Das Gremium fühlt sich von der SSB schlecht informiert und kritisiert die Abkopplung vom Bahnhof. Mit dem neuen Netzplan 2018 ändert sich für die Südbewohner einiges.
Stuttgart - Eine Information vorab hätte den Mitgliedern des Bezirksbeirats Süd schon gereicht. Die kam aber von den Stuttgarter Straßenbahngesellschaften (SSB) nicht direkt. Vorgestellt wurde der neue Fahrplan bisher nur im Umwelt- und Technikausschuss (UTA) des Gemeinderats. „Wir haben deshalb bisher keine Gründe, warum der Süden abgekoppelt wird“, sagte Bezirksvorsteher Raiko Grieb (SPD) in der jüngsten Sitzung.
Zum Hauptbahnhof muss man ab Dezember einmal umsteigen
Der neue Netzfahrplan, welcher ab Dezember 2017 gelten soll, ist dem Umbau der Haltestelle Staatsgalerie geschuldet. Diese Baumaßnahme ist ein Folgeprojekt von Stuttgart 21. Die Stadtbahnverbindung zwischen der Staatsgalerie und dem Hauptbahnhof ist vom zehnten Dezember an unterbrochen. Die Stadtbahnlinien U 14, U 9 und U 11, die zuvor über diesen Streckenabschnitt führten, ändern dann ihren Verlauf – für circa 26 Monate. Es gibt also vom Süden aus dann keine direkt Anbindung an den Bahnhof mehr. Genau darüber wären die Bezirksbeiräte gerne direkt von den SSB informiert worden – frühzeitig.
Bei einem Stadtbezirk mit knapp 45 000 Einwohnern halten die Bezirksbeiräte eine direkte Anbindung an den Hauptbahnhof für extrem wichtig. „Für Gehbehinderte ist Umsteigen anstrengend“, so Grieb. „Wir haben im Vergleich zum Westen keine S-Bahn“, ergänzte Norbert Retlich von den Grünen und kritisierte die seiner Ansicht nach „katastrophale Kommunikation“ der SSB: „Wir werden dann einfach irgendwann im Sommer informiert, dass es ab Dezember halt so ist.“
Bezirksbeiräte können die Entscheidung nicht nachvollziehen
Auch Wolf-Dieter Wieland (FDP) bemängelte, dass man so als Bezirksbeirat ja überhaupt keine Möglichkeit zur Mitsprache habe. Aus seiner Sicht könnte durchaus die U 34 künftig vom Südheimer Platz zum Hauptbahnhof fahren. Laut dem bisherigen Plan würde die U 34 zum Vogelsang fahren. „Aber wer will denn dahin? Da ist man doch mit dem Bus vom Süden aus viel schneller“, sagte Wieland. Dass die U 34 nicht zum Hauptbahnhof fahren wird, liegt wohl daran, dass es zwischen Berliner Platz und Bahnhof an 120 Tagen im Jahr keine Lücken mehr gibt – immer wenn wegen Großveranstaltungen die Linie U11 fährt.
Bei den SSB verteidigt man zudem auch die Vorgehensweise: „Es ist der übliche Ablauf, die Pläne zunächst im Technikausschuss vorzustellen“, sagte Pressesprecherin Birte Schaper. Natürlich sei es üblich, die Bezirksbeiräte abzuklappern. „Aber in der Phase sind wir noch gar nicht.“ Man habe zudem, wie bei den bisherigen Fahrplanumstellungen, eine gestaffelte Informationskampagne, die alle Betroffenen rechtzeitig erreichen soll. „Das hat die letzten beiden Mal gut geklappt“, sagte Schaper. Große Hoffnungen, dass sich an dem Plan noch einmal etwas ändern könnte, macht sie nicht: „Ein paar Kleinigkeiten sind noch offen, aber prinzipiell bleibt der Fahrplan so.“
Die Bezirksbeiräte befürworteten trotzdem mehrheitlich, dass die SSB den neuen Plan zügig im Gremium vorstellt – und zumindest ihre Fragen beantwortet. Ernst-Udo Abzieher (AfD) empfindet es gar als „Frechheit“, dass die Bezirksbeiräte „nun bis dahin im Nebel stochern müssen“.