Die Leidenszeit der historischen Villa Berg, einst im Stuttgarter Osten für die württembergische Königsfamilie gebaut, könnte jetzt zu Ende gehen. Die Stadt Stuttgart kündigte eine Pressekonferenz an, in der es um die Übernahme von der Düsseldorfer Firma PDI gehen soll. Nach Jahren des Ringens um die Villa gibt es an dem Denkmal längst deutliche Spuren des Verfalls.
Stuttgart - Nach vielen Jahren des Stillstands ist das Ringen um die historische Villa Berg und den dazugehörigen Park offenbar entschieden, der gordische Knoten durchschlagen. An diesem Dienstagmittag wollen Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) verkünden, dass sich die Stadt mit der derzeitigen Besitzerin, der Düsseldorfer Firma PDI, geeinigt hat. Zudem wollen sie in einer Pressekonferenz darlegen, wie es mit der seit Jahren leerstehenden und verfallenden Villa weiter gehen wird. Sie ist ein besonders bedeutendes Kulturdenkmal.
Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten wird die Stadt zum Preis von rund 300 000 Euro die Villa und die ehemaligen Fernsehstudios des Südwestrundfunks im Park übernehmen, für einen siebenstelligen Betrag außerdem die benachbarte Tiefgarage, die auf einem der Stadt gehörenden, in Erbaupacht vergebenen Grundstück entstanden ist.
Diese Übernahmen sind Teil eines Gesamtpaketes, das Kuhn, Föll sowie der PDI-Chef Mathias Düsterdick in langwierigen und bisweilen zähen Verhandlungen vereinbart haben. Die Herausgabe der Villa und der Fernsehstudios wird dem PDI-Chef versüßt durch Baumöglichkeiten auf dem bisherigen Bauhof des Garten-, Friedhofs- und Forstamts am Rande des Parks in der Sickstraße. Das Grundstück soll von der Stadt geräumt werden und zu einem für die PDI offenbar attraktiven Preis abgegeben werden. Darauf können rund 40 Wohnungen errichtet werden.
Damit kommt die Stadt dem Unternehmen und Düsterdick entgegen, der eigentlich innerhalb der Außenmauern der Fernsehstudios Wohnungen schaffen und vermarkten wollte. Dafür hat er aber nie das notwendige Baurecht erhalten. Momentan sind dort nur öffentlich-rechtliche Nutzungen wie für den Rundfunk zulässig.
Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat hatten sich jahrelang mit der Frage befasst, ob im Studiogelände Wohnungsbau erlaubt werden soll, wenn der Investor im Gegenzug mit einem größeren Millionenaufwand die Villa saniert. Zunächst war der Gesprächspartner noch der Stuttgarter Projektentwickler Rudi Häussler gewesen. Nach der Insolvenz verschiedenster Firmen in der Häussler-Gruppe kaufte sich dann beim Insolvenzverwalter die Firma PDI ein. Doch je länger die Sache währte, desto entschiedener stellten sich die Stadtverwaltung und die Mehrheit des Gemeinderats auf den Standpunkt, dass der Fremdkörper der Studios ganz aus dem Park entfernt werden müsse.
Bei einer Veranstaltung unser Zeitung im Mai 2012 enthüllten die Bürgermeister Michael Föll sowie Matthias Hahn (SPD/Städtebau und Umwelt) erstmals in dieser Deutlichkeit, dass sie nicht auf Zusammenarbeit mit dem Investor PDI setzten, sondern die Villa ins Eigentum der Stadt bringen wollten, um selbst die Sanierung anzugehen. Die Bürger im Stuttgarter Osten, der Verein Berger Bürger sowie andere Gruppen wie die Initiative Occupy Villa Berg hatten großen Anteil am Zustandekommen des neuen Kurses, nicht nur die Villa zu sanieren, sondern auch den historischen Park. In diesem waren die Studios nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden waren.