Die Grünen in Marbach (Kreis Ludwigsburg) möchten, dass das Parken in der Innenstadt nicht mehr kostenlos ist. Für Anwohner hätte das auch Folgen.
Bis jetzt ist es eine heilige Kuh in Marbach, dass das Parken im öffentlichen Raum keinen Cent kostet, weder für Anwohner noch für Besucher. Angesichts der prekären Haushaltslage der Kommune möchten die Grünen im Gemeinderat nun allerdings an diesem Sakrileg rütteln. Sie fordern, in der Innenstadt Gebühren einzuführen, zumindest an Werktagen von 7 bis 19 Uhr. Anwohner sollen in den entsprechenden Zonen ihre Autos ohne Ticket abstellen können – allerdings nur, wenn sie gegen einen bestimmten Jahrestarif zuvor einen Anrainerausweis erworben haben.
„Wir werden uns mit diesem Vorstoß nicht beliebt machen“, sagt Fraktionschefin Susanne Wichmann. Aber angesichts des Millionenlochs im Etat müsse man jeden Stein umdrehen. Und es reiche nicht, nur den Rotstift bei bestimmten Positionen anzusetzen. Man müsse auch die Einnahmeseite stärken. Grob überschlagen könne man mit der Einführung der Parkgebühren einen sechsstelligen Eurobetrag generieren, prognostiziert Wichmann. Über die konkrete Ausgestaltung müsse man noch sprechen. Der Antrag sei als Diskussionsgrundlage zu verstehen.
Den Grünen schwebt vor, auf den innerstädtischen Parkplätzen an der Stadionhalle, dem König-Wilhelm-Platz, in der Kernerstraße, in der Weimarstraße und auf der Schillerhöhe, in der Grabenstraße vor dem Amtsgericht und dem früheren Norma-Laden, an der Haffnerhalle, in der Kirchenweinbergstraße, am Bahnhof, am Friedhof, am Gerberplatz und entlang der Güntterstraße Gebühren zu verlangen. Wer sein Fahrzeug dort bis zu 30 Minuten abstellt und das via Parkscheibe oder App belegen kann, soll wie gehabt nichts bezahlen müssen.
Dass ausgerechnet das größte Parkhaus der Stadt in der Grabenstraße in der Auflistung fehlt, ist kein Versehen. „Hier gibt es mehrere Eigentümer. Das wäre zu komplex“, erklärt Susanne Wichmann. Zudem bestehe dann an dieser Stelle die Möglichkeit, sein Auto auch längere Zeit kostenfrei abzustellen.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen macht keinen Hehl daraus, dass man bei einem Ja zu dem Antrag in Marbach Neuland betreten würde. „Aber andernorts hat sich das längst etabliert“, sagt sei. Seit 2021 liege es im Hoheitsgebiet der Kommunen, eine Parkraumbewirtschaftung zu orchestrieren. In Tübingen könne man die Gebühren beispielsweise mit dem Smartphone überweisen. Folge man diesem Vorbild, entstünden in der Umsetzung keine übermäßigen Kosten. Ein angenehmer Nebeneffekt von all dem könne sein, dass mehr Menschen aufs Auto verzichten und somit das Klima profitiert.