Bei der Auftaktveranstaltung zur Neckarwelle vor über einem Jahr sprangen einige Mutige bereits in den Fluss. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Eine Surfwelle wäre auf dem Neckar prinzipiell realisierbar. Das hat die Machbarkeitsstudie ergeben. Die Kosten betragen aber 4,2 Millionen Euro.

Stuttgart - Surfen auf Flüssen ist ein Trend geworden. Viele Städte wie Pforzheim, Hannover oder Nürnberg planen derzeit Projekte. München war mit der Eisbachwelle ein Vorreiter – schon vor Jahrzehnten. Wäre das auch etwas für Stuttgart? Surfen auf dem Neckar? Eine Machbarkeitsstudie des Vereins Neckarwelle hat zumindest ergeben, dass der Welle technisch und ökologisch nichts im Weg steht. Im Sportausschuss haben die Vorstandsmitglieder Matthias Bauer und Volker Sellmeier die Ergebnisse vorgestellt. Ein Jahr hat der Verein im Auftrag der Stadt mit Planern, Gutachtern und Behörden geprüft, ob an einem Seitenarm des Neckars in Untertürkheim eine Surfwelle möglich wäre. Aspekte wie den Umwelt- und Denkmalschutz, Lärm, Verkehr, Wasserqualität, Objektvorplanung ließ der Verein untersuchen. Und man führte erfolgreiche Gespräche mit der EnBW, dem Kraftwerksbetreiber.

Lediglich das Landesgesundheitsamt bemängelte die Wasserqualität an der Stelle und riet deshalb weiterhin von Freizeitaktivitäten im Neckar ab. Der Verein hat dazu schon erste Ideen für bauliche und persönliche Schutzmaßnahmen, die er dem Sportamt vorgelegt hat. Dazu gehören Klammern, die Nase schließen. Und Matthias Bauer sagt: „Wir surfen ja in erster Linie auf dem Neckar.“

Die Welle wäre auch ein Aufenthaltsort für Zuschauer

Die Kosten für die Wellentechnik beziffert der Verein auf 2,4 Millionen Euro. Dazu kämen Baunebenkosten von etwa 715 000 Euro sowie 457 600 Euro für die Erschließung des Bereichs. So plant der Verein Sanitäranlagen im Inselbad, eine Terrasse und Zugänge zu der Einrichtung. Insgesamt beliefen sich die Kosten für die auf rund 4,2 Millionen Euro. Dazu kämen jährliche Betriebskosten in Höhe von 135 000 Euro. Diese will der Verein aus den Mitgliedsbeiträgen selbst stemmen.

Kritik gab es von Werner Schüle, dem Vizepräsidenten des Sportkreises Stuttgart, weil er die Welle nicht als Sportstätte ansieht. Deshalb könne die Finanzierung nicht aus dem Sporthaushalt kommen.

Bei vielen Stadträten wiederum stieß das Projekt Neckarwelle dagegen auf große Begeisterung. „Wir Grünen wollen die Welle. Es ist ein faszinierendes Projekt“, sagte Christine Lehmann. Seit Jahren wolle man die Menschen in Stuttgart an den Fluss bringen. Die Finanzierung könne daher aus Mitteln des Projekts „Stadt am Fluss“ kommen. Für sie sei die Wasserqualität die Hauptfrage. Allerdings sehe sie beim Rudern immer wieder mal Kinder, die im Neckar schwimmen. „Das Risiko scheint mir nicht allzu groß.“

Das Projekt könnte Untertürkheim immens aufwerten

Auch die SPD unterstützt die Surfer: „Wir haben großen Respekt vor der Arbeit des Vereins“, sagte Marita Gröger. „Das habe ich noch bei keinem Projekt so erlebt.“ Da seien Fachleute am Werk. Und, es tue der Stadt Stuttgart auch mal gut, „etwas Ungewöhnliches anzupacken“. In Bayern stolpere man ja längst förmlich über Flusswellen. Auch betonte Gröger den Standortvorteil für Untertürkheim: „Das ist ein Bezirk, der es weiß Gott nicht leicht hat.“

Hier wird die Neckarwelle geplant

Von der Idee ist man auch bei der CDU überzeugt. „Es ist ein wahnsinnig tolles Projekt. Das bringt viel Glanz in die Stadt, keine Frage“, sagte Cornelius Kübler. Seine Einschränkung: Die Kosten müsse man kritisch hinterfragen. Christian Walter (SÖS/Linke-plus) gab ihm in dem Punkt Recht: „Das ist eine ordentliche Summe.“ Er warf jedoch ein, dass man bei manchen Kulturprojekten wie der Interimsoper ja längst finanziell in ganz anderen Dimensionen denke. Michael Conz (FDP) fand es zumindest ungewöhnlich, dass die Stadt die Welle komplett bezahlen soll. Bernd Klingler (BZS23) warf ein, dass die Stadt doch schuldenfrei sei.

Gemeinderat muss nun über die Kosten abstimmen

Damit die Neckarwelle kommt, müsste nun der Gemeinderat Anfang 2019 zunächst Planungsmittel in Höhe von rund 452 000 Euro für das Genehmigungs- und Realisierungsverfahren bewilligen – außerplanmäßig. Im derzeit laufenden Doppelhaushalt sind die Mittel nicht enthalten.

So funktioniert die Neckarwelle