Um Infektionen vorzubeugen, wird beispielsweise bei der Müllabfuhr in festen Schichtgruppen gearbeitet. Foto: picture alliance/dpa/Bernd Weissbrod

Die coronabedingten Personalausfälle in Behörden, Verwaltung und Energieversorgung sind derzeit noch vergleichsweise gering. Doch wegen des hohen Ansteckungspotenzials der Omikron-Variante wird auf allen Ebenen Vorsorge getroffen.

Stuttgart - Die hochansteckende Coronavirusvariante Omikron führt dazu, dass auch in der Landeshauptstadt die Sorgen vor Personallücken in der sogenannten kritischen Infrastruktur wachsen. Dazu zählen etwa Polizei, Feuerwehr oder Energieversorgung, aber auch Ämter und Behörden, die für die Bürgerinnen und Bürger unabdingbare städtische Serviceleistungen anbieten wie etwa die Müllabfuhr. Auch die Entscheidungsgremien der Kommunalpolitik werden dazugerechnet. Die gute Nachricht: Bisher hat Omikron offenbar nicht zu ernsthaften Personalengpässen geführt. Damit das möglichst so bleibt, werden entsprechende Vorsichtsmaßnahmen auf allen Ebenen getroffen.

Was gilt im Rathaus?

Im Rathaus werden die Regeln für Sitzungen beschließender Ausschüsse wieder verschärft: So sollen zwar Vollversammlungen des Gemeinderats weiterhin in Präsenz in größeren Räumlichkeiten wie etwa der Liederhalle stattfinden. Beschließende Ausschüsse allerdings sollen zumindest vorübergehend im Wechsel zwischen Präsenzsitzung und Videokonferenz abgehalten werden. Das hat Konsequenzen auch für die Tagesordnungen. Einfache Entscheidungen wie etwa Haushaltszuschüsse oder Vergabebeschlüsse können per Videoschaltungen beschlossen werden, um unnötige, mitunter auch langwierige Debatten zu vermeiden. Rechtlich schwierige oder inhaltlich kontrovers zu diskutierende Beschlüsse sollen dagegen nur in Anwesenheit der Stadträte gefasst werden. Weiterhin gilt für alle Präsenzsitzungen neben den Appell zum Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes für Besucher, aber auch für Stadträte die 3G-Regel. Zusätzlich bietet die Stadt freiwillige Tests an.

Wie wappnen sich die Behörden?

Derzeit besteht kein Anlass zur Panik, wohl aber zur Vorsicht. Nach Angaben von Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer (CDU) sind derzeit rund 100 von insgesamt 15 000 stätischen Mitarbeitern in Coronaquarantäne. „Das ist im Vergleich auch mit den vorangegangenen Wellen kein extrem hoher Wert, aber es gibt Anlass zur Vorsicht“, so der Bürgermeister. Laut der Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats, Claudia Häußler, sind die meisten der Infizierten oder Kontaktpersonen derselben beim Jugendamt beschäftigt: „Da kann man die Kontakte am wenigsten reduzieren.“ In den für die Lebensqualität der Bürger besonders relevanten Bereichen wie etwa der Stadtentwässerung oder der Müllabfuhr hat man für einen möglichen Anstieg der Infektionen Vorsorge getroffen. Das Personal wurde in Gruppen aufgeteilt, Schichtbeginn und Schichtende auseinandergezogen, um Begegnungen zu vermeiden. Neben der Maskenpflicht gilt für die Beschäftigten zudem eine Testpflicht – in Arbeitsbereichen, wo die Mitarbeiter rund um die Uhr in Schichten arbeiten, wird sogar täglich getestet, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Sollte die Situation „brenzlig werden“, so Mayer, müsse man in bestimmten Bereichen wie etwa der Abfallwirtschaft Prioritäten setzen. Dann würde – wie im Januar 2021 schon einmal geschehen – etwa die Leerung der Papiermülltonnen vorübergehend ausgesetzt.

Was machen Polizei und Feuerwehr?

Auch die Sicherheitsbehörden wappnen sich gegen Omikron. „Derzeit haben wir bei insgesamt 2500 Polizistinnen und Polizisten einen Krankenstand im einstelligen Bereich“, so Polizeipressesprecher Jens Lauer. Damit das so bleibt, müssen inzwischen auch die Besatzungen von Streifenwagen während der Fahrt FFP2-Masken tragen. Sollte es zu Omikron-Ausbrüchen in einzelnen Revieren oder etwa beim Kriminaldauerdienst kommen, wird Personal umgeschichtet: „In so einem Fall helfen sich die Reviere untereinander gegenseitig aus, beim Kriminaldauerdienst käme dann eben mal die Schutzpolizei zum Einsatz“, so Lauer. Der Sprecher weist darauf hin, dass die Impfquote bei der Stuttgarter Polizei sehr hoch sei – was allerdings nicht unbedingt gegen einen Infektion mit Omikron schützt. Eine hohe Impfquote hat auch die Stuttgarter Feuerwehr aufzuweisen. Unter den rund 500 Berufsfeuerwehrmännern und den etwa 1500 freiwilligen Brandschützern gibt es aktuell lediglich einen Corona-Infizierten zu vermelden. „Wir fahren auf Sicht und beobachten die Lage ständig,“, sagt Feuerwehrsprecher Christopher Haigis. Bereits Ende Dezember hatte die Feuerwehr mitgeteilt, es sei sicher gestellt, dass ein Kontakt zwischen den im Dreischichtbetrieb arbeitenden Berufsfeuerwehrmännern nicht erfolge.

Wie steht es um die Energieversorgung?

Der Grundversorger EnBW hat bereits im Dezember entsprechende Krisenpläne erarbeitet und Maßnahmen ergriffen, um die Versorgung der Kunden mit Strom, Gas und Wasser unter Pandemiebedingungen sicherzustellen. „Bisher war die Versorgung in den Bereichen Energieerzeugung und Netze zu keiner Zeit gefährdet“, so eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Es habe bislang „keine wesentlichen“ Ausfälle in systemkritischen Bereichen zu verzeichnen gehabt. Auch aktuell sehe man durch die Omikron-Variante „kein erhöhtes Risiko“ für die Versorgungssicherheit. Dennoch seien die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden: So habe man die Bereitschaftsdienste in den Leitstellen des Tochterunternehmens Netze BW, aber auch im Kraftwerk Münster, separiert, um zu verhindern, dass im Fall einer Ansteckung ganze Einheiten in Quarantäne müssen. Auch die Schichtwechsel werden vollzogen, ohne dass die Mitarbeiter in Kontakt kommen. Im Falle einer Verschärfung der Situation seien Notfallpläne entwickelt worden, nach denen dann etwa infizierte, aber weitgehend symptomfreie Mitarbeiter trotzdem eingesetzt werden könnten.