Einer der Knackpunkte: Trotz vorhandener Gelder und Planung ist der Hechtkopf am Sicherheitshafen in Bad Cannstatt bis heute nicht umgestaltet. Foto: Gökalp

CDU und Grünen wollen eine Großveranstaltung nach Stuttgart holen. Der Schwerpunkt soll entlang des Neckars liegen und die Nachbarkommunen Esslingen, Remseck und Ludwigsburg mit ins Boot geholt werden.

Stuttgart ist die Großstadt zwischen Wald und Reben – und eine Stadt am Fluss. Diese Tatsache wird allerdings zwischen Hedelfingen und Mühlhausen nur an ganz wenigen Stellen – etwa im Bereich des Max-Eyth-Sees – offensichtlich. Zumeist verbirgt sich der Neckar hinter Bäumen und Buschwerk oder ist durch Straßen verbaut und für die Menschen erst gar nicht erreichbar.

 

Bislang sind keine Erfolge der „Stadt am Fluss“ zu sehen

Vision vom Seilerwasen aus dem Wettbewerb 2017. Foto: Uli Nagel

2015 hat der damalige Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Die Grünen) die Initiative ergriffen und seine Projektideen und Visionen von Stuttgart als „Stadt am Fluss“ medienwirksam im Rahmen einer Schifffahrt präsentiert. Der Gemeinderat war anschließend begeistert und genehmigte unter anderem Mittel für die Projekte Hechtkopf am Sicherheitshafen, Umgestaltung des Neckarufers beim Lindenschulviertel, Wasenufer und Wasenquerung sowie für den Ideenwettbewerb Neckarknie in Höhe von insgesamt 14,5 Millionen Euro. Das Ziel: Umsetzung im Zeitraum 2017 bis 2022. Das einzige Projekt, welches seitdem sichtbar angegangen wurde, ist die Umgestaltung des Lindenschulviertels. Von dem Wettbewerb aus dem Jahr 2017, der attraktive Ergebnisse präsentierte, wurde bisher nichts umgesetzt.

Grund genug für die Gemeinderatsfraktionen der CDU und der Grünen, gemeinsam einen weiteren Anlauf zu starten, um beim Thema „Stadt am Fluss“ für neue Impulse zu sorgen: Stuttgart soll eine Internationale Gartenbauausstellung (IGA) oder eine Bundesgartenschau (BUGA) unter dem Titel „Neckar-Future“ in die Region holen. Dazu sollen Gespräche mit den Nachbarkommunen Esslingen, Remseck und Ludwigsburg aufgenommen werden.

Neckar als Aushängeschild für die Stadt

Den Neckar erlebbar machen. Der Verein Neckarinsel macht’s möglich. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

„Der Neckar ist die gemeinsame Lebensader der Region Stuttgart“, sagt CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Er erfülle wichtige Funktionen für die Natur, für das Klima, den Güter- und Personenverkehr sowie für die Naherholung. „Doch gerade der Aspekt der Naherholung birgt in Stuttgart – im Vergleich zu anderen Städten wie etwa Köln – ein gewaltiges Potenzial nach oben“, so Kotz. Dem Urbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger, eine Stadt am Fluss zu haben, müsse auch Stuttgart stärker gerecht werden. „Der Neckar sollte ein zentrales Element der Stadtbezirke im Neckartal und das Aushängeschild für die ganze Landeshauptstadt werden“, betont Kotz. Ziel sei natürlich auch, dass die Menschen im Neckar wieder baden können.

Björn Peterhoff, Fraktionsvorsitzender der Grünen, verwies auf den Masterplan „Erlebnisraum Neckar“, dessen Ergebnisse und Ziele in den vergangenen zehn Jahren leider nicht umfassend umgesetzt wurden. „Es bedarf nach unserer Überzeugung eines neuen und großen Impulses, um die vielfältigen Planungen und Umsetzungen hin zum erlebbaren Neckar prioritär anzupacken“, so Peterhoff. Hierzu gehöre auch, dass die Entwicklung zur Neckar-City am bisherigen EnBW-Areal in Stuttgart-Ost genauso voran getrieben wird wie die Pläne am Neckarknie.

