Voller Vorfreude auf den Kirchentag in Stuttgart: Stadtdekan Søren Schwesig. Foto: Peter Petsch

Der Kirchentag 2015 in Stuttgart bekommt immer mehr Konturen. Und wird jetzt für jeden sichtbar. Im Westen wehen rote Kirchentags-Fahnen vor der neuen Geschäftsstelle, die von nun an ihre Arbeit aufnimmt. Die Stadt steuert 2,5 Millionen Euro zum großen deutschen Christentreffen bei und verzichtet auf 700.000 Euro Gebühren.

Stuttgart - Constantin Knall nimmt den Mund recht voll. Der Geschäftsführer des 35. Deutschen Kirchentags misst seine Veranstaltung (etwa 100 000 Besucher) an dem rauschenden Bürgerfest, das eine halbe Million Menschen in Stuttgart anlässlich des Tags der Deutschen Einheit gefeiert haben. „Wie ein Kirchentag aussehen kann, hat man an diesem Beispiel gesehen“, sagte Knall.

Die Dimensionen der Veranstaltung spiegeln sich auch in dem Auftrieb zur Eröffnung der Kirchentags-Geschäftsstelle in der Breitscheidstraße 48 wider. Unter den geladenen Gästen war alles zu finden, was in der Stadt Rang und Namen hat. Nur OB Fritz Kuhn sagte kurzfristig ab. An seine Stelle als Redner trat Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Im Folgenden klären wir wichtige Fragen zum Kirchentag:

Wie hoch ist der finanzielle Aufwand für die Stadt?
Der Gemeinderat bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Zudem verzichtet die Stadt auf 700 000 Euro Gebühren. Wie hoch die Gesamtkosten 2015 sind, steht noch nicht fest. Beim vergangenen Kirchentag in Hamburg schlugen 18 Millionen Euro zu Buche, die zu einem Drittel von der Landeskirchen kamen. Der Rest wurde vom Bund, der Kommune und aus Einnahmen durch Eintrittskarten gedeckt. Eine Dauerkarte kostete in Hamburg 89 Euro.
Was will der Kirchentag?
In der Präambel des Christentreffens heißt es: „Der Kirchentag will Menschen zusammenführen, die nach dem christlichen Glauben fragen. Er will evangelische Christen sammeln und im Glauben stärken.“ Im Laufe der Zeit hat der Kirchentag jedoch seinen Horizont erweitert. Die Botschaften des fünftägigen Kirchentags sollen Strömungen aus der Gesellschaft aufnehmen und Anstöße zurücksenden. „Der Kirchentag will Zeichen setzen und gesellschaftliche Entwicklungen in Gang setzen“, brachte es Martin Schairer auf den Punkt. Und dies geschehe zuletzt mit einer ungebrochenen Strahlkraft. Der Stuttgarter Bürgermeister übte aber auch leise Kirchenkritik: „Während die Besucherzahlen der Kirchentage ziemlich konstant bleiben und er die Menschen durch die jeweiligen Angebote erreicht, gehen die Mitgliederzahlen der Kirchen zurück.“
Mit welcher Botschaft geht der Stuttgarter Kirchentag an den Start?
Das entscheidet sich erst im Januar 2014, ehe die Losung am 3. Februar in Stuttgart verkündet wird. In Hamburg lautete die Botschaft: „So viel du brauchst“ (2. Mose 16,18). Die Signalfarbe steht indes fest. Nach dem Hamburger Blau dominiert in Stuttgart Rot – „die Farbe des Feuers und der Liebe“, wie Prälat Ulrich Mack bemerkte.
Kann man mithelfen?
Der Kirchentag, der nach 1952, 1969, 1999 zum vierten Mal in Stuttgart stattfindet, sucht ehrenamtliche Helfer. Interessierte können sich in der Geschäftsstelle unter der Rufnummer 07 11 / 69 94 90 oder per E-Mail (info@kirchentag.de) melden.
Wie will sich Stuttgart thematisch einbringen?
„Da die Kirchentage in der Mehrzahl von jungen Menschen besucht werden, wollen wir dem im Programm Rechnung tragen“, sagte Zuffenhausens Dekan Klaus Käpplinger: „Zudem müssen wir Formate finden, in denen Jugendliche untereinander ins Gespräch kommen.“ Stadtdekan Søren Schwesig ergänzte: „Bei den Themen interkulturell und interreligiös haben wir in Stuttgart ja große Erfahrung und Kompetenz, daher wollen wir uns in diesen Punkten stark einbringen.“ Wichtiger ist Schwesig jedoch etwas anderes – die Stadt Stuttgart soll Zeichen setzen: „Die Menschen sollen beseelt vom Kirchentag heimkehren und etwas für ihren Alltag mitnehmen.“