An der Haltestelle „Kaltental“ zeigen beide Fußgängerampeln Grün. Der Gleisübergang dazwischen ist aber nicht durch eine Ampel geregelt. Foto: Amadeus Banerjee

An der Stadtbahnhaltestelle in „Kaltental“ gibt es keine Fußgängerampel an den Gleisen. Ein Bürger sieht darin eine Gefahr für Passanten. Die Stadt hat eine Erklärung für die fehlende Signalisierung.

Kaltental - Jochen Baeurle ist fast täglich in Kaltental unterwegs. Der 73-Jährige kommt zwar aus dem Dachswald, besucht aber immer wieder den Kiosk nahe der Stadtbahnhaltestelle „Kaltental“. Die Stadtbahn der Linie U 1 fährt an dieser Stelle mitten auf der Straße, links und rechts der Gleise gibt es jeweils eine Fahrspur für die Autofahrer.

Baeurle hält den Bahnübergang an dieser Stelle für eine „echte Fußgängerfalle“. Er habe einen Jugendlichen dabei beobachtet, wie ihm eine Bahn beinahe zum Verhängnis geworden sei. „Der Junge lief über die erste grüne Ampel Richtung Gleise. Beim zweiten Fußgängerüberweg leuchtete die Ampel für Fußgänger ebenfalls Grün.“ Das sei irritierend und führe dazu, dass man die Gleise zwischen den Fahrbahnen außer Acht lasse, gerade auch, weil es keine Warnleuchten gebe, die einen vor einer nahenden Stadtbahn warnen würden. „Der Jugendliche ist bei dem wilden Klingeln der Bahn richtig zusammengezuckt und schaffte es mit einem großen Satz gerade noch rechtzeitig über die Gleise.“ Baeuerle wünscht sich deshalb, dass die Fußgängerampel auf Rot schaltet, wenn sich eine Bahn nähert.

Die Bahn hat immer Vorrang

Bei der Stadt Stuttgart heißt es auf Nachfrage, dass der Bereich sehr übersichtlich und die Stadtbahn schon von Weitem sichtbar sei. „Vor dem Gleisbereich gibt es auf beiden Seiten jeweils eine breite Aufstellfläche für die Fußgänger. Im Gleisbereich hat die Stadtbahn immer Vorrang. Dies ist in der Straßenverkehrsordnung generell so geregelt“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Die Fußgängerüberwege seien außerdem versetzt voneinander. Damit unterstreiche man, dass dazwischen eine Stadtbahn kreuzen könne.

Vom Vorschlag, die Fußgängerampeln auf Rot zu schalten, hält die Stadt nichts: „Das würde bedeuten, dass sowohl der Kfz-Verkehr mit potenziellen Linksabbiegern über die Gleise Rot hat und der Fußgänger trotz stehender Autos warten muss.“

Überweg soll kurzfristig Schranken bekommen

Die Erfahrung zeige, dass viele Fußgänger die rote Ampel missachteten, um noch schnell ihre Stadtbahn zu erreichen. Das sei weitaus gefährlicher. Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Einige Städte haben versucht, die Gleisquerung zu signalisieren. Die dortige Erfahrung zeigt, dass insbesondere Jugendliche das Rot bei Annäherung der Stadtbahn nicht beachten.“ In Stuttgart würde man daher einen anderen Weg gehen.

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) baue, wo immer es gehe, sogenannte Z-Überwege. Bei diesen würden die Blicke der Fußgänger zwangsweise in Richtung der nahenden Stadtbahn über die Gleise geführt. Außerdem würden gelbe Springlichter eingesetzt, um auf die Bahn hinzuweisen.

Die Stadt gibt aber zu, dass noch nicht alle Überwege entsprechend umgebaut wurden. Von der SSB wisse man, dass der Überweg an der Haltestelle „Kaltental“ zurzeit noch nicht im Bauprogramm aufgenommen sei. Die Stadt habe die SSB inzwischen jedoch gebeten, den Überweg kurzfristig durch Umlaufschranken einzuengen.