Ein Neubaugebiet in Stuttgart – Experten kritisieren, dass in der Stadt zu wenig gebaut wird. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Politik ist in Stuttgart gefordert, eine Entscheidung zur Zukunft der Stadt zu treffen, kommentiert StN-Autor Sven Hahn.

Stuttgart - Bürgermeister und Gemeinderat müssen eine Entscheidung treffen. Die Frage lautet: Soll Stuttgart wachsen oder nicht? Doch bislang scheint es so, als wolle man in dieser Frage keine deutlichen Worte finden. Der wahrscheinlichste Grund liegt auf der Hand. Egal wie sich die Politik entscheidet, es wird unangenehme Folgen für sie haben.

Bleibt das Rathaus bei seinem derzeitigen Weg und verzichtet, unter anderem aus Rücksicht auf das Stadtklima, auf neue Baugebiete, bedeutet dies, dass der Zuzug nach Stuttgart enorm erschwert wird. Die Preise für Immobilien, und somit auch die Mieten, werden weiter mit enormer Geschwindigkeit steigen. Nur noch Menschen mit einem überdurchschnittlichen Gehalt werden sich das Wohnen in der Stadt noch leisten können. Der große Rest wird dazu gezwungen, weit ins Umland zu ziehen und zu pendeln – mehr Verkehr, mehr Staus und mehr Feinstaub werden die Folge sein.

Entscheidet sich die Politik hingegen dafür, neues Bauland auszuweisen, wird es Proteste von Nachbarn, Unterschriftenaktionen und böse Briefe vonseiten der Umweltschützer geben. Doch zusätzliche Angebote auf dem Wohnungsmarkt würden den aktuellen Preisanstieg für Wohnraum zumindest dämpfen oder abmildern können.

Fakt ist: Die Wohnungsnot in Stuttgart wird nicht von allein verschwinden. Es ist daher an der Zeit, diese unangenehme Entscheidung zu treffen. Vor allen Dingen ist es aber an der Zeit, die Folgen dieser Entscheidung für die Stadt konkret zu benennen. Denn der größte Fehler wäre es, diese wichtige Entscheidung zu vermeiden.

sven.hahn@stuttgarter-nachrichten.de