Bisher fehlt dem Stadtteil Leinfelden eine echte Mitte. Foto: /Philipp Braitinger

In den kommenden Jahren könnten umfangreiche Veränderungen in Leinfelden anstehen. Ziel ist es, eine lebendige Mitte zu schaffen.

Die Liste ist lang, denn die Ortsmitte von Leinfelden leidet unter zahlreichen Missständen. „Wir haben eine unübersichtliche Lage. Leinfelden hat verschiedene Zentren“, erklärt der Planungsamtsleiter Philipp Schwarz. Das bestätigt nun auch eine Untersuchung der Firma Wüstenrot Haus- und Städtebau, die in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses vorgestellt wurde. Durch die Ausweisung eines Sanierungsgebiets zur Behebung der Missstände könnten Landes- und Bundesfördermittel in Millionenhöhe nach Leinfelden-Echterdingen fließen, wovon auch Privateigentümer von Immobilien profitieren können.

 

Ein gemischtes Gebiet mit Nutzungskonflikten

„Es ist ein sehr gemischtes Gebiet“, fasste es Philipp Schulz von Wüstenrot zusammen. Zunächst stand jedoch die Frage im Raum, was überhaupt zur Mitte von Leinfelden zählt und was nicht. Die nun vorgestellte Untersuchung befasste sich mit dem Gebiet entlang der Bahnhofstraße. Im Norden geht es am Kreisverkehr Rohrer-, Stuttgarter und Bahnhofstraße in der Nähe der Filderhalle, los. Das Gebiet zieht sich hinunter bis zum Bereich um das Rathaus und den Bahnhof. Weiter Richtung Süden schließt das angestrebte Sanierungsgebiet im Bereich des Neuen Marktes ab. Zahlreiche Wohnhäuser westlich der Bahnhofstraße sollen ebenfalls zum Sanierungsgebiet zählen. Durchschnitten ist die Mitte von Leinfelden durch die Gleise. Östlich der Gleise zählt die Max-Lang-Straße zu dem Bereich, der nun unter die Lupe genommen wurde.

Ein richtiges Zentrum ist der umschriebene Bereich derzeit eher nicht. Vielmehr handelt es sich um verschiedene wichtige Einrichtungen, die zwar in räumlicher Nähe zueinander sind, aber kein gemeinsames Ensemble bilden. „Es gibt Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum und zu wenig öffentliche Grünflächen“, steht im Bericht von Wüstenrot. Hinzu komme, dass viele Gebäude einen sichtbaren Sanierungsbedarf hätten und energetisch saniert werden könnten. Ein Problem ist der Mangel an Wohnraum. Für ihre Analyse haben die Wüstenrot-Mitarbeiter auch die Einwohner befragt. Ein Ergebnis dieser Befragung war, dass sich die meisten Bewohner wohlfühlen und nicht umziehen wollen. Einige Kritikpunkte gab es aber. „Hinsichtlich Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit weist der öffentliche Raum Mängel auf“, so die Untersuchung von Wüstenrot. Vorhandene Plätze und Grünflächen sollen verschönert werden.

Bestehende Grünflächen würden zwar positiv wahrgenommen, die fehlende Gestaltung und Bespielung jedoch kritisiert. Eine wichtige Rolle spielt der Verkehr. Positiv werten die Fachleute das ÖPNV-Angebot. Es gebe aber auch Nutzungskonflikte aufgrund der hohen Verkehrsdichte. Wenn sich Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer die begrenzte Fläche teilen müssen, komme es zu unübersichtlichen Situationen.

Wie kann den genannten Problemen begegnet werden? Das Ziel ist die Schaffung eines attraktiven Stadtzentrums, das als Ankunftsort und Mobilitätsdrehscheibe dient. Sowohl das Wohnen als auch das Arbeiten und die Versorgungsfunktion des Zentrums sollen verbessert werden. Ein wichtiger Baustein dafür könnten der Ausbau von Gemeinbedarfs- und Dienstleistungseinrichtungen sein. Ideen gibt es bereits. So soll im Norden des Sanierungsgebiets eine neue Feuerwache gebaut werden. Und an einem Grundstück zwischen der Max-Lang-Straße und den Gleisen ist der Bau eines zentralen Rathauses im Gespräch.

Wie es zeitlich weitergeht, ist ungewiss. Die förmliche Festlegung des Sanierungsgebiets durch einen Satzungsbeschluss des Gemeinderates soll erst nach einem positiven Bescheid durch das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen folgen. Bis dahin könnte sich die Abgrenzung des Sanierungsgebiets auch noch verändern. Die Stadtverwaltung hat angekündigt, auf einen Antrag auf Aufnahme in ein Programm der Städtebauförderung für das Programmjahr 2025 zu verzichten. Zunächst solle konkretisiert werden, welche städtischen Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt im Bereich der Leinfelder Mitte vorgesehen sind.

Erst anschließend soll entschieden werden, wann der Antrag gestellt wird. Der große Zeitrahmen für die Umsetzung wäre etwa bis zum Jahr 2035, wie Wüstenrot-Mitarbeiter Schulz erklärte. Sollte bis dahin nicht alles fertig sein, könnte jedoch wohl auch noch eine Verlängerung beantragt werden.

Fakten zum Sanierungsgebiet

Größe
Insgesamt umfasst das angestrebte Sanierungsgebiet eine Größe von 21,9 Hektar. Mit der nun vorgelegten, vorbereitenden Untersuchung und dem Vorschlag zur Abgrenzung des Areals kann die Stadt einen Antrag auf Aufnahme in ein Programm der Städtebauförderung beim Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen sowie dem Regierungspräsidium eingereicht werden.

Kosten
Bis zu 60 Prozent der Kosten könnten als Zuschuss in die Stadt fließen. Insgesamt wurden zur Umsetzung der Sanierungsziele Gesamtkosten in Höhe von rund 13,7 Millionen Euro ermittelt, wovon im Rahmen der Städtebauförderung etwa 8,2 Millionen Euro zuwendungsfähig wären. Neben der nun vorgestellten vorbereitenden Untersuchungen hat der Gemeinderat bereits Ende Januar einen städtebaulichen Wettbewerb beschlossen. Das Ergebnis könnte ein Rahmenplan für die künftige Sanierungsarbeit sein.