Um Insekten zu schützen, wird versucht, den Blaulichtanteil in den LED-Straßenlaternen so gut wie möglich zu senken Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

LED-Leuchten sollen wegen des Blaulichtanteils schädlich für die Netzhaut sein. Die Stadt setzt bei der Straßenbeleuchtung dennoch auf diese Technik, weil das Licht für Sehbehinderte besser ist.

Vaihingen - Schaden Straßenlaternen der Gesundheit von Anwohnern? Diese Sorge bezüglich LED-Lampen in Wohngebieten treibt jedenfalls die Mehrheit der Vaihinger Bezirksbeiräte um. Die Bedenken basieren auf Studien, nach denen hoher Blaulichtanteil die Netzhaut der Augen irreparabel schädigen und zu Schlafstörungen führen kann. Deshalb hatte der Bezirksbeirat in seiner jüngsten Sitzung die Verwaltung beauftragt, dem Gremium über die Kriterien für die LED-Leuchten Bericht zu erstatten. Müssen die Bürger Angst haben, wenn es Nacht wird?

„Wer Angst vor dem Blaulichtanteil hat, der sollte nicht lange auf sein Handy, Tablet oder den Bildschirm schauen“, sagt Heiko Haas, Teamleiter für den Bereich Straßenbeleuchtung bei der Stuttgart Netze, die im Auftrag des Tiefbauamts die Straßenbeleuchtung in der Landeshauptstadt betreibt. Der Blaulichtanteil der Straßenbeleuchtung sei für Menschen kein Problem, er störe aber Insekten, von denen es immer weniger gebe. „Man versucht deshalb, den Blaulichtanteil aus ökologischen Gründen zu senken“, sagt Haas.

In Wohngebieten wird wärmeres Licht verwendet

Je höher der Blaulichtanteil, desto effizienter arbeiteten die LEDs. Je geringer der Anteil sei, desto mehr Energie brauche man, um die Straßen ausreichend zu beleuchten. Wenn man also die Straße mit möglichst wenig Energieaufwand beleuchten wolle, dann habe man kaltes Licht der Farbtemperatur um 5000 Kelvin. Gemütliche Beleuchtung entstehe bei 3000 Kelvin und geringerem Blaulichtanteil. „Wir sind uns der Blaulichtproblematik bewusst und verwenden 3000 Kelvin in Gebieten mit hoher Aufenthaltsqualität, also auch Wohngebieten. In allen anderen Gegenden hat die LED-Beleuchtung 4000 Kelvin“, sagt Haas. Wie bei vielen anderen Dingen, könne man es auch beim Thema Licht nicht allen recht machen. „Ältere Menschen, die schlechter sehen als junge, oder Sehbehinderte brauchten eher weißes Licht mit höherem Blaulichtanteil, um Gegenstände besser zu erkennen. Damit verringert sich für diesen Personenkreis die Sturzgefahr“, sagt Haas.

Jährlich 1000 Leuchten werden im Fildergebiet ausgetauscht

Die Stuttgart Netze achteten auch auf die Qualität der Leuchten: „Es gibt gutes und schlechtes Licht.“ Bei der Lichtqualität komme es auf einen hohen Farbwiedergabeindex, der mit der Einheit RA bezeichnet werde, an. „Wir nehmen immer Leuchten mit dem RA-Wert von mehr als 80. Das heißt: Wir bieten mindestens 80 Prozent des optimalen Tageslichts“, sagt Haas. Vor einigen Jahren sei man mit dem Tiefbauamt übereingekommen, ab 2017 nur noch LED-Leuchten zu verwenden, um Energie zu sparen. Gegenwärtig sei man mit der Jahresplanung 2020 beschäftigt, deshalb könne er noch nicht genau sagen, wo in den Filderbezirken in der nächsten Zeit alte Straßenlampen durch LEDs ersetzt würden. „Es steht aber fest, dass wir im Fildergebiet jährlich 1000 Leuchten sanieren wollen.“ Natürlich tausche man dabei zuerst die ältesten Leuchten mit dem höchsten Energieverbrauch aus. „Eine konventionelle, aber relativ neue Natriumdampflampe ist auch nicht schlecht“, sagt er.

Bis 2030 wollen die Stuttgart Netze alle Straßenlampen im Stadtgebiet durch LEDs ersetzen: „Sollten sich aber die Rahmenbedingungen ändern, dann wären wir auch flexibel genug, überall auf 3000 Kelvin herunterzugehen. Dafür müsste sich aber die Lichtqualität verbessern.“ Jedenfalls versuche man, bei der Straßenbeleuchtung dem Querschnitt der Bevölkerung gerecht zu werden, also denjenigen, die gut sehen, aber auch den Sehschwachen. „Wir stecken in dieses Thema viel Herzblut rein und kaufen nicht nur einfach billig ein“, sagt Haas.