Volles Haus im Wilhelmspalais bei der öffentlichen Kulturmeilen-Debatte Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Thema Kulturmeile mobilisiert viele Akteure in der Stadt. Und auch das Land, das möchte, dass seine Einrichtungen entlang der B 14 besser zur Geltung kommen. Doch am Dialog hapert es.

Stuttgart - Das Foyer des künftigen Stadtmuseums platzte aus allen Nähten. Rund 300 Interessierte waren am Dienstagabend ins Wilhelmspalais gekommen, um an der von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) moderierten öffentlichen Veranstaltung über die Zukunft der B 14 teilzunehmen – Geladene und Ungeladene.

Am Tisch der Geladenen saßen Abordnungen des Vereins Aufbruch Stuttgart, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, des Verschönerungsvereins, des Bunds Deutscher Architekten und fast aller Gemeinderatsfraktionen. Ein Akteur, den man dort ebenfalls vermutet hätte, war nicht vertreten: das Land Baden-Württemberg, das mit etlichen Landes- und Kultureinrichtungen an der B 14 vertreten ist. Das löste Verwunderung aus, der OB Kuhn in seinen Eingangsworten entgegentrat: „Das Land, in Form von Vermögen und Bau, also des Finanzministeriums, ist verhindert.“ In der Tat war der zuständige Landesbetrieb von der Stadt eingeladen worden. Der Abteilungsleiter hatte urlaubsbedingt abgesagt, die Einladung blieb liegen. Ein Versäumnis.

„Wir haben die Möglichkeit beim Schopfe gegriffen“

Sollte dann aber nicht eine andere Landesstimme bei der als wichtig beworbenen Veranstaltung im Wilhelmspalais zu hören sein? Beispielsweise das Staatsministerium? Immerhin hatte die Regierungszentrale tags zuvor einen Vorstoß für einen Überweg über die Konrad-Adenauer-Straße unternommen, angelehnt an einen Entwurf des Bauingenieurs und Architekten Werner Sobek: Unsere Zeitung berichtete in der Dienstagsausgabe ausführlich darüber.

In der Regierungspressekonferenz am Dienstagmittag hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den „Brücken-Vorschlag“ verteidigt. „Wir haben die Möglichkeit einfach beim Schopfe gegriffen, um einfach auch mal zu sagen, was wir uns so vorstellen. Auch wenn wir uns nicht in die Stadtpolitik einmischen, haben wir doch eine Meinung, und die dürfen wir auch mal äußern.“

Man konnte also durchaus damit rechnen, dass das Staatsministerium seine Meinung auch bei der Kulturmeilen-Debatte am Dienstagabend vertreten würde, zumal Kretschmann in dem Brücken-Vorschlag „einen ästhetischen Lichtpunkt“ sieht, der helfen könnte, das von Feinstaub und Stickoxiden belastete Image der Landeshauptstadt zu verbessern.

Das Stami will sich weiter an der Debatte beteiligen

Tatsache ist: Das Staatsministerium war am Dienstagabend nicht anwesend – was offenbar nicht am fehlenden Willen in der Regierungszentrale lag. Auf Anfrage teilte der stellvertretende Regierungssprecher Arne Braun am Mittwoch mit: „Die Landesregierung und insbesondere das Staatsministerium hat durch die Illustration als Diskussionsbeitrag unter Beweis gestellt, dass es sich gerne an der Debatte um die Zukunft der Kulturmeile beteiligt, vor allem weil es auch um die problematische Situation der Landeseinrichtungen wie der Staatsgalerie geht.“ OB-Sprecher Andreas Scharf teilte auf Anfrage mit: „Es stand wohl im Raum, ob kurzfristig vom Staatsministerium jemand kommt. Aber meines Wissens nach war keiner da.“

In der Veranstaltung war Kuhn um ein Maximum an Gemeinsamkeit mit dem Land bemüht: „Es gibt die einmalige Chance, dass das Land mit der Stadt eine Lösung sucht“, erklärte er in seinem Schlusswort. Bei diesem Thema gehe es nicht um ein Gegeneinander. „Da muss man jetzt zusammenbleiben.“