Mit der Planung der beiden neuen Wohngebiete Spissen II und Heuweg Nord will die Kommune auch in Zukunft attraktiv bleiben.
Unterm Strich sind sich die Rutesheimer Gemeinderäte einig. Sie wollen ein maßvolles Wachstum ihrer Kommune. „Wenn wir uns nicht abhängen lassen wollen, müssen wir Wohnraum bieten“, sagte auch die Bürgermeisterin Susanne Widmaier in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Stadt will Spissen II südlich des Rutesheimer Gymnasiums mit einer Größe von etwa 1,54 Hektar sowie Heuweg Nord im Nordosten der bestehenden Heuwegsiedlung mit etwa 2,9 Hektar erschließen.
Ursprünglich wurde der Aufstellungsbeschluss für beide vorliegenden Bebauungspläne bereits am 12. Dezember 2022 für das beschleunigte Verfahren nach Paragraf 13b des Baugesetzbuches gefasst. Zwischenzeitlich hat sich die Rechtslage verändert, besagter Paragraf wurde aus dem Baugesetzbuch gestrichen. Daher müssen beide Bebauungspläne im Regelverfahren fortgeführt werden – inklusive eines Umweltberichts und einer Umweltprüfung.
Entsprechende Vorkehrungen gegen Lärm treffen
Während der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange hatten auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt in dieser frühen Phase die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben, was einige für das Gebiet Spissen II auch nutzten. Hier soll die Bauweise aus dem Bestand von Spissen I übernommen werden. Eine kleingliedrige Bauweise am Rand ist vorstellbar, in der Mitte soll dichter gebaut werden. Die wichtigsten Punkte der Stellungnahmen griff Manfred Mezger vom Bad Boller Planungsbüro mquadrat nun im Gemeinderat auf. „Die Bewohner befürchten mehr Verkehr im bestehenden Wohngebiet und einen Mangel an Stellplätzen.“ Ein weiterer Faktor sei der zu erwartende Lärm von der angrenzenden Autobahn. „Wir haben hier eine deutliche Überschreitung der Grenzwerte, daher muss man später entsprechende Vorkehrungen treffen, aus unserer Sicht spricht aber nichts gegen eine Planung in diesem Gebiet“, sagte Mezger.
Harald Schaber, der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Bürger Rutesheim (UBR) äußerte Bedenken, alle Baugebiete parallel anzugehen. „Ich sehe die Krautgärten in Perouse erst einmal favorisiert, allerdings sollten wir Spissen II und Heuweg Nord auch weiterentwickeln, weil sich das vermutlich ohnehin in die Länge ziehen wird.“ CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Almert sieht einen hohen Wohnungsbedarf. „Wir sind eine attraktive Stadt.“ Daher sei eine Weitsicht zehn bis 15 Jahre voraus der richtige Schritt.
Susanne Widmaier möchte beide Gebiete – Spissen II und Heuweg Nord, deren Flächen sowohl in privatem Eigentum als auch im Besitz der Stadt Rutesheim sind –, im Auge behalten. „Dann schauen wir, welches zuerst entwickelt werden kann.“ Befürworter der beiden Wohnprojekte ist auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Fritz Schlicher, der allerdings kritisierte, „dass wir sie als Ergänzung zum Bosch-Areal gesehen haben, das Wort sozialer Wohnraum kommt hier aber gar nicht mehr vor.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Tommy Scheeff plädierte dafür, „nicht alle Bauprojekte parallel auf die Schiene zu bringen.“ Noch sei nicht geklärt, wie sich das Lärmproblem lösen lasse, auch die Verkehrssituation stehe noch im Raum. „Es ist zudem ein großer Flächenverbrauch, nicht allen gefällt eine schnelle Entwicklung.“
Hier sieht wiederum der Fraktionschef der Bürgerlichen Wählervereinigung BWV einen Widerspruch zu den Haushaltsreden der einzelnen Parteien. „Alle Fraktionen haben gesagt, wir brauchen Wohnraum, es gibt keinen Grund, die Vorgaben zu ändern oder nicht weiterzumachen“. Und so stimmten dann 13 Räte – bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen – für die Fortführung des Bebauungsplanverfahrens.