Gartenschau soll für neue Impulse sorgen

Eine Bewerbung für die Austragung einer IGA oder BUGA würde neue Kräfte mobilisieren und zu einer beschleunigten Umsetzung der bisherigen Projekte und vieler neuer Ideen führen, davon sind Peterhoff und Kotz überzeugt. Aufgrund des großen Zeitrahmens, der etwa 20 Jahre betrage, sollen zudem die bisherigen Projekte des Masterplans um neue ergänzt werden. „Brachflächen oder andere Gebiete am Neckar, die aus stadtplanerischer Sicht einer Aufwertung bedürfen, können im Kontext einer IGA oder BUGA neu entwickelt werden“, so Peterhoff. „Die Schaffung frischer Impulse soll durch die Einbeziehung von Stakeholdern aus den Bereichen Wirtschaft, Sport, Tourismus, Gastronomie und Kultur gewährleistet werden“, ergänzt Alexander Kotz.

Um den regional verbindenden Charakter des Neckars zu stärken und Synergie-Effekte zu aktivieren, soll Stuttgart mit den angrenzenden Kommunen Esslingen, Remseck und Ludwigsburg in einen Austausch treten. Natürlich müsse zunächst in Erfahrung gebracht werden, ob in diesen Kommunen überhaupt Interesse für eine gemeinsame Bewerbung für eine IGA oder BUGA bestehe.

Weitere Prüfaufträge laufen

Die Idee ist nicht ganz neu: Die Bezirksbeiräte aus Hedelfingen und Wangen hatten bereits im Frühjahr vergangenen Jahres die Idee eines Grünflächengesamtkonzepts mit dem Ziel einer Landesgartenschau entlang des Neckars in den Ring geworfen. Und auch beim Verband Region Stuttgart prüft man seit längerem auf Antrag der CDU ebenfalls die Chancen für eine Bundesgartenschau in der Landeshauptstadt. Bleibt abzuwarten, ob und wenn ja, in welcher Form oder auf welchem Weg sich dies vielleicht einmal verwirklichen lässt, verfolgen doch alle ein gemeinsames Ziel: Den Neckar in Stuttgart für die Bürger erlebbarer zu machen.

Gartenschauen in Stuttgart

IGA 1993
Die Internationale Gartenbauausstellung ( IGA) fand vom 23. April bis zum 17. Oktober 1993 statt. Sie war zugleich eine Bundesgartenschau. Der Killesberg und die tiefer gelegenen Ausstellungsflächen waren mit einer knapp 4,5 Kilometer langen Panoramabahn verbunden.

BUGA 1977
Die Bundesgartenschau fand vom 29. April bis zum 23. Oktober 1977 statt. Der Publikumszuspruch war mit sieben Millionen Besuchern auf dem 44 Hektar großen Gelände groß.

BUGA 1961
Die Bundesgartenschau fand zwischen dem 28. April und dem 15. Oktober 1961 in Stuttgart statt. Es war die erste Bundesgartenschau die auf mehreren, räumlich voneinander getrennten Flächen gezeigt wurde. Sie hatte 6,8 Millionen Besucher.

Deutsche Gartenschau 1950
Die Deutsche Gartenschau 1950 fand auf dem Killesberg statt. Sie folgte der Tradition dreier Reichsgartenschauen der Vorkriegszeit von 1933 bis 1939. Gut 1,9 Millionen Besucher erlebten die Gartenschau.

Reichsgartenschau 1939
Die Reichsgartenschau (korrekt als Reichsausstellung des Deutschen Gartenbaues 1939 bezeichnet) folgte der kurzen Tradition von Reichsgartenschauen, erstmals in Dresden (1936) und dann in Essen (1938). Sie wurde am 22. April 1939 eröffnet, mit 4,5 Millionen Besuchern innerhalb von vier Monaten war sie ein Besuchermagnet.