Hoch und höher: Der Hochbunker auf dem Pragsattel ist 36 Meter hoch, das Skyline (Foto unten) 75 Meter, der Porsche Tower soll 90 Meter schaffen. Foto: Visualisierung: Porsche

Die Anwohner am Pragsattel befürchten massive Beeinträchtigungen durch Bauprojekte der City Prag. An den Plänen kann aber kaum noch gerüttelt werden.

Stuttgart - Krisensitzung im Vorstand des Bürgervereins Pragsattel. Die Mitglieder des Vereins mit Sitz im Stuttgarter Norden an der Grenze zu Feuerbach fürchten, dass den Anwohnern vor allem im Oberen und Unteren Dornbusch, der Hildebrandstraße, Im Götzen und einem Teil der Stresemannstraße die Bauprojekte auf Feuerbacher Gemarkung an der Grenze zu ihrem Norden zu stark auf die Pelle rücken und ihnen die Luft abscheiden.

In der benachbarten City Prag beim Theaterhaus steht mit dem Skyline bereits ein 75 Meter-Hochhaus. In Kürze soll auf dem Areal zwischen Maybach- und Rheinstahlstraße Baustart für rund 250 Wohnungen sein. Außerdem sollen Flächen zur gewerblichen und kulturellen Nutzung entstehen. Bestehen soll diese Bebauung aus drei Baublöcken mit einer Höhe von um die 22 Meter. Für den Erweiterungsbau des Theaterhauses sind ein Saal mit 600 Plätzen, Probe- und Logistikräume und Tiefgaragenplätze vorgesehen. Dafür hat die Stadt nach Auskunft von Eckhard Stier vom Hochbauamt 40 Millionen Euro veranschlagt. Baubeginn für die Erweiterung soll 2023, Bauende 2025 sein. Der bereits in Planung befindliche 90 Meter hohe Porsche-Design-Tower soll das Skyline noch um 15 Meter übertrumpfen. Und für ein drittes Hochhaus zwischen 60 und 90 Metern Höhe wäre auf dem Varieté-Gelände Platz. Ob es gebaut wird, ist ungewiss. Ein viertes Hochhaus soll es laut Kathrin Steimle vom Amt für Stadtplanung und Wohnen jedoch nicht geben. „Das hat sich dadurch erledigt, dass das Theaterhaus einen Erweiterungsbau bekommt und die Abstände zwischen den Gebäuden nicht mehr eingehalten werden können“, sagt sie. Und sie stellt fest, dass mit den Projekten geltendes Planungsrecht umgesetzt wird. Im Klartext: An den Vorhaben kann nicht mehr gerüttelt werden. Sie werden umgesetzt, ob die Anwohner wollen oder nicht.

Bereits in den 80er Jahren konnte sich der Verein gegen die Stadt durchsetzen

Je näher die Realisierung der Pläne rückt, desto größer werden die Befürchtungen der Vorstandsmitglieder Rainer Haug, Susanne Domschitz und Hans-Dieter-Schuh „Wir wollen die Projekte nicht verhindern. Aber je nachdem wie hoch sie werden, wird uns das die Frischluftzufuhr abschneiden“, fürchtet der Vorstandsvorsitzende Haug. Und ein weiteres Problem wird sich für die Anwohner im Norden an der Grenze zu Feuerbach verschärfen: die von den drei befürchtete zunehmende Lärmbelästigung in dem Gebiet. Die sei durch das Kreischen der Stadtbahnen der Linien 6, 7 und 15 zwischen den Haltestellen Löwentorbrücke und Pragsattel schon jetzt enorm. „Wenn der Baustellenverkehr und später der Verkehr durch die neuen Anwohner dazu kommt, wird es noch unerträglicher“, sagt Domschitz. Und weil sich der Verein „für eine bessere Umwelt“ (so heißt es im Namenszusatz des Vereins) einsetzt, fordern die Vorstände jetzt ein Klimagutachten von der Stadt. „Dadurch kann festgestellt werden, wie hoch die Bebauung sein darf, ohne die Frischluftzufuhr zu gefährden“, sagt Schuh.

Dass die Chancen dafür schlecht stehen, ahnen sie. Aber schon einmal hat sich der 1985 gegründete Verein gegen die Stadt durchgesetzt, als die Verkehrsbelastung das Quartier zu ersticken drohte. Trotz der hohen Kosten von damals 30 000 D-Mark prozessierte der Bürgerverein gegen die Stadt – mit Erfolg. Rainer Haug: „Die Stadtbahnhaltestelle Pragsattel wurde als Folge des Prozesses tiefergelegt, die Kreuzung umgebaut und das Wohngebiet ins Grüne U aufgenommen.“