Die Zukunft der Stadtbücherei wird zurzeit heftig diskutiert. Foto: Pascal Thiel

Eine offene Diskussion fordern, sich selber aber frühzeitig festlegen. Das geht gar nicht, meint unser Autor Kai Holoch

Dsslingen - Der Sprecherrat des Netzwerkes Kultur wünscht sich eine offene Diskussion über die Zukunft der Stadtbücherei unter Einbeziehung aller Beteiligten und der Esslinger Bürgerschaft mit dem Ziel, schnell zu einer tragbaren und zukunftsorientierten Lösung zu kommen.“ Mit diesem Satz endet der offene Brief des Sprecherrats an die Esslinger Stadtverwaltung und den Gemeinderat. Das klingt nach einem durchaus hehren Ziel.

Allein, dem eigenen Anspruch wird das Netzwerk Kultur mit seinem Schreiben nicht einmal andeutungsweise gerecht. Denn worüber wollen die Kulturtreibenden eigentlich noch „offen diskutieren“? Schließlich kann man wenige Zeilen vorher in dem Brief lesen, dass die Kulturtreibenden den angedachten Umzug der Stadtbücherei in das Gemeindehaus am Blarerplatz und die angrenzende Franziskanerkirche „ganz entschieden“ ablehnen.

Ohne Zweifel: noch sind ganz viele Fragen zur Zukunft der Stadtbücherei unbeantwortet. Das Netzwerk Kultur darf sich nun durchaus auf seine Fahne schreiben, dass alle Beteiligten nun genau wissen, worauf sie bei den Diskussionen in den kommenden Wochen achten müssen. Schließlich soll der Gemeinderat optimalweise noch vor der Sommerpause, spätestens jedoch im Oktober die richtige Grundsatzentscheidung zum Büchereistandort treffen.

Lässt sich überhaupt eine Kirche in eine Bücherei verwandeln? Wo sollen die Chöre und Orchester, die bisher das Gemeindehaus am Blarerplatz zu überaus günstigen Mietkonditionen der evangelischen Kirche für ihre Proben genutzt haben, in Zukunft arbeiten? Eignet sich ein Kirchenraum überhaupt als Veranstaltungssaal für Lesungen?` Und lassen sich die Forderungen des Denkmalschutzes für den Blarerplatz mit dem Platzbedürfnis der Stadtbücherei tatsächlich unter einen Hut bringen?

Es ist gut und richtig, all diese Fragen jetzt zu stellen. Ein glattes Eigentor ist es hingegen, dass – ohne Kenntnis der Antworten – mit einer Vorfestlegung zu verbinden. Das ist ein ganz schlechter Stil.