Die neue Burger-King-Filiale ist im Quartier ein Gesprächsthema. Fastfood-Kette und Franchise-Nehmer versichern, sich um eine gute Nachbarschaft zu bemühen. Foto: Sascha Maier

Die neue Filiale des Schnellrestaurants Burger King an der Nadlerstraße in Stuttgart-Mitte soll noch im Mai eröffnen. Der neue Nachbar wird von den Platzhirschen sehr unterschiedlich empfangen.

Stuttgart - Ganz böse Zungen meinen: Stuttgart hat es nicht anders verdient. „Wer so eine Mietpreispolitik wie die Landeshauptstadt betreibt, muss sich nicht wundern, wenn sich die Stadt so entwickelt“, kommentiert etwa ein Facebook-Nutzer. Die Rede ist von der neuen Filiale der Fastfood-Kette Burger King, die noch in diesem Monat an der Ecke Geißstraße/Nadlerstraße eröffnen soll. Am Hans-im-Glück-Brunnen in unmittelbarer Nähe scheiden sich die Geister, was den neuen Nachbarn angeht. Es geht darum, wie sich das Quartier entwickeln soll, aber auch um Begleiteffekte – wie zum Beispiel das Thema Müll.

Sorge um letzteres Übel muss man sich laut Burger King nicht machen. „Unsere Franchise-Nehmer sind vertraglich dazu verpflichtet, mindestens ein Mal täglich den von uns verursachten Müll in unmittelbarer Umgebung der jeweiligen Filiale einzusammeln“, sagt ein Sprecher. Das sei in keiner Weise optional.

Aus Sicht des Konzerns ist die Immobilie vielversprechend. Bei einer Prüfung auf die Wirtschaftlichkeit habe der Standort hervorragend abgeschnitten. „Das Einzugsgebiet ist groß, die Verkehrsanbindung sehr gut, haben unsere Analysen ergeben“, sagt der Burger-King-Sprecher.

Fassade hui, Angebot pfui

Zu weiteren Details äußert sich das Unternehmen sehr vorsichtig. Wie viele Plätze es dort geben soll, ob es irgendwelche Besonderheiten gibt, wenn der Burger King in ein bis zwei Wochen eröffnet. Auch da will man sich nicht festlegen. „Verraten können wir aber, dass wir in Sachen der Innenausstattung unser modernstes Design verwenden“, so der Sprecher weiter.

Zumindest von außen lässt sich erahnen, dass sich Burger King Gedanken gemacht hat, sich hier ins Stadtbild einzufügen. Anstatt des quietschbunten Firmenlogos mit Rot, Gelb und Blau ist der Schriftzug an der Fassade in mattem Gold gehalten. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, die sich sonst sehr kritisch über das Schnellrestaurant im Viertel geäußert hatte, lobt die Fassadengestaltung: „Die ist wirklich gelungen.“

Das Innendesign ist allerdings kein Novum in Stuttgart. Die Burger-King-Filiale an der Theodor-Heuss-Straße, die im November 2016 eröffnet hatte, ist vom Mobiliar her ähnlich ausgestattet wie der Ableger jetzt. Auch der Franchise-Nehmer ist der selbe: Daniele Janniciello. Das Gerücht, die Burger-King-Filiale hätte nur eröffnet, weil Janniciello sich vertraglich verpflichtet habe, nach dem Schnellrestaurant auf der Theo noch zwei weitere in Stuttgart zu eröffnen, verweist er ins Reich der Fabeln: „Das ist Unsinn, der Standort ist einfach vielversprechend.“ Janniciello wünscht am Hans-im-Glück-Brunnen eine „gute Nachbarschaft.“

Immer noch besser als eine Spielhalle

Yusuf Oksaz vom Mrs. Jones bekennt, dass er selbst kein Fastfood-Verächter ist. „Schlimmer wäre doch der 17.  Döner hier oder noch eine Spielhalle.“ Ähnlich reagiert auch Ari Tsiakmakis vom Platzhirsch: „Wo ist der Unterschied zum nächsten Döner?“ Er glaubt, dass vor allem Club-Besucher, die nachts noch Hunger haben, die neue Fastfood-Filiale besuchen werden. „Aber inzwischen machen wir doch alle Burger“, sagt Tsiakmakis. Und viele zögen doch die individuellen Burger dem Mainstream vor.

Deutlich härter ins Gericht mit dem neuen Nachbarn am Hans-im-Glück-Brunnen geht Andreja Maros vom Kottan: „Ich finde es schade, dass sich der Hauseigentümer für so einen Mieter entschieden hat.“ Ein Burger King im historischen Stadtkern zeige, „dass die Habgier über alles siegt“. Maros meint, dass der Vormieter an der Nadlerstraße, ein Vietnamese, viel besser zu dem Platz gepasst habe: „Der hat das Angebot hier schön abgerundet.“ Auch Juan Blanco del Río vom Deli und Classic Rock Café sagt: „Ich persönlich finde es schade, dass wir um so einen historischen Platz herum lauter Döner und jetzt noch einen Burger King haben. Besser wäre ein Asiate gewesen, das wäre ein schöner Mix.“

Rolf Hacker ist Eigentümer des direkten Nachbarhauses an der Geißstraße und sieht ganz andere Probleme. „Das gibt noch mehr Zuliefer-Verkehr hier am Hans-im-Glück-Brunnen. Das soll einer der schönsten Plätze der Stadt sein – aber wie sieht er denn aus?“ Seiner Meinung nach muss der Belag des Platzes, in dem viele Platten einfach durch Teerflicken ersetzt wurden, dringend erneuert werden. „Entweder man macht das lastwagentauglich“, sagt Hacker, „oder man verbietet die Zufahrt ganz, sodass die Gastronomiebetriebe per Hubwagen beliefert werden müssen.“