Die Pläne für eine neue Stadtwerke-Zentrale am Neckar sind für viele Stadträte eine Luftnummer. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die federführend von den Stadtwerken betriebene Netze GmbH soll für die Energieversorgung in Stuttgart sorgen. Der Bau einer neuen Zentrale auf einem der EnBW gehörenden Areal am Neckar stößt jedoch bei den Stadträten auf wenig Gegenliebe.

Stuttgart - Was passt ins städtische Konzept von der Stadt am Fluss – und was nicht? Im gemeinderätlichen Ausschuss für Umwelt und Technik gibt es Streit darüber, wie das städtebauliche Entwicklungspotenzial am Neckarufer am sinnvollsten genutzt werden soll. Anlass dafür war ein Vorstoß der Verwaltung, auf dem Areal des Wasserwerks an der Poststraße in Stuttgart-Ost die neue Verwaltungszentrale des kommunalen Energieversorgers Stuttgart Netze Betrieb GmbH inklusive Betriebsgelände anzusiedeln.

Das Areal gehört der EnBW. Der Betrieb, an dem die Stuttgarter Stadtwerke die Mehrheit halten, muss verlagert werden, weil nach dem Willen der Stadt am bisherigen Standort an der Hackstraße 600 Wohnungen gebaut werden sollen. Ein Großteil der Gemeinderatsfraktionen hat am Neckarufer aber andere Pläne.

Die Hauptkontrahenten in dem Konflikt: CDU-Fraktionschef Alexander Kotz und sein Parteifreund und Erster Bürgermeister Michael Föll. „Für ein solches Filetgrundstück wünschen wir uns eine attraktive Nutzung“, sagte Kotz und verwies auf städtebauliche Meilensteine in anderen Regionen Deutschlands, wo etwa in Hamburg oder Köln attraktive Quartiere entstanden seien. Der Christdemokrat, sonst eigentlich immer ein Fürsprecher von Gewerbeflächen, verwies auf den Masterplan Stadt am Fluss, der unter anderem zwischen dem Berger Steg, dem Kraftwerk Gaisburg und dem Park der Villa Berg städtebauliche Entwicklungsflächen am Neckarufer vorsieht. In diesem Zusammenhang ist seit langer Zeit auch eine Überdeckelung der Bundesstraße 10 oder ein Tunnel im Gespräch. Kotz warf der Verwaltung vor, sie habe keine Vision, sondern liste immer nur Probleme auf oder produziere Stückwerk beim Thema Stadt am Fluss. „Wir sollten an dieser Fläche jetzt nichts abknapsen, sondern alternative Standorte für die Netze GmbH untersuchen“, erklärte er.

SPD will vor allem Wohnungsbau am Neckarufer

Die SPD-Fraktion sprang der CDU bei: „Wir sollten an die Zukunft des neuen Quartiers am Fluss einen hohen Anspruch stellen“, so ihr Vorsitzender Martin Körner. In erster Linie bedeutete dies für die SPD, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die von Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) angekündigten 33 Wohnungen auf der Südseite des Geländes seien zu wenig, die Stadt falle damit hinter die in der Zeitstufenliste Wohnen vorgesehenen 150 Wohnungen zurück. Körners Fazit: „Wir sollten keine halben Sachen machen.“ Christoph Ozasek (Linke) betonte ebenfalls, man dürfe sich „nicht in Kleinteiligkeit verlieren“. Anstatt mit der EnBW über den Ankauf des Geländes zu verhandeln, solle man eine Enteignung des Energieversorgers prüfen, forderte er.

Bürgermeister: „Brauchen Platz für existenziell notwendige Versorgungseinrichtungen“

Bürgermeister Föll verwies darauf, dass alternative Flächen etwa in Münster, im Neckarpark oder in Möhringen und Gaisburg bereits untersucht worden seien. Eine Fläche beim Kraftwerk Münster etwa habe sich als zu klein erwiesen, für andere benötige man einen neuen Bebauungsplan. Eindringlich appellierte Föll an die Stadträte: „Wir brauchen in dieser Stadt ausreichend Flächen für existenziell notwendige Versorgungseinrichtungen.“

Die Grünen stellten sich hinter den Plan der Verwaltung: „Wir stehen zu dem neuen Standort.“ Wer zügig Wohnungsbau an der Hackstraße realisieren wolle, dürfe ein Ausweichquartier für die Energiezentrale nicht blockieren. Zudem könne man an dieser Stelle sämtliche Aspekte der Energieversorgung (Wasser, Strom, Gas) konzentrieren und mit dem Verwaltungsgebäude einen Lärmschutzriegel für die geplanten Wohnungen schaffen.

Für Schmunzeln sorgte im Ausschuss Kotz’ Vorschlag, das Kohlelager beim Kraftwerk Gaisburg als Standort für die Energiezentrale ins Auge zu fassen. Vor wenigen Monaten erst hatte die CDU an dieser Stelle den Neubau eines Konzerthauses ins Spiel gebracht, das auch als Interimsoper genutzt werden könnte.