Für die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 müssen Landwirte auf Flächen und Gebäude verzichten.
Stuttgart-Möhringen/Echterdingen - Über die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 vom Fasanenhof zum Flughafen und zur Messe ist schon viel diskutiert worden. Wer sich ein konkretes Bild über den geplanten Schienenverlauf machen will, sollte sich zu einem Spaziergang aufmachen und den Feldweg, der im Nordosten von Echterdingen beginnt, entlang der Aussiedlerhöfe in Richtung Fasanenhof laufen. Vertreter der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) haben dort die geplante Strecke mit Holzpfosten markiert. Schilder stehen an der Stelle, wo normalerweise Gemüse wächst und in Zukunft ein Bahnübergang gebaut werden soll. Eine weitere Tafel weist den Ort aus, an dem die Haltestelle Stadionstraße errichtet werden soll. Der geplante Stadtbahn-Stopp liegt nur einige hundert Meter von der Gartenstadt entfernt. Das Neubaugebiet hat bereits einen S-Bahn-Anschluss. Leinfelden-Echterdingen sieht durch den Stopp deshalb nur marginale Vorteile für ihre Bewohner.
Um die neue Haltestelle für die Bürger attraktiv zu gestalten, müsste die Große Kreisstadt – nach Angaben von Bürgermeister Frank Otte – zudem noch einiges leisten. Die B 27-Unterführung wurde für den landwirtschaftlichen Verkehr gebaut und nicht für Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs. Ein Fußweg müsste eingerichtet werden. Eine Beleuchtung fehlt bisher.
Wer die bunt gemalten Pfosten betrachtet, dem wird schnell klar: Die Landwirte müssen wegen des Bauvorhabens auf wertvollen Ackerboden und landwirtschaftliche Gebäude verzichten. Ein Pflock beispielsweise steht direkt vor der Kühl- und Lagerhalle der Familie Bayha. Würde die Stadtbahn-Strecke tatsächlich so umgesetzt, führte sie mitten durch die Halle. Die betroffene Landwirtin Esther Bayha ist darüber alles andere als glücklich. „Der Preis ist für uns Landwirte schon hoch“, sagt sie.
„Die Landwirte müssen entschädigt werden.“
Ähnlich sieht das Fritz Auch-Schwarz, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins Echterdingen. Er sagt: „Wir stehen langsam mit dem Rücken zur Wand.“ Auch-Schwarz bewirtschaftet unter anderem ein großes Feld am Rand der Autobahn A 8. Dieses wird durch die geplante Trasse in seiner Mitte schräg durchschnitten. Er bemängelt, dass durch immer neue Bauvorhaben die landwirtschaftlichen Flächen immer kleiner werden.
Auch Ilona Koch, Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Leinfelden-Echterdingen, sagt: „Der Flächenverbrauch ist hier auf den Fildern schon massiv.“ Sie hat sich passend zum Thema mit einer Mitteilung an die Presse gewandt. Koch erhofft sich von der Verlängerung der Stadtbahnlinie eine Entlastung für das staugeplagte Echterdingen. Die CDU setzt sich für das Projekt im Gesamtpaket mit der Verlängerung der U 5 ein. Die Stadträtin hat aber auch die Nöte der Landwirte im Blick. Es müsse eine Kompromisslösung für den Flächenverbrauch gefunden werden. Hierbei seien die SSB gefordert. Auch Otte sagt: „Die Landwirte müssen entschädigt werden.“ Die Pfosten stehen seit einer Woche. Vertreter der SSB hatten vor Ort den Gemeinderat und betroffene Landwirte über ihre Pläne informiert. Esther Bayha findet es gut, dass das Unternehmen so offen auf die Landwirte zugeht. „Man stehe ständig in Kontakt mit den SSB, sagt auch Fritz Auch-Schwarz. Es habe aber noch keine konkreten Verhandlungen gegeben.
Deutlich weiter gediehen sind schon die Gespräche, was die Finanzierung des 70-Millionen-Euro-Projekts anbelangt. Noch ist diese nicht unter Dach und Fach. Derzeit wird noch über Details verhandelt. Der Flughafen will sich mit zehn Millionen Euro beteiligen. Der Löwenanteil der Kosten wird von Bund und Land getragen.