Die Stadt Stuttgart rät: Graffiti müssen so schnell wie möglich runter von der Wand. Foto: dpa/Jens B}ttner

Illegale Schmierereien sind ein Ärgernis für die, denen die Wand gehört. In Stuttgart-Degerloch ist erklärt worden, was man im Fall der Fälle tun kann. Helfen kann auch das Antigraffiti-Mobil.

Degerloch - Graffiti bewegen sich zwischen Schmiererei und Kunstwerk. Meistens, wenn über sie geredet wird, geht es aber um illegale Wandmalereien, die nicht sonderlich ästhetisch sind. Ausnahmen bilden die Regeln. Das prominentste Beispiel ist Banksy, der anonyme Streetart-Künstler. Er verzückt sein Publikum immer wieder aufs Neue mit – nicht erlaubten – Wandbildern.

Um Banksy-Werke geht es nicht, wenn sich Leute, denen der Graffiti-Untergrund gehört, ärgern. Denn wäre es ein Banksy, wären die Besitzer der Mauern vermutlich steinreich. Doch das Gegenteil ist der Fall im Alltag. Wenn am Garagentor oder an der Hauswand irgendwelche scheinbar flüchtig verewigten Zeichen prangen, muss man sie auf eigene Kosten entfernen. In Degerloch hatte sich die FDP im Bezirksbeirat des Themas angenommen, weil sich die Fälle häufen würden. Bei der jüngsten Sitzung des Gremiums war Gregor Belgardt von der Kriminalprävention der Stadt Stuttgart zu Gast. Und er weiß einiges über das Graffiti-Problem.

Zu seinem Wissen gehört, dass illegale Graffiti so schnell wie möglich weg müssen, erklärt er. Denn sobald eine Wand oder sonst ein Untergrund angesprüht sei, sammele sich dort Unrat an. „Wir geben immer den Tipp: Zeigen Sie jedes Graffito an“, sagt Belgardt.

98 Prozent halten sich an die Regeln

Im vergangenen Jahr habe die Stadt Stuttgart weniger Graffiti als sonst verzeichnet. Es waren 1151 Stück, ansonsten seien es immer so um die 1500. Illegale Graffiti seien eine Straftat, sagt Belgardt. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass sich 98 Prozent der Sprayerszene an die Regeln halten würden, nur der kleine Rest seien die schwarzen Schafe.

Mit dabei in Degerloch war zudem Christian Vöst von der gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration (SBR), er führte das Antigraffiti-Mobil vor. Dabei handelt es sich um einen Anhänger, in dem allerlei Helfer lagern, mit denen man Graffiti von der Wand runter bekommen soll: Granulate, aber auch ein Sandstrahlgerät. Mit dem Mobil kommen die Mitarbeiter bei Betroffenen vorbei, um sie zu beraten und ihnen auf Wunsch beim Putzen behilflich zu sein, wenn auch nicht kostenlos.

Wie wirken Graffiti auf die Öffentlichkeit?

Doch wie wirken Graffiti eigentlich auf die Öffentlichkeit? Ein Student der öffentlichen Verwaltung hatte 800 Bürger dazu befragt. Fast 74 Prozent gaben an, Graffiti in der Stadt oft bewusst wahrzunehmen, berichtet Belgardt. In Schulnoten sollten sie zudem die Schönheit eines Wandbildes beurteilen. Der Unterschied ist deutlich: Bei einem ästhetischen Bild von einem Otter gaben 81,5 Prozent die Note eins, ein Zeichensalat benoteten 92,13 Prozent mit einer Sechs. Hier spiele es im Übrigen keine Rolle, ob es sich um ein legales oder illegales Graffito handele, erklärte Belgardt.

Damit schöne Wandbilder eine Chance haben und sich die weißen Schafe der Szene entsprechend verewigen können, gibt es in Stuttgart einige Plätze, an denen Sprayen ausdrücklich erlaubt ist. So zum Beispiel die Hall of Fame in Bad Cannstatt, aber auch die Unterführung der BAB 831 in Stuttgart-Vaihingen. Zudem greife die Stadt immer wieder auch auf Graffiti-Künstler zurück, um graue Wände in Stuttgart mit Farbe zu versehen. Denn eines habe man gelernt: Ein vorhandenes, schönes Graffiti sei der beste Schutz gegen Schmierfinken.

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