90 Meter lang ist die Rutsche, seit 1998 ist sie in Betrieb – und bei den Badegästen damals wie heute äußerst beliebt. Foto: Bernd Zeyer

Das Zuffenhäuser Stadtbad soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Nach aktuellem Sachstand fällt die beliebte Wasserrutsche den Planungen zum Opfer. Damit möchten sich die Zuffenhäuser Bezirksbeiräte nicht abfinden.

Zuffenhausen - Das Zuffenhäuser Stadtbad soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die aktuellen Planungen sehen allerdings nicht vor, dass das neue Bad wieder eine Wasserrutsche bekommt (wir berichteten). Dabei ist die 90 Meter lange Rutsche äußerst beliebt. Vor diesem Hintergrund haben die Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung für einen Antrag der SPD gestimmt (11 Ja, 6 Nein, 1 Enthaltung). Darin wird gefordert, dass die Verwaltung darüber berichten solle, ob und wie eine Rutschbahn doch noch realisiert werden kann.

„Wir wollen für die Rutsche kämpfen“

„Wir wollen weiter für die Rutsche kämpfen“ kündigte Alexander Mak (SPD) mit Nachdruck am Dienstagabend an. Als bei der Bezirksbeiratssitzung das Thema Wasserrutsche anstand, schlugen die Wellen hoch. „Das ist Willensbildung von oben nach unten. Unsere Wünsche kamen unter die Räder“, sagte Maks Fraktionskollege Hans-Georg Kerler. Das Verfahren sei nicht korrekt verlaufen. Auch Rose von Stein, Stadträtin der Freien Wähler, meldete sich zu Wort: „Die Jugendlichen wollen nicht nur schwimmen, sondern auch Spaß haben.“ Steins Gemeinderatsfraktion hatte im Herbst vergangenen Jahres eine Anfrage zu dem Thema an die Stadtverwaltung gestellt, die im Dezember beantwortet worden war (wir berichteten): Momentan laufe ein Architekturwettbewerb, dessen Grundlage basiere auf einem Grundsatzbeschluss des Bäderausschusses vom November 2019. In dem Beschluss sei eine Wasserrutsche nicht vorgesehen.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigten die Stuttgarter Bäderbetriebe, dass sich am Inhalt der Stellungnahme nichts geändert habe: Nach heutigen technischen und energetischen Anforderungen müsste die Rutsche komplett neu gebaut werden. Laut Hochbauamt wäre das technisch möglich. Allerdings sei dies mit „erheblichen konzeptionellen Nachteilen“ verbunden. Vor allem deshalb, da der Auslauf der Rutsche im neu geplanten Eltern-Kind-Bereich enden würde. Doch nicht nur das: Laut Stadt wäre eine neue Rutsche auch aus energetischer Sicht nicht vernünftig, da sie mit dem Ziel eines klimaneutral betriebenen Hallenbades mit Plusenergiestandard kaum zu vereinbaren wäre. Auch seitens der Finanzierung gab und gibt es im Rathaus große Vorbehalte: Bau und Betrieb würden nach Berechnungen der Verwaltung zu rund 1,9 Millionen Euro Mehrkosten führen.

Rutsche ist seit 1998 in Betrieb

Diese Stellungnahme kennen die Beiräte auch, zufrieden sind viele von ihnen damit aber nicht. Alexander Mak bezweifelte, dass eine neue Planung „nochmals fünf bis zehn Jahre“ dauern würde, so lang könne das marode Bad gar nicht betrieben werden. Es sei unverständlich, dass das Leuze zwar eine Wasserrutsche bekäme, Zuffenhausen aber leer ausgehe. Vor allem vor dem Hintergrund der deutlich höheren Leuze-Eintrittspreise sei dies auch eine soziale Frage. Mak kritisierte, dass der Bezirksbeirat in der Oktobersitzung 2019 (damals waren die Pläne vorgestellt worden) um eine Prüfung zwecks Erhalt der Rutsche gebeten hatte. Das Ergebnis dieser Prüfung sei den Beiräten bis heute nicht mitgeteilt worden.

Angelika Sauer (CDU) nahm direkt Bezug auf die damalige Sitzung. Damals habe sich das Zuffenhäuser Gremium für die Sanierungsvariante 4, also ohne Rutsche, ausgesprochen. CDU-Fraktionssprecher Hartmut Brauswetter erläuterte, dass eine Rutschbahn natürlich gewünscht wäre. Allerdings befürchte er, dass sich das komplette Bauvorhaben deutlich verlängere. Priorität habe eine möglichst schnelle Sanierung.

In Betrieb ist die Wasserrutsche seit 1998. Rund eine Million Mark kostete sie damals, 100 000 Mark davon steuerte die Firma Porsche als Spende bei. Laut Verwaltung lassen sich daraus aber keinerlei Ansprüche ableiten. Eine Verpflichtung zum Erhalt der Rutsche bestehe nicht.