotels und der Büroflächen anstehen. Nach Informationen dieser Zeitung werden bereits Details der Verträge verhandelt. Was als Verkaufspreis im Raum steht, ist nicht bekannt. Zum Vergleich: Wie jüngst berichtet, waren zwei Bürogebäude unter den in diesem Jahr am teuersten verkauften Immobilien in Stuttgart. Das City Gate am Hauptbahnhof hat eine Fläche von rund 16 000 Quadratmetern und wurde für mehr als 110 Millionen Euro verkauft. Das Cityplaza am Rotebühlplatz hat eine Fläche von rund 15 000 Quadratmetern und wurde für mehr als 85 Millionen Euro verkauft. Allein die Büroflächen auf dem Milaneo kommen auf rund 7400 Quadratmeter. Hinzu kommt das Hotel, welches unter der Marke A-Loft (Teil der Marriott-Gruppe) betrieben wird. Es scheint also recht wahrscheinlich, dass der Bauherr am Ende ein positives Fazit ziehen wird.

Während auf dem Dach des Centers die Immobiliengeschäfte stattfinden, scheint der Einzelhandel wie gewohnt zu funktionieren. Zum Einjährigen im Oktober 2015 sprach die Centermanagerin des Milaneo, Andrea Poul, von durchschnittlich 29 400 Besuchern pro Tag. Etwas mehr als ein Jahr später sagt Poul mit Blick auf die Kundenfrequenz: „Es sieht so aus, als ob wir am Jahresende ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen können.“ Und auch wenn bei der ECE offiziell nicht über Umsätze gesprochen wird, gehen Branchenkenner von rund 4500 Euro Umsatz pro Quadratmeter Handelsfläche aus. Bei 200 Geschäften auf einer Verkaufsfläche von rund 43 000 Quadratmetern ergibt sich daraus ein Jahresumsatz von etwa 193,5 Millionen Euro.

Hört man sich angesichts all dieser Zahlen bei Immobilienfachleuten unter dem Stichwort „Gesamtprojekt Milaneo“ um, wird mit Blick auf die gewinnbringenden Verkäufe der Wohnungen, die aktuellen Verhandlungen über Büros und Hotel oder die Renditen der Fonds ein einhelliges Urteil gefällt: „Es handelt sich um lukratives Projekt.“