Der Uferbereich zwischen König-Karls-Brücke und Camping-Platz wird für rund 30 Millionen Euro umgestaltet. Doch die Umsetzung des Projekts dauert mindestens acht Jahre.
Stuttgart ist die Großstadt zwischen Wald und Reben – und eine Stadt am Fluss. Diese Tatsache wird allerdings nur an ganz wenigen Stellen – etwa am Max-Eyth-See – offensichtlich. Zumeist verbirgt sich der Neckar zwischen Mühlhausen und Hedelfingen hinter dichtem Buschwerk oder ist durch mehrspurige Straßen für die Menschen erst gar nicht erreichbar.
Die gute Nachricht: Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Jahrzehnten jede Menge Ideen für eine „Stadt am Fluss“ gesammelt. Die schlechte Nachricht: Umgesetzt wurde wenig bis gar nichts. Obwohl einige Projekt bereits durchgeplant und sogar finanziert sind, mit einer zügigen Realisierung hat die Landeshauptstadt offenbar so ihre Probleme. Bestes Beispiel ist der Hechtkopf. Die kleine Halbinsel beim Sicherheitshafen an der Hofener Straße in Bad Cannstatt soll für Spaziergänger begehbar gemacht werden. Mehr nicht. Doch seit Jahren schiebt die Stadt die Umsetzung vor sich her.
Riesige Kostensteigerung
Jetzt wurde mit der Neugestaltung des Wasenufers dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik ein weiteres, diesmal sogar richtig teures Projekt aus dem Themenkomplex „Masterplan Erlebnisraum Neckar“ auf den Weg gebracht. Geplant ist, zwischen der König-Karls-Brücke und dem Camping-Platz am Wasen den heutigen Weg, der sowohl von Radfahrern wie auch Passanten benützt wird, im großen Stil umzubauen. Doch wie beim Thema „Stadt am Fluss“ üblich, müssen sich die Bürgerinnen und Bürger in Geduld üben.
Denn laut Verwaltung wird es wohl 2032, bis das Projekt fertig sein wird. Das prognostizierte Preisschild hat es zudem in sich: rund 30 Millionen Euro. Dabei wurden beim Projektbeschluss 2019, der zugegebenermaßen auch schon wieder fünf Jahre auf dem Buckel hat, die Kosten noch mit lediglich 12,5 Millionen Euro beziffert.
Immer mehr Radfahrer unterwegs
Doch die Stadt musste vor allem der Entwicklung des Radverkehrs in diesem Bereich Rechnung tragen. Die angrenzende Zählstelle an der König-Karls-Brücke registriert seit 2019 mehr als eine Millionen Radfahrende jährlich und an der Inselstraße konnte 2022 ein Zuwachs von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt werden. Den Vorschlag der Stadtplaner, deshalb einen separaten Radweg auf dem Neckardamm mit einer Breite von drei Metern zu bauen, fanden die Fraktionen jedoch immer noch als zu schmal. Sie plädierten für vier Meter, was den Dimensionen eines Radschnellwegs entspricht. Der soll jedoch laut Stadtplanungsamt auf der anderen Neckarseite in Stuttgart-Ost einmal gebaut werden und dann als offizielle Radschnellwegverbindung zwischen Esslingen und Stuttgart dienen. Wann das der Fall sein wird? Frühestens in zehn, elf oder gar zwölf Jahren.
Auch die Wasenquerung dauert
Neben den Umplanungen als Grund für die massive Kostensteigerung trägt auch die allgemeine Baupreisentwicklung mit dazu bei, dass die Aufwertung des Wasenufers schlussendlich mehr als 30 Millionen Euro kostet. Dennoch ist dies nur ein Teil des Themas „Stadt am Fluss“ in diesem Bereich. Bekanntlich entsteht auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal ein neuer Wohn- und Gewerbepark, in dem einmal bis zu 5000 Menschen leben und arbeiten werden. Um deren „Sehnsucht nach dem Neckar“ zu stillen, soll deshalb eine attraktive Wasenquerung in enger Absprache mit in.Stuttgart, unter deren Fittiche das Wasengelände sich befindet, gebaut werden. Erste Ideen wurden bereits im Bezirksbeirat Bad Cannstatt vorgestellt. Doch mit der Umsetzung ist frühestens in zehn bis 15 Jahren zu rechnen.