So soll die neue Haltestelle am Planetarium aussehen. Notwendig wird sie wegen dem Großprojekt Stuttgart 21. Foto:  

Im Frühjahr beginnt der Bau der neuen Haltestelle Staatsgalerie, die wegen Stuttgart 21 nötig wird. Wegen der Bahn musste die SSB ihre Baupläne umwerfen.

S-Mitte - Vor dem Rathaus mischen sich Verschwörungstheorien mit Mordfantasien. Ein paar S 21-Gegner sind uneins, ob die Stadträte per Kopfschuss oder Strang hingerichtet gehören. Drinnen tagt an diesem Tag eigentlich nicht der Feind. Der Bezirksbeirat Mitte, in dem die Befürworter des Tiefbahnhofs in der Minderheit sind, lässt sich von der Stuttgarter Straßenbahnen AG darüber informieren, wie die neue Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie gebaut werden soll. Kritik an den Gemeinderatsunterlagen, ausgesprochen von Hans-Jörg Jäkel, der Mitglied der Ingenieure 22 ist, erheben die Lokalpolitiker umgehend zu einem Antrag.

Winfried Reichle, Chefplaner bei der SSB, erklärt den jüngsten Stand der Pläne. Aus den Zuhörerreihen hört er nichts Bedrohliches, aber die üblichen Schmähungen: Niemals. Das glaubt kein Mensch. Lächerlich. Und so fort. Dabei ist Reichle der Letzte, der eine reibungslose Zusammenarbeit mit der Bahn loben würde. „Die Bahn weiß noch nicht, wie sie den Düker bauen will“, sagt er. „Aber wir müssen irgendwann mal anfangen.“ Abgesehen davon war vereinbart, dass die Baustelle auf einer eigens von der Bahn zu errichtenden Straße angefahren wird. „Aber die gibt es noch nicht, weil wir immer zu schnell sind“, sagt Reichle. So klingt das an diesem Abend – damit noch vergleichsweise diplomatisch.

Die Haltestelle muss wegen des Tiefbahnhofs verlegt werden

Nur wegen des Tiefbahnhofs muss die Haltestelle Staatsgalerie verlegt werden, sie ist dem Zufahrtstunnel im Weg, und eben wegen der Planänderungen der Bahn sitzt Reichle hier. Ursprünglich sollte die neue Haltestelle samt ihrer Zufahrtstunnel ohne Störungen im Stadtbahnbetrieb gebaut werden. Inzwischen steht fest, dass dies nicht mehr möglich ist.

Zeitweise wird die Verbindung von der Staatsgalerie zum Charlottenplatz gekappt, zeitweise die zum Hauptbahnhof. Fünf Linien sind betroffen, die 1, 2, 4, 9 und die 14, wenn auch nicht gleichzeitig. Sie werden umgeleitet oder unterbrochen. Was „für manche Fahrgäste Vorteile hat, für andere Nachteile, ich wage nicht zu prognostizieren, was für wie viele“, sagt Reichle, verspricht aber, dass alle Haltestellen im gewohnten Takt bedient werden und kein ersatzweiser Busverkehr nötig wird. Die Gleisverbindungen zu den Umleitungen liegen bereits. Sie dienen als Ausweichstrecke bei Störungen. Davon abgesehen haben die Straßenbahner aus den vergangenen Jahrzehnten reichlich Erfahrung mit Notfahrplänen wegen Baustellen.

Auch Autofahrer müssen sich an neue Wege gewöhnen

Autofahrer müssen sich während der Bauzeit ebenfalls an neue Wege gewöhnen, Fußgänger an weite Umwege. Für den Straßenverkehr werden eigens Behelfsbrücken gebaut, die über die Baustelle hinweg führen. Fußgänger müssen von der Haltestelle aus erst die Schillerstraße überqueren, dann hinter dem Königin-Katharina-Stift vorbeigehen, um in Richtung Hauptbahnhof zu kommen. Den direkten Weg wird eine Baugrube versperren.

Im Frühsommer beginnt die vorbereitende Arbeit, ein Jahr später die tatsächliche am Bau der neuen Haltestelle. 2017 soll die erste Stadtbahn einfahren. „Ich hoffe, dass wir an einem Stück durchbauen können“, sagt Reichle. Die Bauarbeiten enden allerdings erst zwei Jahre, nachdem die Haltestelle in Betrieb geht, weil vor dem Wagenburgtunnel die Bundesstraße überdeckelt werden soll – nach dem Vorbild des Fußgängerüberwegs am Charlottenplatz.

Allerdings hat der Gemeinderat dazu noch keinen Baubeschluss gefällt. Außerdem sind die Kosten – voraussichtlich 13 Millionen Euro – bisher nur geschätzt und stehen unter einem gewissen Vorbehalt. Einen Teil zahlt die Stadt, einen anderen die Bahn. Über die genaue Verteilung „sind wir noch in Verhandlungen mit der Bahn“, sagt Claus-Dieter Hauck vom Tiefbauamt. „Die sind immer sehr spannend.“