Auf diesem Luftbild sind drei der vier Standort-Varianten für einen neuen Stadtbahnbetriebshof in Weilimdorf grafisch eingezeichnet. Das Foto: SSB

Weil die Depots der SSB an ihre Kapazitätsgrenze kommen, wird bis 2023 ein neuer Betriebshof für Stadtbahnen benötigt – er soll in Weilimdorf gebaut werden. Die Frage ist noch, wo genau. Vier Standortvarianten wurden jüngst im Ausschuss für Umwelt- und Technik des Gemeinderates vorgestellt.

Weilimdorf - Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) erweitern ihren Fahrzeugbestand bis zum Jahr 2023 um 20 weitere Fahrzeuge auf dann 224 Stück. Weil es in den bestehenden drei Stadtbahn-Depots in Möhringen, Heslach und Remseck eng wird, soll ein neuer Betriebshof in Weilimdorf gebaut werden (wir berichteten). Gesucht wird seit Sommer 2016, insgesamt wurden 13 Standorte verwaltungsintern von Stadt und SSB geprüft und bewertet. Übrig geblieben sind vier Varianten – alle liegen in Weilimdorf. Am Dienstag haben der SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold und SSB-Chefplaner Volker Christiani diese Varianten den Stadträten im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates (UTA) präsentiert: Die möglichen Standorte liegen auf dem so genannten Walz-Areal, an der B295, der Flachter Straße und der Motorstraße.

Die Anforderungen für einen Stadtbahnbetriebshof sehen unter anderem Folgendes vor: Eine Halle mit 40 Abstellplätzen sowie ein Werkstattgebäude mit zwei Werkstattgleisen und einem Waschgleis. Außerdem eine Erweiterungsfläche für zusätzliche Fahrzeugabstellung und Rangiermöglichkeiten, unabhängig von den Betriebsgleisen. Auch sind Dienstgebäude mit Betriebs- und Sozialrräumen vorgesehen, außerdem Anbindungen an das Stadtbahnnetz in beide Richtungen sowie eine Kfz-Zufahrt für Fahrer und Anlieferung.

Walz-Areal und Bereich an der B295 „nicht geeignet“

Für jeweils „nicht geeignet“ halten SSB und Stadt die Standorte am so genannten Walz-Areal und an der Auffahrt zur B 295. Gegen das Walz-Areal bei der Haltestelle Bergheimer Hof sprechen mehr als ein Dutzend Gründe: Unter anderem sind nur 30 statt der 40 Stellplätze möglich, außerdem gibt es dort nur Platz für ein einziges Werkstattgleis. Problematisch gesehen werden auch fehlende Erweiterungsmöglichkeiten. Ebenso befürchtet werden Rechtsstreitigkeiten mit Anwohnern wegen des Lärms. Offen sei auch die Frage, ob Grenzwerte überhaupt eingehalten werden können.

Gegen den Standort an der B 295 bei der Haltestelle Rastatter Straße sprechen vor allem Umweltbelange: SSB und Stadt sehen Eingriffe in private landwirtschaftliche Flächen und in ein Landschaftsschutzgebiet sowie stärkere Eingriffe in Kleingärten. Die „Schutzgüter Landschaft, Pflanzen und Tiere“ seien bei diesem Standort maßgeblich betroffen.

Verbindung zum S-Bahnhof gewünscht

Statt dieser beiden Standorte empfehlen die SSB und Stadtverwaltung den Politikern, die Planungen für die Betriebshöfe an der Flachter und der Motorstraße weiterzuverfolgen – in Kombination mit einer Stadtbahnverlängerung zum S-Bahnhof in Weilimdorf. Beide Standorte seien „eingeschränkt geeignet“, erfüllen die benötigten Vorgaben der Stadtbahn und bieten laut SSB die gewünschten Erweiterungsmöglichkeiten. Auch wird das Thema Lärm an beiden Standorten wegen der Lage zum Gewerbegebiet für unproblematisch erachtet. Was die Flachter Straße angeht, müsste eine rund 1,2 Kilometer lange Anbindungstrasse gebaut werden. Die Kosten allein hierfür werden auf 10 bis 15 Millionen Euro geschätzt. Für eine Anbindung an die Motorstraße müssten rund 2,5 Kilometer neue Gleise gelegt werden, ein aufwändiger Umbau der Straßen im Gewerbegebiet mit Leitungsverlegungen inbegriffen, was Kosten von rund 40 Millionen Euro bedeutet. Fraglich sei dadurch auch die Nutzen-Kosten-Relation und damit die Förderfähigkeit der Maßnahme an der Motorstraße. Durch den aufwändigen Straßenumbau sei außerdem eine Inbetriebnahme dieser Strecke bis Dezember 2023 nicht möglich. Überdies gibt es noch umweltschützerische Bedenken.

Pläne werden auch bald im Bezirksbeirat präsentiert

Was die Flachter Straße angeht, so wird eine Inbetriebnahme bis Dezember 2023 als realistisch erachtet. Wobei auch bei diesem Standort Eingriffe in private landwirtschaftliche Flächen und Kleingärten nötig wären. Als Vorteil wird die Anbindung des Gewerbegebietes und des S-Bahnhaltes Weilimdorf an das Stadtbahnnetz gesehen, wodurch ein zusätzliches ÖPNV-Angebot geschaffen würde. Kritisch ist auch bei diesem Standort, dass es sich um einen Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet handelt und ein entsprechendes Änderungsverfahren nötig wäre. Auch liegt der Bereich in einem regionalen Grünzug und in einer Frischluftschneise mit einer „erheblichen Bedeutung für die Versorgung mit Kalt- und Frischluft. Dies mache eine Optimierung der Planung hinsichtlich der Größe, Lage und Form des Depots notwendig.

Einen Beschluss fassten die Stadträte am Dienstag noch nicht. Es zeichnete sich aber ab, dass eine Mehrheit den von SSB und Stadt favorisierten Standort Flachter Straße befürwortet. In einem nächsten Schritt wird das Thema im Weilimdorfer Bezirksbeirat vorgestellt und diskutiert.