Mit einem Tunnel für die SSB-Stadtbahn will der Landrat Rainer Haas die Stuttgarter Straße in Ludwigsburg unterqueren. Foto: Landratsamt

Der Vorstoß von Landrat Rainer Haas, doch noch eine Hochflur-Stadtbahn der SSB durch Ludwigsburg fahren zu lassen, stößt im Gemeinderat der Barockstadt auf wenig Gegenliebe.

Ludwigsburg - Es sollte ein großer Coup kurz vor Beginn der politischen Sommerpause sein: Landrat Rainer Haas hat vergangenen Freitag angeregt, die längst verworfene Idee einer SSB-Hochflur-Stadtbahn von Remseck über Ludwigsburg nach Markgröningen noch einmal zu überprüfen. Aus seiner Sicht sei das günstiger und schneller umzusetzen als eine Bahn mit niedrigen Einstiegen, die nicht mit dem schon bestehenden Netz der Stuttgarter Straßenbahnen kompatibel ist. Sein Wunsch daher an den Ludwigsburger Gemeinderat: Man solle doch in den Sommerferien noch einmal in sich gehen.

Doch es ist fraglich, ob dieser Vorstoß überhaupt bis zum Herbst überlebt. Denn bei den Fraktionen im Gemeinderat hat lediglich die SPD Verständnis für die Haltung des Kreischefs. „Ich habe die Sorge, dass die Niederflurbahn politisch tot ist“, sagt die SPD-Sprecherin Margit Liepins. „Bevor wir gar nichts bekommen, bin ich lieber für die Hochflurbahn der SSB.“ Zwar hat auch sie Bedenken, weil die gelben Wagen aus ihrer Sicht nicht vernünftig ins Stadtbild passen. Doch die Sozialdemokraten können der Initiative von Haas etwas abgewinnen. Liepins sieht es wie der Landrat: „Teile des Gemeinderates und die Verwaltung wollen eigentlich gar keine Stadtbahn, sondern nur mehr Busse.“

SPD: Besser SSB-Stadtbahn als gar nichts

Doch mit dieser Haltung stehen die Genossen ziemlich allein auf weiter Flur. CDU, Freie Wähler (FW) und FDP machen unmissverständlich klar: Einer SSB-Bahn mit hohen Bahnsteigen werden sie niemals zustimmen. „Damit begräbt der Landrat die Idee einer Stadtbahn“, poltert etwa der CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann. Und auch sein FW-Kollege Reinhardt Weiss sagt: „Wir denken darüber definitiv nicht nach.“ Ähnlich äußert sich der FDP-Rat Johann Heer. Die Begründung lautet unisono: Die hohen Bahnsteige passten nicht ins Stadtbild und die SSB-Bahn könne nicht durch die Innenstadt und die Oststadt fahren. Alle betonen, der 2017 gefundene Kompromiss einer Doppelstrategie dürfe nicht „hintertrieben“ werden.

Und sie stellen auch klar: Obwohl aus ihrer Sicht Haas von der gemeinsamen Vereinbarung abrückt – sie stehen zu dem Beschlossenen, wonach die Stadt die Schnellbusse sowie eine „Wasserstoffbahn“ nach Markgröningen plant und das Landratsamt parallel eine Niederflurbahn.

CDU drängt auf Ablehnung im Gemeinderat

Aber auch die Grünen im Stadtrat, die seit Menschengedenken glühende Stadtbahn-Anhänger sind, lehnen den Vorstoß des Landrats ab. „Wir haben uns schon immer für die Niederflurbahn ausgesprochen“, betont der Fraktionschef Michael Vierling. Diese könne später sogar noch auf weitere Strecken ausgedehnt werden.

Offenbar gibt es Bestrebungen, zu dem Thema erneut einen Beschluss im Gemeinderat zu fassen. „Wir sollten noch einmal unterstreichen, dass wir bei der Doppelstrategie bleiben“, sagt etwa der CDU-Sprecher Klaus Herrmann. Auf Anfrage erklärt Peter Spear, der Sprecher der Stadt, man werde über das weitere Vorgehen im Gemeinderat berichten, und betont: „Wir werden bis zu einer Entscheidung nicht unnötig lange Zeit vergehen lassen.“

Demnächst werden der Landrat und der OB einen gemeinsamen Termin im Verkehrsministerium haben: Dabei geht es um Fördergelder für eine Wasserstoffbahn. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein.