Der Blick aus der alten Bahndirektion auf den Hauptbahnhof. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In einem städtebaulichen Wettbewerb soll die Zukunft des Quartiers zwischen ehemaliger EnBW-Zentrale, Heilbronner und Jägerstraße entschieden werden. Im Zentrum könnte in der alten Bahndirektion eine Art Grandhotel entstehen.

Stuttgart - Noch fällt der Blick auf Bagger, Kräne und Dreck. In ein paar Jahren jedoch soll der Bereich vor dem Hauptbahnhof weitgehend frei von Autos sein. Der Blick aus den Fenstern der alten Bahndirektion wird dann ein völlig anderer sein. Der Umbau des historischen Gebäudes und die Bebauung der direkten Umgebung sollen im Jahr 2019 beginnen – dann, wenn die Bahn den Rohbau für ihre Tunnel im Untergrund beendet hat. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll im Februar 2018 Ergebnisse liefern und einen Blick auf die Zukunft des Quartiers zwischen Heilbronner Straße und ehemaliger EnBW-Zentrale erlauben.

Aktuell macht es den Eindruck, als schwebe das Gebäude. Es ruht auf mächtigen Säulen und Pressen. Der Aufwand, zumindest den denkmalgeschützten Rumpf des Gebäudes zu erhalten, ist riesig, das Unterfangen enorm kostspielig. Im Haus selbst zeugen Plakate von dessen wechselvoller Vergangenheit. Die Universität Stuttgart war Interimsnutzer genau wie der Club Rocker 33 sowie verschiedene Künstler und Kreative mit ihren Ateliers. Auch das Rathaus war in den Jahren 2002 und 2003 zu Gast in der Heilbronner Straße Nummer 7.

Eine extrem komplexe Baustelle

Kurz gesagt: Das Gebäude neu zu beleben und auf dem Gelände über dem Bahntunnel zu bauen ist eine komplexe Aufgabe. Der Stuttgarter Projektentwickler W2 mit Sitz an der Calwer Straße hat die Bahndirektion samt der umliegenden Flächen im Mai 2016 trotzdem gekauft. Sein Grundstück umfasst den Großteil des Areals zwischen Jäger- und Heilbronner Straße – darunter auch die Zentrale für das Telefonnetz der Deutschen Bahn im Südwesten. Der Mietvertrag der Bahn läuft noch bis zum Jahr 2027.

Der städtebauliche Wettbewerb wird allerdings nicht allein das W2-Grundstück mit seinen rund 13 000 Quadratmetern umfassen. Hinzu kommen etwas mehr als 8000 Quadratmeter hin zur früheren EnBW-Zentrale, die bis auf ein Gebäude in privater Hand Eigentum der Landeshauptstadt sind. Zum Stand der Verkaufsverhandlungen mit dem Fliesenhändler, der Karl Körner GmbH, für dessen Haus an der Ossietzkystraße will sich die Stadt nicht äußern.

Auch die Gebäude neben der neuen IHK-Zentrale auf der gegenüberliegenden Seite der Jägerstraße sollen in den Wettbewerb aufgenommen werden. Der Zeitplan sieht vor, dass der Gemeinderat den Wettbewerb im Oktober ausloben wird. Die Ergebnisse sollen Ende Februar präsentiert werden. Sechs renommierte Architekturbüros werden ihre Ideen einbringen.

Bekommt die Bahndirektion ein neues Dach?

Derweil machen sich die Verantwortlichen bei W2 Gedanken über die künftige Nutzung der Bahndirektion. „Wir könnten uns ein Hotel gut vorstellen“, sagt Jan Görgemanns, Chef der Immobilienentwicklung bei W2. Auf den dahinter liegenden Flächen könnten Wohnungen, Büros, Restaurants und kleine Handelsflächen gebaut werden.

Ein besonderes Auge haben die Verantwortlichen von W2 auf das Dach der Bahndirektion gerichtet. Gerne würde der Projektentwickler das Dach durch eine moderne Konstruktion ersetzen. „Bei der Kölner Bahndirektion wurde etwas Ähnliches gemacht“, sagt Görgemanns. Dort wurde ein mehrstöckiger Stahl- und Glasbau auf das historische Gebäude draufgesetzt. An dieser Idee reizt die Investoren nicht allein der Kontrast aus Alt und Neu – es würde auch die vermarktbare Fläche des Gebäudes vergrößern. Die Stadt steht dem Vorhaben jedoch ablehnend gegenüber. Auf Anfrage heißt es: „Die Dachkonstruktion stammt im Wesentlichen aus der Erbauungszeit und ist damit denkmalkonstituierend.“