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Stadtmobil gewinnt 2011 mehr als 1300 Kunden dazu und expandiert im Kreis Esslingen.

Stuttgart/Esslingen - Das Gemeinschaftsauto brummt: Stadtmobil Stuttgart hat seinen Kundenstamm in Stuttgart im vergangenen Jahr auf knapp 7000 vergrößert. Auch die Flinkster der Deutschen Bahn sind gut gebucht. Für die Stadt ist die Zukunft des Carsharing jedoch elektrisch.

Die Erfolgsgeschichte des Carsharing ist beeindruckend. Mit nur zwei Fahrzeugen und 52 Kunden ging Stadtmobil im Jahr 1992 in Stuttgart an den Start. Nach einigen Jahren mit nur kleinen Schritten ging es vom Jahr 2000 an steil nach oben. Jahr für Jahr kamen weit über 500 Kunden dazu, im vergangenen Jahr waren es sogar über 1000. Die Wagenflotte an allen Standorten in der Region wuchs von zwei auf 326 Fahrzeuge Ende 2011 - vom Kleinwagen bis zum Transporter.

Carsharing nachgefragt wie nie

Auch die sogenannten Flinkster der Deutschen Bahn, meist in Gestalt eines Alfa Romeos, sind nachgefragt wie nie. "Wir sind gut angekommen in Stuttgart", sagt Rolf Lübke von der Bahn-Tochter DB Rent, die seit zweieinhalb Jahren Autos zur gemeinsamen Nutzung anbietet. Für Ulrich Stähle, Chef der Stadtmobil Carsharing AG, haben vor allem "das bröckelnde Image des Autos als Statussymbol" und die "kollabierende innerstädtische Verkehrssituation" zu einem Wandel im Mobilitätsverhalten geführt.

Auch im Jahr 2012 stehen die Zeichen auf Wachstum. Mitte Januar übernahm Stadtmobil die Geschäfte des Esslinger Carsharing-Vereins VCD (Verkehrsclub Deutschland) Gemeinschaftsauto. Über den VCD kamen jetzt in Esslingen, Ostfildern und Reichenbach/Fils nochmals 23 Autos hinzu. Damit, so Ulrich Stähle, sei die letzte Lücke im Stadtmobil-Netz der Region geschlossen. "Jetzt können wir im gesamten VVS-Gebiet einen Carsharing-Service unter einheitlichen Bedingungen anbieten." Für Dirk Rupp, Esslinger Stadtrat und VCD-Vorstand, ist dies der strategisch konsequente Schritt nach 18-jähriger ehrenamtlicher Aufbauarbeit. Der Verein wolle die Entwicklung des Carsharing in Esslingen aber weiterhin aktiv begleiten.

Im Herbst kommen 300 Elektro-Smart

Die Stadtmobil Aktiengesellschaft mit zurzeit 140 Aktionären bedient damit außerhalb der Landeshauptstadt noch rund 20 Städte in der Region - von Herrenberg bis Backnang, von Ludwigsburg bis Kirchheim. In Stuttgart ist der Fuhrpark auf rund 150 Stellplätze verteilt, im Kreis Esslingen auf 14. "Dieses Jahr wollen wir 40 bis 60 neue Wagen anschaffen", sagt Stähle - nach einem Umsatzwachstum von 24 Prozent im vergangenen Jahr. Laut Ulrich Stähle ist Baden-Württemberg beim Car-Sharing inzwischen bundesweit Spitzenreiter und besitzt das dichteste Netz.

Bei der Stadt Stuttgart beobachtet man diese Entwicklung mit Wohlwollen. Allerdings schmiedet man bereits weitergehende Pläne. Von Herbst an sollen 300 Elektro-Smart von Daimler in Stuttgart an den Start gehen. Ende 2013 könnten es 500 sein. Das Projekt Car2go des Autobauers, das zuvor in Ulm getestet wurde, soll Stuttgart zusammen mit den E-Bikes der EnBW zu einer Modellregion für Elektromobilität machen. "Bei unserer Verkehrssituation haben wir ein großes Interesse daran, dass Carsharing mit elektrischem Antrieb und Strom aus regenerativen Energien erfolgt", sagt Günter Stümer, Mobilitätsfachmann bei der Stadt. Nur so lasse sich auf Dauer die Feinstaubbelastung reduzieren.

Mehr E-Autos für Stuttgart

Stadtmobil sieht die neue Konkurrenz gelassen. Daimler runde das Carsharing-Angebot in der Stadt ab. Er selbst denke derzeit noch nicht daran, seine Flotte mit Elektroautos zu ergänzen, sagt Stähle. "Die sind noch in der Testphase und nicht wirklich marktreif." Die DB Rent, die bereits zwei Citroën mit Batterie in Stuttgart-Vaihingen stationiert hat, will dagegen aufrüsten. "Wir wollen im Frühjahr mehrere E-Autos zusätzlich in Stuttgart einsetzen", kündigt Rolf Lübke von der DB Rent an. Er glaubt aber, dass eine Flotte mit unterschiedlichen Autos den Wünschen der Kunden am nächsten kommt. "Wenn jemand am Wochenende zum Skifahren in die Alpen will, kommt er mit einem Elektroauto nicht weit."

Bei aller Euphorie hat der Erfolg der Gemeinschaftsautos auch einen kleinen Haken. Für die Anbieter wird es immer schwieriger, geeignete Stellplätze in Stuttgart zu finden. "Im Süden und vor allem im Westen nehmen wir alles, was wir kriegen können", sagt Ulrich Stähle. Für Irritationen sorgte daher die Ankündigung der Stadt, für die Elektro-Smart von Daimler Parkplätze zur Verfügung stellen zu wollen. Doch Günter Stürmer von der Stadt beschwichtigt. Noch sei die Stadt dabei, Richtlinien für Car2go zu erarbeiten. So müsse etwa abgewartet werden, ob der Bund nicht sogar eine eigene Plakette mit bestimmten Rechten für Elektroautos einführen wolle.