Schlafen auf der Parkbank. Die Wohnungslosenhilfe versucht das zu verhindern. Foto: dpa

Wer seine Arbeit verliert, dem droht nicht selten auch Obdachlosigkeit. Die Wohnungslosenhilfe der Stadt Marbach geht dagegen an. Die Kommune setzt diese Arbeit fort.

Marbach - Anfang 2019 hat die Wohnungslosenhilfe ihre Arbeit im Rathaus Marbach aufgenommen. Die Hilfe können Bürger der Mitgliedsgemeinden des Gemeindeverwaltungsverbandes in Anspruch nehmen – also aus Erdmannhausen, Affalterbach, Benningen und Marbach. Sie werden in persönlichen Sprechstunden beraten. Außerdem gibt es ein Hilfsgebot, das aus einer Unterstützung beim Kontakt mit Behörden und dem Beantragen von finanziellen Hilfen besteht, es gibt Auskünfte über den Ablauf von Kündigungen bis hin zur Räumung oder es werden gemeinsam Lösungen mit dem Vermieter der Betroffenen gesucht.

Bislang wurde das Hilfsangebot finanziell gefördert. Und zwar zu 80 Prozent aus dem Europäischen Hilfsfonds und zu zehn Prozent aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Der Kostenanteil der Stadt Marbach, im Rahmen der Beteiligung des Gemeindeverwaltungsverbandes, lag bei 2350 Euro.

Doch die Finanzierung muss auf neue Beine gestellt werden. Der Grund: Die Förderhilfen laufen aus, informierte Christine Schläfle von der Marbacher Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (AUT). Das heißt: Die Wohnungslosenhilfe kann nur weiter angeboten werden, wenn die Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbandes die Kosten übernehmen. Das Gremium in Affalterbach hat dem bereits zugestimmt. Benningen und Erdmannhausen tagt dazu noch. Der Marbacher Kostenanteil liegt bei 11 561 Euro pro Jahr. „Wohnraum ist knapp, Tendenz steigend“, so Schläfle. 95 Prozent der Fälle würden erst dann bei der Stadt aufschlagen, wenn die Zwangsvollstreckung bevorstehe. „Dann kann man aber nichts mehr machen.“ Die Wohnungslosenhilfe greife früher ein und helfe einem sozialen Klientel, das überfordert sei. „Da passiert vieles, bevor das Ordnungsamt überhaupt etwas davon mitbekommt“, warb sie für die Arbeit der Wohnungslosenhilfe.

Im Januar hatte diese in einer Ausstellung im Marbacher Rathaus über ihre Arbeit informiert und damit für die weitere Finanzierung durch die Stadt geworben. Die Wohnungslosenhilfe Ludwigsburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor der Obdachlosigkeit zu retten. Denn die ist eine Abwärtsspirale, aus der es oft kein Entrinnen mehr gibt. Häufig beginnt es mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Vor allem Männer kommen nicht damit zurecht, nicht mehr der Ernährer der Familie sein zu können. Oft folgen die Flucht in den Alkohol und die Scheidung. Mit der Wohnung verlieren viele Betroffene dann auch ihre bürgerliche Existenz. Die gemeinnützige GmbH, die vom evangelischen Kirchenbezirk und dem katholischen Dekanat Ludwigsburg sowie der Caritas und der Stiftung Karlshöhe getragen wird, hilft seit mehr als 35 Jahren Menschen, die ihre Wohnung verloren haben und sich mit anderen Problemen wie Schulden, Sucht und Langzeitarbeitslosigkeit konfrontiert sehen. In insgesamt 23 Kommunen des Landkreises bietet die Fachstelle Wohnungssicherung ihre Hilfe an. Bei der Ausstellungseröffnung im Januar im Marbacher Rathaus hatte der Geschäftsführer der Wohnungslosenhilfe, Heinrich Knodel, berichtet, dass im Jahr 2018 in 80 Prozent von insgesamt 150 abgeschlossenen Fällen Betroffene in ihrer Wohnung bleiben konnten oder eine neue gefunden wurde.

Die Marbacher Gemeinderäte stimmten der Fortführung der Hilfe und damit den höheren Kosten zu. Es sei eine Win-Win-Situation, erklärte Grünen-Rätin Barbara Esslinger. Jochen Biesinger (CDU) erinnerte an die Ausstellung im Rathaus. „Wer dort war, hat gespürt, dass ein großes soziales Hilfsnetz drunter liegt. Rechtzeitiges Reagieren ist wichtig. Es ist gut angelegtes Geld.“